und der sizilianische Dieb
Ambrose Vica einen Besuch abgestattet?«
»Ja.« Sie berichtete ihm in allen Einzelheiten darüber.
»Hört sich ganz so an, als hätte er Ihnen eine Sondervorstellung geboten. Hat - wie heißt sie doch gleich? - sie Sie begleitet?«
»Sie heißt Kate Rossiter«, frischte sie seine Erinnerung auf. »Nein, sie hat im Wagen auf mich gewartet.«
Er nickte zufrieden. »Ich finde es ganz gut, daß Sie mit ihm gesprochen haben. Wenn er weiß, daß ich ihn nicht einfach im Stich gelassen habe und was mir passiert ist, gewinne ich Zeit.«
»Wofür?«
»Um Mister und Mrs. Davidson zu suchen - oder Aristoteles, der kein Hirngespinst oder Fieberwahn war, das dürfen Sie mir glauben!« Er beugte sich näher zu ihr vor. »Herzogin, wir müssen miteinander reden. Diese Julius-Cäsar-Sache ist nicht halb so wichtig, wie Aristoteles zu finden, ehe er noch mehr Leute umbringt, vor allem mich. Ich will ihn finden und werde alles daransetzen.«
Sie nickte nachdenklich. »Ich bin mir sicher, wenn er in Sizilien ist, wird er unentdeckt bleiben wollen. Also wird die Suche nach ihm mit der nach einer Nadel im Heuhaufen vergleichbar sein. Dennoch...« Sie runzelte die Stirn. »Wider alle Logik habe ich beschlossen, Ihnen zu glauben, daß es tatsächlich Aristoteles war, den Sie gesehen haben.
Zwar begreife ich nicht, wie es möglich ist, daß er hier ist, statt in sicherem Gewahrsam in einer französischen Strafanstalt, aber Sie kannten ihn ebenfalls, und wenn Sie ihn gesehen haben, dann muß er hier sein - zumindest bis das Gegenteil bewiesen ist«, fügte sie hinzu.
»Glauben Sie, daß er bei Ambrose Vica gewohnt hat?«
Farrell zog die Brauen hoch. »Als ich ihm begegnete, war er gerade am Gehen, aber da wollte er ja seine Frau zum Flughafen bringen. Ich kann es wirklich nicht sagen. Ganz sicher aber hat er bei Vica zu Mittag gegessen, infolgedessen müssen sie einander kennen. Vica könnte ihn irgendwo versteckt haben - möglicherweise in seinem Haus. Ich habe zwar zweimal dort übernachtet, ihn jedoch nicht gesehen. Aber es ist ein sehr geräumiges Haus.«
»Sie haben immer noch erhöhte Temperatur«, ermahnte sie ihn, »und da draußen ist es gefährlich, Farrell!«
»Ich weiß... Ich bin auch bereit, mich heute tagsüber noch zu erholen, denn ich bin die Humpelei verdammt leid, und ich brauche einen klaren Verstand. Aber ich faulenze nur bis heute abend, Herzogin. Ich kann es mir nicht leisten, eine Nacht zu vergeuden, die einzige einigermaßen sichere Zeit, um zu spionieren. Werden Sie mir helfen?«
»Selbstverständlich. Was haben Sie vor?«
»Zweierlei. Ich will erstens dieses Haus wiederfinden, in dem man auf mich geschossen hat, und zweitens noch einmal versuchen, an dieses Julius-Cäsar-Dokument heranzukommen -
falls es existiert... Ich habe darüber nachgedacht, auch über die beiden Männer, die mich dort erwartet und bis Erice verfolgt haben. Sehr mysteriös. Wie das Haus hier. Wußten Sie, daß der Generator die ganze Nacht summte? Ich bin einmal aufgewacht und habe ihn gehört. Er befindet sich irgendwo unter uns, wahrscheinlich im Keller.«
Sie schüttelte verneinend den Kopf. »Ich habe zu fest geschlafen, bis mich gegen sechs Uhr Männerstimmen unterhalb des Fensters weckten. Aber was sollte an einem Generator mysteriös sein?«
»Nun, für uns lief er jedenfalls nicht, wir mußten uns mit Kerzen zufriedengeben!«
»Na gut. Aber weshalb wollen Sie in das Haus zurückkehren, wo man auf Sie geschossen hat? Das ist doch etwas arg verwegen!«
Er grinste. »Weil mir während meiner tiefschürfenden Überlegungen heute morgen klargeworden ist, daß ich keinen Grund habe, noch länger in Sizilien zu bleiben, wenn ich mit leeren Händen zu Ambrose Vica zurückkehre.«
»Er würde seinen Auftrag zurückziehen?«
»Er hätte das Recht dazu. Wenn ich mich jedoch noch einmal an den Safe mache, Raphaels Haus durchsuche und das Cäsar-Dokument finde...«
»Stehlen, wollen Sie sagen?«
Er ignorierte ihre Bemerkung. »... das Cäsar-Dokument finde«, wiederholte er, »könnte ich mich in Ambrose Vicas Haus noch wochenlang etablieren, während ich all die verschiedenen Tests durchführe, um die Echtheit festzustellen: die Tinte, das Papier -
wahrscheinlich Papyrus, nicht Pergament - und so weiter. Ich werde darauf bestehen, daß ich Sie mitbringen darf - als meine Tante. Was gäbe es für ein besseres Hauptquartier für eine Suche nach den sogenannten Davidsons?«
Sie lächelte. »Eine verlockende Idee, aber das
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