und der sizilianische Dieb
aus?«
»Kate«, sagte er sanft, »hör mir doch zu. Ich bin fünfzehn Jahre älter als du, ich habe ein ziemlich irres Leben geführt und eine Menge irrer Dinge getan. Du verdienst Besseres.«
»Wirklich? Vielleicht kannst du mir auch sagen, wo in aller Welt ich jemanden wie dich finde, der fünfzehn Jahre jünger ist?
Du denkst natürlich nur an mich dabei, das wird mir jetzt klar«, fügte sie ironisch hinzu. »Ich habe eine Tante, die vielleicht schon morgen verhaftet werden kann - oder jeden Tag damit rechnen muß. Diese Besuche im Gefängnis wären bestimmt entsetzlich peinlich für dich.«
Farrell lachte auf. »Gott bewahre mich vor einer durchtriebenen Frau! Du weißt ganz genau...«
»Ganz genau weiß ich nur, daß das, was wir füreinander empfinden, wundervoll ist. Ich liebe dich, verdammt, und du hast gesagt, daß du mich liebst! Und ich würde ganz gern nach meiner Meinung in dieser Sache gefragt werden und mir nicht nur anhören müssen, daß es nicht funktionieren würde. Du hast Angst, Farrell, gib's doch zu. Angst vor einer Bindung!«
»Ich denke nur an dich!« protestierte Farrell.
»An mich denkst du eben überhaupt nicht!« widersprach sie verärgert.
»Nein, Kate - tu das nicht!« rief Farrell irritiert. »Das macht es absolut nicht einfacher und...«
Schweigen folgte. Offenbar küßt Kate ihn jetzt, vermutete Mrs. Pollifax zufrieden. Sie stand auf und spazierte in den Garten, um die hellvioletten Blüten der Schwarzwurzel zu bewundern. Als sie ein paar Minuten später Igeias Stimme in der Küche hörte, kehrte sie ins Haus zurück, nicht nur in der Hoffnung auf ein Frühstück, sondern auch, weil sie zu erfahren hoffte, wie das Streitgespräch der Verliebten ausgegangen war.
Kate blickte strahlend auf, als sie eintrat, und rief ihr entgegen: »Mrs. Pollifax, ich habe beschlossen - da ich ja noch zwei Wochen Urlaub habe -, mit Farrell nach Mexiko City zu fliegen, um mir seine Kunstgalerie anzusehen und...«
»... festzustellen, ob sie es dort mit mir aushalten würde«, führte Farrell den Satz zu Ende.
Mit einem spitzbübischen Grinsen fügte er hinzu. »Was sagen Sie dazu, Herzogin? Sie weigert sich einfach, auf Vernunftgründe zu hören, müssen Sie wissen.«
»Es wundert mich eher, daß Sie dachten, daß sie das würde.«
Mrs. Pollifax lächelte. »Wie ich mich freue!«
»Sie scheinen nicht zu bedenken«, sagte Farrell düster, »daß sie in Wirklichkeit nur feststellen will, wie gut meine Galerie für den Verkauf der Fälschungen ihrer Tante geeignet ist.«
»Unverschämter Kerl!« schimpfte Kate. »Komm, sagen wir es Franca. Na, die wird überrascht sein.«
Das bezweifelte Mrs. Pollifax sehr.
Eine halbe Stunde später sah Mrs. Pollifax Franca vom Dorf heraufkommen und begrüßte sie. »Ich genieße die Stille, nach den etwas lauten Vorfällen der vergangenen Nacht. Kate und Farrell haben Ihnen ihre Neuigkeit mitgeteilt?«
Franca lächelte. »Ja, und ich hoffe inbrünstig, daß sie von der Kunstgalerie angetan sein wird. Ich liebe sie sehr und mache mir, bei ihrem Beruf, immer Sorgen um sie. Ich glaube auch, daß Farrell der Richtige ist für sie.«
»Dann hat Sie das gar nicht überrascht?«
»Er war so gereizt, als er hier ankam, und Kate so verärgert über ihn - was absolut nicht zu ihr paßt -, daß es mich von Anfang an mißtrauisch machte.«
»Wie scharfsichtig! Aber Franca«, sie betrachtete sie überrascht, »Sie tragen heute ja gar keine Perücke!«
Irritiert murmelte Franca: »Oh, das - nein - so viel ist passiert.«
»Dann hatte Mister Vica also recht mit der Langeweile? Ich habe gehört, daß er heute nachmittag wiederkommen wird.«
Franca antwortete nicht. Sie starrte zu den Häusern und Feldern hinunter, aber ihrem Gesichtsausdruck entnahm Mrs. Pollifax, daß sie an etwas völlig anderes dachte. »Fast mein ganzes Leben ist hier«, sagte sie seufzend. »So viele Jahre!«
Sofort verstand Mrs. Pollifax, was hinter diesem Rückzug in die Vergangenheit steckte.
Sanft forderte sie Franca auf: »Erzählen Sie.«
Franca zögerte, und als sie schließlich redete, klang ihre Stimme ernst, aber verträumt. »Es gibt so viele Erinnerungen für mich - wie alles begann. Jede Familie zog Lose für die zwei Hektar Land, die sie bekommen sollte. Nur funktionierte das nicht, denn, wie Sie sich vorstellen können, war die Entfernung zu einigen davon zu weit vom Anwesen und dem Dorf, und jene, die am weitesten weg von den Brunnen waren, hatten keine sonderlichen
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