und der sizilianische Dieb
oben einen Blick darauf haben können.«
Sie standen auf und gingen zu der Straße, die um die Hausrückseite herumführte. Sie spazierten ein paar Schritte weiter und sahen erstaunt, daß die Häuser direkt am Fuß des Berges begannen.
»So nahe!« rief Mrs. Pollifax. »Aber es ist so - so schäbig!«
Farrell lachte laut auf. »Haben Sie etwa amerikanische Verhältnisse erwartet? Schöne neue Einfamilienhäuser mit Garagen und gepflasterter Einfahrt?«
Ein Pfad führte abseits der Straße zu dem kleinen Dorf, das aussah, als stünden seine primitiven Häuser schon seit Jahrhunderten hier. Sie bildeten zwei lange Reihen, waren einst weiß getüncht gewesen, jetzt aber dunkel und fleckig vom Alter.
Sie säumten eine ungepflasterte Straße, auf der ein paar Kinder spielten, viele Hühner im Dreck pickten und ein Hund im Schatten schlief. Hinter den Häusern grünten Felder in der Maisonne, doch mehr konnten sie nicht sehen, weil ihnen der Olivenhain, der links von ihnen den Hang hinunter verlief, die Sicht auf diese Seite versperrte. Nur ein großer Teich war in der Ferne zu erkennen und mehrere Anbauten hinter den Häusern, die jedoch zu klein für Scheunen waren. Der einzige neuere Bau war ein längliches, kasernenähnliches Gebäude zwischen ihnen und dem Dorf, an dessen Tür eine eiserne Glocke hing. Die Betrachter hätten unmöglich zu sagen vermocht, ob es sich um eine Schule, eine Kirche oder ein Lagerhaus handelte. Jenseits der Häuserreihen begrenzte eine hohe Mauer den Besitz mit einem geschlossenen Holztor zur Dorfstraße hin.
»Sie unterstützt es offensichtlich nicht besonders gut«, sagte Mrs. Pollifax feststellend.
»Sehen Sie sich nur die Häuser an!
Man sollte doch meinen, sie könnte den Leuten ein paar Kanister Farbe zur Verfügung stellen!«
Farrell blickte sie überrascht an. »Aber das ist eine richtige, gut funktionierende Farm, Herzogin. Franca ist eine geschickte Managerin.«
Jetzt blickte Mrs. Pollifax ihn erstaunt an. »Ich hatte vergessen, daß Sie in Sambia Landwirtschaft betrieben, als Sie mit den Freiheitskämpfern zusammengearbeitet haben.«
»Und Sie, teure Herzogin, verstehen gar nichts von Landwirtschaft. Franca hat ihr Geld für wirklich wichtige Dinge ausgegeben. Sehen Sie den Teich? Das ist ein Regenwasserreservoir für die Trockenzeit. Und wenn Sie genauer hinschauen, sehen Sie, daß es hinter jedem Haus Zisternen gibt und Wasserrohre, die zu ihnen führen. Diese Außenmauer ist auch ausgebessert. Ich weiß nicht, wie viele Morgen sie umschließt, aber so eine Mauer muß ein Vermögen gekostet haben. Und sehen Sie sich diese Dächer an, sie sind nicht alt und sie sind bestimmt dicht!« Er deutete auf mehrere Häuser. »Und diese Bäume rechts von uns, die uns die Sicht versperren, sind Zitronenbäume. Und mehr noch: Es muß auch einen Traktor geben, ich sehe seine Reifenspuren neben dem Weizen-oder Hirsefeld.«
»Ich entschuldige mich«, sagte Mrs. Pollifax demütig.
»Ich bin sehr beeindruckt - Sie sollten es ebenfalls sein. Geflügel, Weizen, Oliven, Zitronen, vor allem aber dieses Reservoir. Und jetzt interessiert mich, was das für ein Vermögen ist, das Francas Großvater ihr hinterlassen haben muß. Das erinnert mich«, er warf einen Blick auf seine Uhr, »ich möchte mich rasieren, ehe wir losziehen; und das bedeutet, daß ich mir von irgend jemandem einen Rasierapparat ausborgen muß.«
»Es könnte Stunden dauern, bis wir einen finden«, sagte Mrs. Pollifax lächelnd, während sie zum Haus zurückkehrten.
In der Küche war Igeia noch beim Kochen, und Kate deckte den Tisch. »Wie geht's Ihrem Knöchel, Farrell?« erkundigte sie sich höflich.
Er blickte sie mißtrauisch an. »Sie tragen heute einen Rock.«
»Ja.«
»Wir wollen uns, sobald es dunkel ist, heimlich in Vicas Haus nach Aristoteles umsehen.
Und ich brauche einen Rasierapparat.«
»Nach dem Mittagessen«, sagte Kate. »Offenbar geht es Ihnen besser. Norinas Kräuter haben große Heilkraft, sie ist einmalig!«
»Ich werde mich besser fühlen, wenn es erst Abend ist«, murmelte Farrell. »Der Gedanke, den ganzen Nachmittag nur herumzusitzen und nichts zu tun, treibt meine Temperatur allein schon hoch.«
»Ich nehme nicht an, daß Sie Poker spielen?« fragte Kate.
»Sie nehmen was nicht an?« entgegnete er gekränkt. »Soll ich es Ihnen beweisen? Das heißt, falls Sie was davon verstehen.«
Kate grinste. »Ich spiele Poker und gut noch dazu!«
»Das werden Sie mir beweisen
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