Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
und der verschwiegene Verdacht

und der verschwiegene Verdacht

Titel: und der verschwiegene Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
Vom Netzwerk:
Großmutters Ring nicht.«
    Während Kate auf die Couch zurücksank, starrte Emma den Herzog mit offenem Mund an. Ihr fehl-ten die Worte. Doch dann nahm sie allen Mut zusammen und trat auf den Herzog zu. »Ja, glauben Sie denn, Kate schert sich um Ihre Juwelen ?« Sie schob sich an Grayson vorbei zur Tür und blickte über die Schulter zurück. »Männer!«, rief sie zornig. Sie raffte ihren blauen Bademantel zusammen und marschierte hinaus.

23
    EMMA ERWACHTE am späten Nachmittag.
    Das Sonnenlicht strömte durch die Balkontür, und Nell saß im Schneidersitz am Fußende ihres Bettes.
    Aufmerksam betrachtete das Kind Emmas Gesicht, und als diese die Augen öffnete, krabbelte Nell ans andere Ende und setzte sich neben das Kopfkissen.
    »Dein Badewasser ist eingelassen«, sagte sie.
    Emma blinzelte schlaftrunken, sie wusste nicht recht, ob sie schon wach war oder noch träumte.
    Das fröhliche kleine Mädchen in den ausgewasche-nen Jeans und dem grünen Pullover, das mit den Schnürsenkeln seiner abgewetzten Turnschuhe spielte und dessen Lockenkopf genauso wirr war wie der von Derek, hatte wenig Ähnlichkeit mit der perfekt herausgeputzten und kühl-selbstbewussten Lady Nell, die Emma bisher gekannt hatte. Als dieses Traumkind ihr einen höchst realistischen Klaps auf die Schulter gab, schlug Emma die Augen vol-lends auf.
    »Du brauchst keine Angst zu haben, Emma«, sagte Nell tröstend. »Sie werden nicht alle für immer und ewig mit dir böse sein.« Emmas Antwort war ein langes, verzweifeltes Stöhnen.
    »Das war eine tolle Standpauke, die du Papa letzte Nacht gehalten hast.« In Nells Stimme schwangen Bewunderung und eine ungewohnte Ernsthaftigkeit.
    »So hat noch nie jemand mit ihm geschimpft.«
    Entsetzt schielte Emma über den Rand ihrer Bettdecke. »Du warst doch nicht etwa da, oder?«
    »’türlich war ich da«, sagte Nell. »Oben auf der Galerie.«
    »Du hast uns heimlich belauscht?«, sagte Emma mit leisem Tadel.
    »Bertie wollte wissen, was da los war. Man kann von der Galerie alles sehen. Ich habe auch gesehen, wie Dr. Singh Matties Arm verbunden hat. Er ist ein guter Arzt.« Sie deutete auf Emmas wunde Knöchel. »Du solltest ihm deine Hand auch mal zeigen.«
    Ich sollte am besten meinen Körper der Anatomie vermachen, dachte Emma verzweifelt. Ein Schmerz durchfuhr ihre Schultern, als sie nach ihrer Brille langte, und dort, wo die Bettdecke auf ihren Knien lag, spürte sie ebenfalls ihre Aufschürfungen. Ihre Handflächen waren wund, und in ihren Fingerknö-
    cheln pochte es schmerzhaft, aber das alles war nichts verglichen mit den Gewissensbissen, die sie verspürte. Wie hatte sie sich nur so gehen lassen können? Warum hatte sie nur alle diese unmöglichen Dinge gesagt? Kate würde sie womöglich er-würgen, der Herzog sie verbannen, und Derek würde nie mehr mit ihr sprechen. Sie setzte sich die Brille auf und ließ sich auf ihr Kopfkissen zurück-sinken, wobei sie sich fragte, was um Himmels willen in sie gefahren war.
    Jedoch, was immer es auch gewesen sein mochte, auch Nell schien es ergriffen zu haben. Die feenhaf-te kleine Prinzessin, die sich bisher so würdevoll benommen hatte, tobte auf dem Bett herum und schien vor Neuigkeiten zu platzen. Und was noch seltsamer war, ihr Bär war nirgends zu sehen.
    »Wo ist Bertie?«, fragte Emma.
    »Der leistet Peter Gesellschaft«, erwiderte Nell.
    »Dr. Singh sagt, er muss den ganzen Tag im Bett bleiben. Möchtest du jetzt baden?«
    »Ich weiß nicht«, seufzte Emma. »Vielleicht bleibe ich die nächsten paar Wochen auch im Bett.«
    Nell kicherte. »Das hat Bantry auch gesagt, als er den Garten sah.«
    Emma bereitete sich innerlich auf weitere Hiobs-botschaften vor. »Wie schlimm ist es denn da drau-
    ßen?«
    »Es ist ein verdammtes Chaos«, erklärte Nell fröhlich. »Aber Bantry sagt, er würde trotzdem lieber dort draußen sein als in diesem verdammten Haus mit einem Haufen verdammter Idioten. Oh, Emma, heute Vormittag war es wirklich aufregend.«
    »Das glaube ich gern«, sagte Emma mit schwacher Stimme. Auf den Ellbogen gestützt, sah sie zum Balkonfenster. Sie wusste, dass sie aufstehen musste, sie konnte Bantry beim Aufräumen der Gartenräume nicht allein lassen. »Du kannst mir alles erzählen, während ich bade.«
    Emma sah mit Erstaunen, wie Königin Eleanor vom Bett rutschte und mit losen Schnürsenkeln durchs Zimmer rannte, atemlos und aufgeregt schwatzend.
    Stöhnend schwang Emma die Beine über den Bettrand und humpelte ins Badezimmer,

Weitere Kostenlose Bücher