und der sizilianische Dieb
Geheimnis bleiben müssen.«
»Wenn das so ist«, sagte Franca ernst, »machen Sie mir ein großes Geschenk - mit Ihrem Schweigen.«
»Vielleicht ein Hochzeitsgeschenk?«
Franca sagte augenzwinkernd: »Das werden wir noch sehen. Sie haben mir jedenfalls gute Gründe genannt, Ambroses Antrag anzunehmen. Ich glaube, er wird mich heute wieder fragen, darum werde ich jetzt über das, was Sie mir sagten, eingehend nachdenken.«
Mrs. Pollifax lächelte verstehend. »Dann überlasse ich Sie jetzt Ihren Überlegungen und wünsche Ihnen, daß Sie die beste Entscheidung für sich finden.«
»Danke, Mrs. Pollifax, oder - Emily?«
»Ja, Emily ist viel besser.« Sie gab Franca die Hand und ging.
Als sie nach dem Mittagessen mit Reservierungen für den morgendlichen Flug nach New York vom Flughafen zurückkehrten, stand ein brauner Fiat vor dem Haus. »Den kenne ich!«
sagte Farrell. »Es ist Vicas Wagen, den ich in Erice stehenlassen mußte.«
Als Kate daneben parkte, kam Mr. Vica aus dem Haus. Er wirkte benommen, und als er sie bemerkte, nickte er nur, stieg in seinen Wagen und fuhr sogleich zum Tor. Sie hat ihm einen Korb gegeben, dachte Mrs. Pollifax bestürzt und eilte Kate und Farrell voraus in die Küche.
Sie fragte sich, ob sie Franca melancholisch oder erleichtert vorfinden würde. Statt dessen saß sie blicklos vor sich hinstarrend am Tisch und wirkte ebenso benommen wie Mr. Vica.
»Franca, wir sind wieder da! Ambros Vica war hier?«
Franca erwachte mit einem eigenartigen Lächeln aus ihrem entrückten Zustand. »Ich habe ihm mein Jawort gegeben, Emily... Wir werden in Paris heiraten. Gleich nächste Woche -
bevor ich es mir anders überlege, hat er gesagt.«
Mrs. Pollifax schmunzelte; kein Wunder, daß Mr. Vica benommen gewirkt hatte. »Und sind Sie glücklich?«
Franca blickte sie nachdenklich an. »Es überrascht mich selbst, aber ja, ich glaube, ich bin sehr glücklich. Ich werde natürlich Schuhe tragen müssen«, sagte sie spitzbübisch lächelnd.
»Aber ansonsten, sagt Ambrose, möchte er nicht, daß ich mich auch nur im geringsten ändere.« Plötzlich lachte sie laut auf. »Er sagt sogar, ich soll meine Perücken nach Paris mitnehmen - falls ich möchte -, ich mache damit vielleicht Mode. Ich und Mode machen!«
»Ich glaube, ich mag diesen Ambrose Vica sehr«, sagte Mrs. Pollifax warm und entschuldigte sich in Gedanken bei ihm, daß sie anfangs gefunden hatte, er sehe wie ein Gangster aus. Vor ihrem inneren Auge entstand bereits ein Bild von Franca in Paris, in New York, in Rom, an der Riviera, und sie hörte die Leute murmeln: »Das ist diese wundervoll exzentrische Mrs. Vica - ausnahmsweise keine Schönheit aber ein echtes Original«. Dieses Bild gefiel ihr.
Ebensogut gefiel ihr der Gedanke, daß sie Cyrus in achtundvierzig Stunden wiedersehen würde. Sie hatte ihm so viel zu erzählen - aber nicht alles, erinnerte sie sich - doch immerhin fast alles.
17
Zwei Wochen später, als sie zu ihrem Geburtstag von Chicago nach Hause zurückkehrte,
erhielt Mrs. Pollifax zwei interessante und unerwartete Nachrichten. Ein Telegramm aus
Mexiko City wurde ihr zugestellt, während sie und Cyrus sich noch ein wenig Zeit beim
Morgenkaffee nahmen. Es lautete: MUSS LEIDER BERICHTEN HERZOGIN DASS MEIN
CHARME VERSAGTE STOP KATE KEHRTE GESTERN ZUR ARBEIT ZURÜCK LIESS
JEDOCH EINEN KOFFER MIT KLEIDUNG HIER STOP FRAGE IST DAS EIN GUTES
ZEICHEN STOP BESUCHT MICH BALD IHR ZWEI UND TRÖSTET MICH STOP ALLES
LLEBE FARRELL.
»Klingt nicht, als ob sein Herz gebrochen wäre«, sagte Cyrus, als sie es ihm vorgelesen
hatte. »Möglicherweise ist er sogar erleichtert.«
»Das läßt sich schwer sagen«, entgegnete sie nachdenklich und las das Telegramm noch
einmal. »Sie waren alle zwei nicht dafür bereit, glaube ich. Deshalb reagierten beide so
verärgert - ja fast feindselig - auf ihre Gefühle.«
»Schlechtes Timing?« fragte Cyrus.
Sie nickte bejahend. »Es könnte vermutlich nicht schlechter sein. Da ist Kate, jünger, sehr ehrgeizig, und sie darf endlich die Arbeit tun, die sie immer ersehnt hat. Und da ist Farrell, der dieser gleichen Arbeit müde ist und sie aufgegeben hat, um sich niederzulassen und
seine Galerie zu genießen.« Mrs. Pollifax lächelte. »Aber dieser zurückgelassene Koffer ist sehr bedeutungsvoll.«
»Stimmt«, sagte Cyrus ihr beipflichtend. »Ich mag Farrell...
Wie wär's mit einem Antworttelegramm, das ihn unseres Mitgefühls versichert?«
»Unbedingt.« Sie hatte es gerade
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