und der sizilianische Dieb
Erträge. Das führte verständlicherweise zu bösem Blut...«
»Wie haben Sie das gelöst?« unterbrach Mrs. Pollifax neugierig.
»Im Grunde genommen durch Erpressung«, gestand Franca. »Ich versprach einen Traktor und die Möglichkeit eines Wasserreservoirs - und so kam es schließlich zu dem Beschluß, daß alle das gesamte Land gemeinsam bestellen und gemeinsam davon profitieren sollten.
Essen auf dem Tisch ist sehr überzeugend«, fügte sie lächelnd hinzu. »Auch die Tatsache, daß jedem immerhin noch seine ursprünglichen zwei Hektar gehören würden - sie sind im Grundbuchamt eingetragen -, falls die Zusammenarbeit in der Genossenschaft nicht funktionieren sollte.«
»Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie Sie da auch noch Zeit zum Malen gefunden haben!«
»Nun«, Franca lächelte wieder, »deshalb mußte jedes Bild ja auch eine so hohe Summe einbringen. Da war beispielsweise Nito, ein sehr intelligenter Junge, den ich an jene Leute in Sizilien zu verlieren fürchtete, an die man ihn wirklich nicht verlieren durfte... Mit meinem zweiten Gemälde konnte sein Studium bezahlt werden. Mit dem nächsten - einem namenlosen«, sagte sie rasch, »kauften wir den größeren Generator und den Traktor. Und als Nito mit einer Lehrerin verheiratet heimkam, machten wir die Schule auf. Inzwischen hatten wir gute Erträge, die Scholle war endlich fruchtbar, und die Männer hatten Zeit, nachts unter dem Haus zu graben. Durch den Verkauf der paar Artefakte, die wir - heimlich, natürlich - ausgruben, konnten wir Zisternen und das Bewässerungssystem anlegen.« Sie seufzte. »Aber ich muß zugeben, jetzt ist es bei weitem nicht mehr so aufregend.«
»Sie meinen, Sie haben so gut gearbeitet, daß es nicht mehr viel für Sie zu tun gibt«, sagte Mrs. Pollifax mitfühlend.
Franca lächelte wehmütig. »Ich war dem Dorf eine Mutter, verstehen Sie? Aber für alle guten Eltern kommt die Zeit, daß sie ihre Kinder sich selbst überlassen müssen. Doch es waren wundervolle fünfzehn Jahre für mich.« Sie blickte Mrs. Pollifax forschend an.
»Glauben Sie, ich kann mich in meinem Alter noch ändern? Ein anderes Leben führen?«
Und jetzt kommen wir zum Kern der Sache, dachte Mrs.
Pollifax. Laut sagte sie: »Es geht um Ambrose Vica, nicht wahr? Der heute nachmittag wiederkommen wird, nicht wahr?«
Franca nickte. »Das hat er gestern nacht Farrell gesagt, als er mit diesem Killer das Haus verließ.« Bedächtig fuhr sie fort. »Er hat mich überrascht - war das wirklich erst vergangene Nacht? Ich hatte ihn für einen nur in den Tag hineinlebenden Müßiggänger gehalten.
Herzlich und hilfsbereit habe ich ihn immer gefunden, doch erst gestern nacht ist mir aufgegangen, wie sehr. Ich hatte keine Ahnung, daß er den Matisse und den Braque gekauft hat, um - um mich zu schützen. Ich habe ihn immer gemocht, er war in unserer geschäftlichen Beziehung stets ein Ehrenmann. Und mir ist seine Einsamkeit nicht entgangen. Aber so reich zu sein...«
»Sie haben Angst vor einem sorglosen Leben?« fragte Mrs. Pollifax.
»Ja.«
»Finden Sie denn nicht, daß Sie es verdient haben?«
Franca zuckte die Schultern. »Man ist ein Gewohnheitstier.
Ich bin es gewöhnt, gebraucht zu werden, nützlich zu sein.«
»Das kann ich verstehen«, sagte ihr Mrs. Pollifax ernst.
Verschmitzt lächelnd fügte sie jedoch hinzu: »Aber überlegen Sie sich doch mal, wie kreativ Sie ihn anregen könnten, sein großes Vermögen einzusetzen.«
Franca blickte sie amüsiert an. »Daran habe ich noch nicht gedacht. Er hat Macht, dieser Mann! Es wäre - interessant, ja. Aber warum, glauben Sie, will er mich heiraten?«
Mrs. Pollifax lachte auf. »Weil Sie beide - nun, ich würde sagen, daß Sie beide, auf verschiedene und ungewöhnliche Weise, außergewöhnliche Menschen sind. Sie sind ihm ebenbürtig, Franca.«
»Nicht in allem.«
»Stimmt. Aber auch ich schätze Sie außerordentlich und bewundere Sie. Ich kann Sie nicht verurteilen. Ich bin mit einem Mann verheiratet, den ich sehr liebe, der das Gesetz achtet -
er ist Richter im Ruhestand, und mir wurde heute bewußt, daß ich es nicht wagen kann, ihm von Ihrem Correggio und den anderen Fälschungen zu erzählen; das wird das erste Geheimnis sein, in das ich ihn nicht einweihen werde.«
Interessiert fragte Franca: »Sie glauben, er würde mich verhaften lassen?«
Mrs. Pollifax schüttelte den Kopf. »O nein! Aber er würde sich schrecklich unbehaglich fühlen. Es würde ihn sehr belasten. So wird es mein
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