und der verschwiegene Verdacht
sei sie im Paradies an Land gespült worden.
»Wie geht es Peter?«, fragte sie, als Syd sich ebenfalls gesetzt hatte.
»Peter? Der wird völlig okay sein, sobald er ausgeschlafen hat. Aber das kann ich Ihnen sagen, Emma, ich bin so stolz auf den Bengel, dass ich platzen könnte.« Er schenkte sich eine Tasse Kaffee ein. »Sie wissen wahrscheinlich, dass er Mattie das Leben gerettet hat.«
»Nein, Syd«, sagte Emma. »Das war mir nicht klar. Was hat sie denn dort draußen gemacht?«
»Hat versucht, sich das Leben zu nehmen.« Syd nickte nachdenklich, dann nahm er Tasse und Untertasse und lehnte sich im Sessel zurück. »Crowley hat ihren Abschiedsbrief gefunden.«
»O nein«, flüsterte Emma.
»Ja, ich weiß. Schrecklich. Einfach schrecklich.
So ein junges Ding. Aber sie wird durchkommen.
Hat sich den Arm gebrochen und ist auch sonst ziemlich ramponiert, aber der Doc sagt, es wird alles wieder gut.«
»Aber warum bloß?«
»Wusste nicht, wie sie Crowley alles erklären sollte. Wollte nicht, dass ihr alter Opa sich für sie schämen muss.« Syd nahm einen Schluck Kaffee, dann sah er Emma an. »Sie war es nämlich, die Susie eins übergebraten hat.«
»Mattie?«
»In ihrem Brief hat sie es geschrieben. Seitenwei-se, und ich kann Ihnen sagen, das hat uns allen die Augen geöffnet.« Syd stellte seine Tasse hin, faltete die Hände überm Bauch und seufzte. »Es war doch Matties größter Wunsch, in die Modewelt einzu-steigen«, fing er an. »Und sie war völlig vernarrt in Susie und total verrückt vor Freude, dass sie hier jemanden vom Fach um sich hatte. Und als Susie ihr sagte, sie solle an diesem Morgen in den Kapellgarten kommen und niemandem etwas sagen, damit Nanny Cole nicht böse wird …«
… Ich konnte nicht ablehnen, Großvater. Mattie hielt inne und horchte einen Moment, dann lächelte sie. Es war viel zu spät, als dass jemand an ihre Tür klopfen würde. Es war nur der Wind, der sie ge-stört hatte und der sich vor den Fenstern zu einem lauten Geheul steigerte. Sie sah sich in ihrem Zimmer um, es war so schön. Nach dem Abendessen hatte sie es gründlich geputzt und ihre Besitztümer ordentlich auf dem Toilettentisch aufgereiht, damit Großvater sie finden und an ihre Mutter schicken würde. Jetzt war nur noch der Brief zu schreiben.
Nachdenklich kaute Mattie an ihrem Kugelschreiber und wandte sich dann erneut ihrer Aufgabe zu.
Ich nahm alle meine Zeichnungen und packte meine blaue Tasche, dort tat ich auch das Kleid hinein, bei dem Nanny Cole mir geholfen hat – das aus Crêpe de Chine mit den vielen Biesen. Nanny sagte, es sei das Beste, was ich bisher genäht hatte, aber ich wollte das Urteil einer Frau vom Fach hö-
ren, also musste ich es Ashers einfach zeigen. Und dann dachte ich an die Accessoires. Du weißt ja, wie ernst Nanny sie nimmt, aber ich fand, mein Kleid brauchte nicht zu viel Firlefanz, wie Nanny es nennt.
Ich dachte, die richtigen Schuhe würden genügen.
Mattie hörte auf zu schreiben und sah wieder auf die Fenster. Der Sturm tobte ärger denn je, und das war gut. Es würde alles viel leichter machen.
»Sie mopste die Schuhe aus Susies Zimmer«, erklär-te Syd kopfschüttelnd. »Das arme Ding dachte, es würde eindrucksvoller sein, wenn sie ihr Kleid in Susies Schuhen vorführen würde.«
Ich tat die Schuhe zusammen mit dem Kleid in die Tasche und sagte Nanny, ich würde Madame helfen gehen. Dann sagte ich Madame, dass ich hinauf-gehen wollte, um Nanny zu helfen. Als ich in den Garten kam, wartete Ashers schon auf mich. Ich weiß, dass du sie nicht magst, aber sie war wirklich nett, wenigstens zuerst. Sie sagte, ich hätte ein Auge fürs Detail und dass sie mich mit all den richtigen Leuten bekannt machen könnte. Kannst du dir das vorstellen? Ich dachte, ich wäre gestorben und in den Himmel gekommen. Mattie las den letzten Satz und strich ihn wieder aus.
Ich war sehr glücklich , schrieb sie stattdessen, bis Ashers anfing, mir Fragen zu stellen. Du weißt schon, dieselben Fragen, die sie Mr Harris stellte, wegen der blöden Band, die das Schiff von Seiner Hoheit gestohlen hatte. Ich sagte ihr, dass ich nichts darüber weiß, aber sie sagte, du weißt etwas, und dass ich dich fragen sollte.
Das konnte ich nicht. Ich versuchte, es ihr so nett wie möglich zu sagen, aber Ashers ließ nicht locker, genau wie bei Mr Harris. Sie wurde richtig gemein, Großvater. Sie fing an, mich anzuschreien, und sagte, du wärst ein Dieb. Sie sagte, sie würde dich ins
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