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und der verschwiegene Verdacht

und der verschwiegene Verdacht

Titel: und der verschwiegene Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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wobei sie sich so alt wie die Pym-Schwestern fühlte, nur nicht ganz so rüstig. Nell wartete im Ankleidezimmer auf sie, und als Emma die Tür zum Badezimmer öffnete, kam ihr eine Dampfwolke entgegen, die überwältigend nach Kamelien duftete.
    »Du hast wohl ein wenig Badeöl genommen?«, fragte Emma, indem sie ihre beschlagene Brille abwischte.
    Nell nickte stolz. »Riecht gut, nicht?«
    Als die Dampfwolken sich verzogen hatten, sah Emma, dass sich riesige Schaumberge in der Badewanne türmten. Eine der Bergspitzen hatte den Weg über den Rand der Wanne gefunden und lief jetzt langsam an der Mahagoniverkleidung hinunter auf den Fußboden. Emma legte ein Handtuch auf die Pfütze, dann fühlte sie das Wasser. Es hatte genau die richtige Temperatur.
    Mit großem Feingefühl war Nell im Ankleidezimmer geblieben, während Emma sich mühsam das Nachthemd auszog, ein Handtuch um den Kopf wickelte und sich vorsichtig ins Wasser gleiten ließ.
    Die Wärme war so herrlich wohltuend, dass Emma sich fast vorstellen konnte, dass sie sich hinterher anziehen und sich den Konsequenzen ihres unüber-legten Benehmens stellen würde. Aber noch nicht gleich. Erst, wenn sie etwas besser abschätzen konnte, was ihr bevorstand. Sie lehnte sich gegen das Frotteekissen zurück und rief Nell.
    Als Nell ins Badezimmer kam, trug sie Emmas blauen Bademantel über den Armen. Sie ließ ihn auf die Marmorbank gegenüber der Badewanne gleiten, dann kletterte sie hinauf und setzte sich daneben, wobei ihre Füße ein gutes Stück über dem Boden baumelten. »Geht’s dir jetzt besser?«
    »So allmählich. Vielen Dank, Nell. Ein langes, heißes Bad ist genau das, was ich jetzt brauche.«
    »Grayson vielleicht auch, ich glaube, dem geht’s auch nicht gut. Kate hat ihn nämlich gefragt, ob er noch ganz richtig im Kopf ist.«
    Emma dachte über diese Information nach, dann wurde sie blass. »Hat sie das wirklich gesagt?«
    »Hmmm. Beim Frühstück. Sie sagte, er soll seine Pri… Pritor…«
    »Prioritäten?«, half Emma.
    Nell nickte. »Über die müsste er sich klar werden, sagte sie. Und dann wollte Nanny Cole was sagen, und Kate sagte, sie soll sich da gefälligst raushal-ten.«
    »O nein!« , entfuhr es Emma.
    »Doch. Ich hab’s gehört. Nanny Cole machte ein sehr überraschtes Gesicht. Und dann schmiss Kate ihre Serviette auf den Boden und rauschte aus dem Speisezimmer.«
    Emma schloss die Augen und ließ sich langsam so tief ins Wasser gleiten, dass es ihr bis an die Unterlippe reichte.
    »Und dann fragte Papa, was Grayson denn erwartet hat, und dann fragte Grayson, warum Papa denn nicht Mrs Higgins anruft, und dann sagte Pa-pa, dass er sich gefälligst um seine eigenen Angelegenheiten kümmern soll« – Nell musste kurz Atem holen, ehe es weiter aus ihr heraussprudelte –, »und Grayson sagte, Kinder gehen jeden an, und Papa sagte, wer ist er denn, von so was zu sprechen, und warum er nicht selbst ein paar Kinder kriegt, und dann sagte Syd den beiden, dass sie nicht so schreien sollen, sondern aufhören sollen, sich wie zwei Stoffel zu benehmen.«
    »O Gott …«, stöhnte Emma und bedeckte das Gesicht mit den Händen.
    »Es war einfach toll. « Nell baumelte mit den Beinen und zappelte vor Wonne. »Besonders Kate. Sie kann fast so gut schreien wie du.«
    »Ach, Nell, Schreien kann eigentlich niemals gut sein«, protestierte Emma schwach. »Es ist nicht gut, wenn man wütend wird. Mir tut es sehr Leid, dass ich deinen Vater angeschrien habe. Ich habe alles Mögliche gesagt, was ich nicht hätte sagen sollen.«
    Nell nickte mitfühlend. »Papa sagt, das mache ich auch immer.«
    »Ja, und manchmal kann man Menschen sehr verletzen, wenn man das tut. Ich bin sicher, dass ich deinen Vater verletzt habe.« Emma wischte sich den Schaum vom Kinn. »Ich werde mich bei ihm entschuldigen müssen.«
    »Das kannst du nicht«, sagte Nell. »Er ist weg.«
    »Weg?«, fragte Emma. »Wo ist er?«
    »Ich weiß nicht. Er ist aus dem Speisezimmer gerannt, genau wie Kate. Bloß dass er seine Serviette nicht hingeschmissen hat.«
    »Immerhin etwas«, sagte Emma hoffnungsvoll.
    »Er schmiss nämlich seinen ganzen Teller hin!« In Nells Gelächter lag ein solch ehrliches Entzücken, dass Emma gegen ihren Willen lächeln musste, obwohl sie sich etwas schämte. »Und dann stampfte Bantry nach draußen zu der verdammten Ruine, und Nanny stampfte nach oben in ihr verdammtes Näh-zimmer und Grayson stampfte raus in seine verdammte Bibliothek. Syd und ich haben Hallard

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