Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
und der sizilianische Dieb

und der sizilianische Dieb

Titel: und der sizilianische Dieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
Vom Netzwerk:
läutenden Telefonen, in eine Gesellschaft, die zu schnellebig für dieses wundervolle Gefühl der Gemeinsamkeit und des Zusammenhalts war, wie sie es hier empfunden hatte. An den krassen Gegensatz würde sie sich erst wieder gewöhnen müssen. Aber sie hoffte sehr, daß Franca aufhörte, alte Meister zu fälschen, ehe sie erwischt wurde. Mr. Vica hatte damit recht, überhaupt war er voller Überraschungen für sie gewesen.
    Sie erinnerte sich plötzlich an seine Beschreibung der Raphael-Gruppe als ein Kartell des Todes, und obwohl die Morgensonne bereits die nächtliche Kälte vertrieb, ließ diese Formulierung sie frösteln. Wie ungeduldig sie waren, dachte sie, wie gering sie den größten Schutz einschätzten, den die Zivilisation zu bieten hatte - das Gesetz -, und wie arrogant in ihrer Entschlossenheit, ihren eigenen Willen durchzusetzen und dafür zu töten. Den eigenen Willen durchsetzen... Sie erinnerte sich an einen Vorfall, als ihr Sohn Roger - er dürfte damals vier oder fünf gewesen sein - wütend hinter dem Haus stand, nachdem er das Spielzeug eines Gleichaltrigen zerbrochen hatte.
    Er hatte ihr zugebrüllt: »Er ist mir im Weg - ich könnte ihn umbringen!« Zwar war Roger damals zu jung gewesen, diese Worte zu verstehen, aber seine primitive Wut in dem Augenblick war echt gewesen. Er wollte nur seinen eigenen Willen durchsetzen. Wie jetzt diese Männer. Nur, daß sie nicht mehr fünf Jahre alt waren. Wieder fröstelte sie und hoffte, die Mühlen des Gesetzes würden nicht zu langsam mahlen.
    Hinter sich in der Küche hörte sie aufgebrachte Stimmen, und lächelte wehmütig. Kate und Farrell natürlich. Ohne Gewissensbisse lauschte sie.
    »Natürlich will ich meinen Kaffee schwarz«, fauchte Kate. »Das dürfte dir doch inzwischen aufgefallen sein!«
    »Warum so gereizt?« fragte Farrell. »Ende gut, alles gut. Aristoteles ist auf dem Rückweg in seine Zelle, die er nie verlassen wollte. Ambrose Vica hat seine Liste...«
    »Ja, und Mister Vica wird am Nachmittag wieder herkommen, um dir einen fetten Scheck zu überreichen, und um mit Franca zu reden, und dann wirst du morgen abfliegen und mich vergessen.«
    Schweigen setzte ein, sehr langes Schweigen, und Mrs. Pollifax dachte: Du lieber Gott, Farrell hat es mit der Angst gekriegt!
    Als er wieder redete, war seine Stimme ernst: »Es würde nicht funktionieren, Kate.«
    »Würde nicht funktionieren! Würdest du mir bitte erklären, weshalb nicht?« rief Kate heftig.
    »Weil ich dich nicht bitten kann, deine Arbeit für das Department aufzugeben, und weil ich glaube, daß du das Leben in einer Kunstgalerie verdammt langweilig finden würdest; und weil ich mir, falls du für das Department weiterarbeitest, ständig Sorgen um dich machen würde. Ich habe auch dafür gearbeitet, ich weiß, womit man ständig rechnen muß. Es kann sehr gefährlich sein!«
    »Sarajevo war eine Ausnahme! Wer hätte erwartet, daß es zum Kriegsschauplatz wird?«
    »Man erwartet vieles nicht. Auch nicht, daß einem aus heiterem Himmel ein Revolver in die Rippen gestoßen wird und jemand sagt, ›ich weiß, wer Sie sind‹.«
    »War das dein Grund, aufzuhören?«
    »Ich fühlte mich ausgelaugt, ja. Aber nach zwanzig Jahren war ich es auch leid, immer verbergen zu müssen, wer ich wirklich bin. Dieses Stadium hast du noch nicht erreicht. In erster Linie aber wollte ich herausfinden, wie die ganz gewöhnliche Welt ist, was sie mir zu bieten hat, um dann ein normales Leben zu führen.«
    »Ein normales Leben!« fauchte sie. »Also bist du nach Sambia zu den Freiheitskämpfern gegangen! Mach mir nichts vor, Farrell!«
    »Du weißt, daß es nicht so war! Ich wählte Sambia, um Rinder zu züchten und Landwirtschaft zu betreiben. Dann ist es eben dazu gekommen...«
    »Ja, einfach so, und sie nannten dich Mulika - Lichtbringer -, und du hast deinen Hals jeden Tag riskiert.«
    »Und in Sarajevo hat du in einem Keller gehaust und ringsum sind Bomben explodiert, und...«
    »Ich glaube«, unterbrach ihn Kate, »daß wir vom Thema abgekommen sind, meinst du nicht auch? Es wäre schön, wenn du mir in dieser Sache eine Wahl lassen würdest! Es gefällt mir nicht, gesagt zu bekommen, wie ich mich fühlen oder wie ich reagieren würde. Es ist unglaublich - du hast tatsächlich vor, morgen nach Mexiko City zu fliegen und mich zurückzulassen, damit ich den Rest meines Urlaubs hier zubringe und dann meinen nächsten Auftrag annehme, und wir tauschen von nun an lediglich jedes Jahr Weihnachtsgrüße

Weitere Kostenlose Bücher