und der sizilianische Dieb
Haus, in das Sie einbrachen, ist diesmal vielleicht nicht leer.«
»Das war es das letzte Mal auch nicht«, erinnerte er sie.
»Doch bei meinem nächsten Besuch werde ich eine Pistole dabeihaben - übrigens, ist Ihnen aufgefallen, daß diese Villa Franca eine Festung ist, und wie viele Schußwaffen es hier gibt?
Auch das ist ziemlich mysteriös.«
»Banditen«, sagte Mrs. Pollifax und wiederholte, was ihr Kate erzählt hatte. »Ich nehme an, Sie werden bei diesem Einbruch ein oder zwei Komplizen brauchen, zum Beispiel mich und ›Wie-heißt-sie-doch-gleich?‹ « Sie zwinkerte ihm zu.
Widerwillig gab er zu: »Nun, sie schießt wirklich gut. Sie soll ruhig mitkommen, schließlich ist es ja ihr Wagen.«
»Und der zweite Punkt auf Ihrer Liste?«
»Oh, das ist das Allereinfachste. Und das Wichtigste. Wir können es auch heute nacht erledigen«, sagte er. »Ich möchte, daß Sie sich, wenn es dunkel ist, in Vicas Haus umsehen, um herauszufinden, ob sich die Davidsons dort versteckt halten. Vielleicht auch nur die Frau.
Ich kenne die Zimmeranordnung, und Ambrose macht sich nicht die Mühe, die Vorhänge zuzuziehen - oder Strom zu sparen.«
»Wie schön, daß es dort überhaupt Strom gibt! Ich habe zum Glück leichte Schuhe mit Gummisohlen dabei. Sonst noch was?«
Ein wenig verlegen sagte er: »Mein Koffer ist in Vicas Haus, in dem Zimmer gleich neben dem Balkon im ersten Stock. Ich kann diesen Malerkittel nicht mehr sehen, nicht nur, weil er vor Schmutz schon fast allein stehen kann. Ich dachte, ich hole mir ein paar frische Sachen, während wir herumspionieren.«
»Also, dann sagen wir, heute abend.«
Als sie Franca aus der Küchentür treten sah, flüsterte sie: »Da kommt Franca. Fühlen Sie sich gut genug, mit ihr zu plaudern?«
»Nachdem sie mich des Phantasierens bezichtigt hat? Nicht ohne erkennbare Feindseligkeit.«
»Ich habe Ihren Garten bewundert«, rief ihr Mrs. Pollifax zu. »So schöne Blumen - und der herrliche Duft!«
Franca bedankte sich für dieses Kompliment, indem sie stehenblieb. »Leider ist Wasser hier knapp, deshalb beschränken wir uns auf heimische Blumen und Kräuter, wie Sie sehen können. Abgesehen von ein paar Gladiolen und den Tomaten.«
»Natürlich - Kamille - Ringelblumen - Borretsch - Gänseblümchen...« Mrs. Pollifax lächelte sie an, an das grüne Haar hatte sie sich inzwischen gewöhnt. »Ich würde so gern Ihre andere Arbeit sehen - Ihre Bilder, wissen Sie -, natürlich nur, wenn es Ihnen recht ist. Ich glaube, Farrell würde sie auch gern sehen.«
Franca klang fast erschrocken, als sie sagte: »Oh... Wissen Sie - das ist... Momentan lieber nicht, und...« Sie verstummte verlegen. Hastig fragte sie: »Soll ich Ihnen einen Stuhl bringen? Jemand hat den zweiten offenbar irgendwo anders gebraucht.«
Mrs. Pollifax versicherte, daß ihr der dreibeinige Hocker genügte.
Franca nickte zufrieden. »Ich muß zu meiner Arbeit zurück.«
»Zu Ihrer Kunst«, sagte Farrell. »Ja, natürlich. Haben Sie das auch schon in den Staaten gemacht, bevor Sie hierherkamen?«
Franca wirkte belustigt. »Ich war in der Werbung tätig und für die Toasty-Cozy-Anzeigen zuständig. Lunch gibt's um zwölf«, rief sie forteilend über die Schulter zurück und durchquerte den Garten zu dem Anbau mit den Oberlichtern, der offenbar ihr Atelier war.
Mrs. Pollifax bemerkte, daß es verschlossen gewesen war, denn Franca zog einen Schlüssel aus ihrem Kittel und schloß auf. Einen Augenblick später war sie darin verschwunden.
Mrs. Pollifax fühlte sich etwas brüskiert und sagte: »Sie scheint sehr empfindlich zu sein, was ihre Malerei betrifft.«
»Weil es wahrscheinlich Kitsch ist. Bukolische sizilianische Landschaften, vermutlich.
Bauern, die ihre Äcker bestellen. Oder Bilder von diesen kleinen sizilianischen Karren, in denen sie in Palermo Touristen herumfahren.«
»Seien Sie nicht zynisch«, rügte sie ihn. »Falls ihr Großvater ihr nicht doch ein Vermögen vererbt hat, unterhält Franca mit ihrer Arbeit ein ganzes Dorf, und in diesem Fall muß sie erstaunlich gut sein. Sie hätten hartnäckig sein sollen. Immerhin haben Sie eine Galerie und verkaufen Bilder.«
»Sie unterhält ein ganzes Dorf!« echote Farrell. »Wollen Sie mich auf den Arm nehmen?«
»Das hat mir Kate erzählt. Es ist das Dorf am Fuß des Berges, von hier aus nicht zu sehen.«
»Ich möchte es aber sehen«, sagte Farrell. »Ich weiß zwar, daß ich meinen Fuß noch schonen soll, aber man muß doch von irgendwo hier
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