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und der verschwiegene Verdacht

und der verschwiegene Verdacht

Titel: und der verschwiegene Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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den Regen beleuchtet hat. Davon ist die Farbe im Fenster anders geworden.«
    Emma runzelte die Stirn. »Meinst du die Leuchtraketen, die Kate angezündet hat?«
    Nell kicherte. »Kate sagte, Grayson ist ein Dummkopf und dass sie keine Ahnung von irgendwelchen dämlichen Raketen hat. Es waren keine Raketen, Emma.«
    Emmas Herz fing an heftig zu klopfen. »Aber du hast gesehen, wovon es so hell wurde? Du hast gesehen, wo das Licht herkam?«
    »Von der Galerie kann man alles sehen«, erinnerte Nell sie.
    »Kannst du mir zeigen, woher das Licht kam?«, fragte Emma.
    »’türlich kann ich das.«

    Emma nickte. Es war lächerlich, darüber in eine solche Aufregung zu geraten. Nell hatte sich wahrscheinlich den ganzen Morgen über eine Geschichte ausgedacht und wollte sie nun an jemandem erpro-ben. Nur waren Nells Geschichten bisher immer wahr gewesen. Emma wickelte sich das Handtuch vom Kopf und ließ ihr Haar lose herunterfallen. Sie ignorierte die leisen Protestsignale, die ihr Rücken und ihre Schultern ihr schickten – das heiße Bad hatte Wunder gewirkt –, und hob Nell hoch, um sie hinaus auf den Balkon zu tragen.
    »Okay, jetzt zeig es mir, Nell«, sagte Emma und setzte sich das Kind auf die Hüfte, »zeig mir, woher das Licht kam.«
    Langsam hob Nell ihre rundliche Kinderhand und deutete auf den kunstvoll geschmiedeten Aufsatz der Vogelkäfiglaube. Emma blieb der Mund offen stehen.
    »Emma?«, fragte Nell, indem sie ihr übers Haar strich.
    »Ja, Liebling?«, sagte Emma geistesabwesend.
    »Was ist ein Stoffel?«
    Emma sah in das Kindergesicht, das ganz dicht vor ihrem war, dann gab sie Nell einen Kuss und setzte sie ab. »Das erkläre ich dir, während ich mich anziehe.« Damit nahm sie die Hand des kleinen Mädchens und ging mit ihr in das Schlafzimmer zurück.

24
    MÜRRISCH UND RATLOS stapfte Grayson die Haupttreppe hinauf, auf der Emma und Nell ihm eilig entgegenkamen. Er trat zur Seite und sah Em-ma mit einem reservierten Blick an, doch dann sah er ihre Hand, die Nell vom Handgelenk bis zu den Fingerspitzen mit einer langen Mullbinde umwickelt hatte, um sie dann mit reichlich Heftpflaster festzukleben; beides hatte Nell aus den Beständen der immer hilfsbereiten Schwester Tharby be-schafft.
    »Du liebe Zeit, Emma!«, rief Grayson aus. »Ich wusste nicht, dass Sie auch verletzt sind.«
    »Es ist nur ein Kratzer«, sagte Emma. Wie um es zu beweisen, bewegte sie die Hand und vergrub sie dann in der Tasche ihres Gartenkittels mit dem Veilchenmuster. Verlegen blickte sie auf die Spitzen ihrer Gummistiefel und begann: »Grayson, was ich sagen wollte …«
    »Ich warte draußen im Festsaal auf dich«, sagte Nell entschlossen. Sie schaute von Emma zu Grayson, dann drehte sie sich um und rannte die Treppe wieder hinauf.
    Als Nells Schritte verklungen waren, begann Em-ma von neuem. »Grayson – wegen letzter Nacht. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie Leid es mir tut.
    Mein Benehmen war unverzeihlich, und ich möchte mich entschuldigen.«
    »Ach, ich weiß nicht …« Grayson lehnte sich gegen das Treppengeländer und seufzte. »Das war wohl überfällig, nehme ich an.«
    »Mag sein, aber mir stand es nicht zu.«
    Der Herzog verzog das Gesicht. »Kate hat mir inzwischen auch ihre Meinung gesagt. Und nicht nur sie. Selbst Crowley, der doch jetzt wirklich andere Dinge im Kopf haben sollte, hat mich verächtlich angeschnaubt, als ich bei Mattie hereinschaute.
    Aber schließlich war Kate immer sein Liebling.«
    »Wie geht es Mattie?«
    Graysons Lächeln verschwand, und seine braunen Augen wurden ernst.
    »Das wird sich erst noch zeigen«, erwiderte er.
    »Dr. Singh glaubt, dass es nicht lange dauern wird, bis sie sich von ihren körperlichen Verletzungen erholt hat, aber was das andere anbelangt …«
    Grayson ließ sich auf die Treppenstufe sinken, als sei es ihm in seiner Verzweiflung gleichgültig, wo er saß. »Natürlich ist es meine Schuld. Ich denke immer wieder, wenn Susannah sich hier willkommen gefühlt hätte …«
    »Moment mal, Grayson.« Die Laube musste jetzt warten. Emma sah den Herzog an, der mit hängenden Schultern auf der Treppe saß; die nächtliche Szene kam ihr in den Sinn, wie er seine Angestellten mit Lob überhäuft und dabei seinen eigenen Beitrag zur Schaffung von Lex Rex kaum erwähnt hatte.
    Die Großzügigkeit des Herzogs schien immer anderen zu gelten.
    »Ehe Sie wieder die ganze Schuld auf sich nehmen, darf ich Sie an ein paar Dinge erinnern?«
    Emma setzte sich neben Grayson auf die

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