und der sizilianische Dieb
Erfahrung hat, das verspreche ich euch!«
»Ich werde mir verdammte Sorgen machen - wie üblich«, sagte Cyrus, »aber auch ich mag Farrell. Kannst du in zwanzig Minuten packen, Emily?«
»In fünfzehn«, antwortete sie, »und wenn du nicht im Wohnzimmer wärst, Cyrus, würde ich dich umarmen.«
»Auch das muß warten«, sagte Bishop. »Fangen Sie an zu packen. Wenn Sie Cyrus am Flughafen absetzen, wird ein Privatflieger für Sie bereitstehen, und Sie werden ausgerufen.«
Jetzt, sieben Stunden später, war Mrs. Pollifax noch nicht weiter als bis Virginia gekommen, wo man ihr einen schwarzen Mantel und Hut ausgehändigt und sie zu einer mysteriösen Beerdigung gesandt hatte, um Fotos zu machen. Nun fuhr Bishop sie in einer schwarzen Limousine zurück zum Hauptquartier, und sie würde endlich erfahren, wohin sie reisen sollte, warum Farrell nicht in Mexiko City war, wo er eigentlich sein sollte, und wie eine Beerdigung mit seinen Schwierigkeiten zusammenhing, die so groß waren, daß er ein SOS
ans Department gesandt hatte. Ein wenig verärgert dachte sie, daß es wie eine Schatzsuche war, so von einem Ort zum anderen geschickt zu werden, ohne etwas Näheres zu wissen.
Inzwischen war es bereits vierzehn Uhr und höchste Zeit, das Rätsel zu lösen. »Sind wir bald da?« fragte sie. »Ich erwähne es ungern, Bishop, aber mir ist kalt - außerdem bin ich alles andere als trocken.«
»Noch anderthalb Kilometer«, antwortete Bishop. »Bedauerlicherweise ist die Heizung dieser eleganten Pullmanlimousine defekt. Vielleicht tröstet es Sie zu hören, daß ich nicht weniger friere.«
Mrs. Pollifax konnte sich eine spitze Bemerkung nicht verkneifen: »Ein Privatflugzeug, eine Pullmanlimousine, jemand, der für Cyrus einspringt, sowie eine Reise nach Europa, und all das für Farrell, obwohl er gar nicht für Sie arbeitet?«
Bishop sagte leicht indigniert: »Sie wissen verdammt gut, daß wir ihn zurückhaben wollen.
Er ist noch nicht mal vierzig, also zu jung für den Ruhestand. Natürlich hoffen wir, daß Sie ihm eingehend klarmachen, was wir alles für seine Sicherheit und Bequemlichkeit tun. Er hinterläßt eine Lücke.«
Das ist wahr, dachte Mrs. Pollifax und lächelte, als sie sich an ihre erste Begegnung mit Farrell in Mexiko vor noch gar nicht so langer Zeit erinnerte. Wie schockiert sie gewesen war, als sie festgestellt hatte, daß sie an einen Mann gefesselt worden war, der ein Held aus einem zweitklassigen Abenteuerfilm hätte sein können. Ein knallharter, gutaussehender Bursche hatte sie damals mißbilligend gedacht. Aber da war sie ja noch ein Greenhorn aus New Brunswick, New Jersey, und noch völlig unerfahren darin gewesen, betäubt, gekidnappt und gemeinsam mit einem Fremden an einen Pfosten gefesselt zu werden.
Danach hatte sie zwei sehr lehrreiche Wochen in einer Zelle in Albanien zugebracht, während denen sie verzweifelt überlegt hatte, wie sie mit dem schwerverwundeten Farrell und dem geheimnisvollen Fremden aus der Nebenzelle fliehen konnte.
Die Tatsache, daß ihr das schließlich mit ziemlichem Elan so jedenfalls hatte es Carstairs genannt - geglückt war, hatte sich als der Anfang eines abenteuerlichen Lebens und einer neuen Karriere erwiesen, die sie nicht mehr missen wollte.
Jetzt fragte sie sich, wen in aller Welt Carstairs so im Handumdrehen finden konnte, der sie nach Europa begleitete, und sie wünschte sich fast inbrünstig, er würde niemanden finden.
Sie fragte sich auch, weshalb Farrell überhaupt dort war Sie hatte deutlich die Visitenkarte vor Augen, die seinen Weihnachtsgrüßen beilag: Signor J. Sebastian Farrell, Galeria des Artes & Antiguaüas, Calle el Siglo 20, Mexiko City ...
Zwanzig Minuten später betraten sie Bishops Büro hoch oben im CIA-Gebäude. Bishop streckte die Hand aus und sagte: »Die Kamera, bitte, ich will sie gleich ins Fotolabor bringen, bin sofort zurück.«
Mrs. Pollifax zog den schwarzen Mantel aus, langte in ihre Umhängetasche und holte das scheinbare Handtäschchen heraus, das sie bei der Beerdigung dabeigehabt hatte.
»Raffiniertes Ding«, sagte sie und reichte es ihm. »Wir haben es ja auch mit raffinierten Gaunern zu tun«, antwortete er grinsend. Er schob das Handtäschchen vorsichtig in einen Plastikbeutel und deutete zur Verbindungstür. »Gehen Sie schon hinein, Carstairs erwartet Sie mit heißem Kaffee«, fügte er noch hinzu, ehe er auf den Korridor verschwand.
Fröstelnd murmelte Mrs. Pollifax: »Wundervoll!« Sie betrat Carstairs
Weitere Kostenlose Bücher