und der sizilianische Dieb
Als sie den Garten erreichten, stand Igeia noch an der Tür. Sie betraten die Küche, und jetzt wurde Mrs. Pollifax die Ironie der Situation bewußt: Farrell hatte sich abgemüht, Aristoteles zu finden; sie drei waren verfolgt worden und man hatte auf sie geschossen, und plötzlich wurde er ihnen frei Haus geliefert ausgerechnet in einem Heuwagen!
Sie boten Aristoteles keinen Platz an, aber auch niemand von ihnen setzte sich. Sie stupsten ihn in eine Ecke und hielten etwa drei Meter Abstand. »Nun?« fragte Mrs. Pollifax.
Aristoteles sagte steif, als verursache ihm jedes Wort Pein: »Ich wußte niemanden sonst. Ich brauche Hilfe.«
» Hilfe?« wiederholte Farrell verständnislos, und er sah aus, als brächte er kein weiteres Wort hervor, was Mrs. Pollifax eine zwar verständliche, aber wenig produktive Reaktion erschien.
So fragte sie in freundlichem Ton: »Was meinen Sie mit Hilfe?«
»Hilfe«, wiederholte er.
Kate wirkte verwirrt. »Warum?« fragte sie.
»Sie sind hinter mir her. Männer. Einer heißt Raphael.«
»Peppino«, sagte Mrs. Pollifax leise, ohne den Blick von Aristoteles zu nehmen. »Verstärken Sie lieber die Wachen an beiden Toren.«
Peppino rief Igeia draußen etwas zu. »Sie wird sich darum kümmern«, versicherte er. »Ah, hier ist Franca - gut!«
»Was wollen die Männer von Ihnen?« fragte Mrs. Pollifax.
»Sie haben eine Liste - eine lange!« stieß er hervor. Neugierig sagte sie: »Eine Liste von Leuten, die Sie töten sollen? Aber Sie haben doch bereits so viele getötet. Und mich gestern fast auch!«
Er blickte sie spöttisch an. »Glauben Sie wirklich, daß Sie noch am Leben wären, wenn ich Sie tatsächlich töten wollte?«
Mrs. Pollifax blickte ihn nachdenklich an, aber Farrell, der sich wieder gefaßt hatte, sagte scharf: »Er führt was im Schilde, passen Sie auf!«
»Das tue ich«, beruhigte ihn Mrs. Pollifax. »Aber er ist unbewaffnet und allein! Aristoteles -
Mister Bimms, richtig? -, warum sind Sie hier?«
»Ich sagte Ihnen doch, daß ich Hilfe brauche!« erwiderte er gereizt. »Sie sind hinter mir her.
Diese - diese Hundesöhne verfügen einfach über mich!«
» ›Verfügen‹ über Sie - heißt das, sie wollen, daß Sie bestimmte Personen töten?«
Er nickte zustimmend.
»Sie haben einen beachtlichen Ruf als Killer, ist es da so erstaunlich? Sie haben erschreckend viele wichtige Persönlichkeiten erschossen und unendliches Leid verursacht.«
»Ja, natürlich«, entgegnete er ungeduldig. »Darum war ich ja im Gefängnis.«
Betroffen blickte sie ihn an, dann versuchte sie es noch einmal. »Erzählen Sie uns, wie Sie hierhergekommen sind.«
»Hab' ihren Wagen gestohlen - einen von ihren. Er steht noch draußen, hinter der Mauer.
Wollte gerade über die Mauer klettern, als der Heuwagen kam. Erschien mir als gutes Versteck. Im Heu.« Und er wiederholte: »Sie sind hinter mir her! Wußte nicht, wohin sonst!«
»Aber was wollen Sie von uns?« fragte sie.
»Ich will zurück!«
»Zurück?« Farrell starrte ihn verblüfft an. »Ich dachte. Sie sind gerade erst weg.«
Mrs. Pollifax warf Farrell einen rügenden Blick zu. »Wohin zurück, Mister Bimms?«
»Sagte ich doch. Ins Gefängnis. Ich hab' nie darum gebeten, daß sie mich rausholen.«
»Sie wollen ins Gefängnis zurück?« Farrell blinzelte verwirrt.
Aristoteles bedachte ihn mit einem eisigen Blick. »Ich arbeite immer allein, das müßten Sie wissen! Laß mich kontaktieren, erfahre, wen ich erledigen soll. Alles andere ist allein meine Sache. Keine Einmischung, keinen weiteren Kontakt, seh' die Auftraggeber nie wieder.
Bekomm' mein Honorar auf ein Schweizer Bankkonto, sobald der Auftrag durchgeführt ist.
Aber diese stinkreichen Bastarde glauben, sie wissen alles besser, kommen mit einem Rat nach dem anderen, sagen mir wie und wann. Nichts als Fragen und dummes Geschwätz.«
»Sie wären tatsächlich lieber im Gefängnis!«
» Hab' ich doch gesagt!« sagte er verdrossen. »Hab' immer alles selber ausgearbeitet!
Sorgfältig! Aber diese Idioten, diese Hundesöhne...«
Mrs. Pollifax hatte das Gefühl, daß er voll Verachtung auf den Boden gespuckt hätte, wäre er nicht in einem fremden Haus gewesen.
Die gleiche Verachtung sprach aus Farrells Ton. »Als nächstes behaupten Sie wahrscheinlich auch noch, daß Sie rehabilitiert sind, niemanden mehr umbringen wollen und alles bitter bereuen?«
Das brachte Farrell einen eisigen Blick ein. »Zum Teufel mit Ihnen!«
Farrell nickte. »Das klingt schon mehr
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