Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
und der verschwiegene Verdacht

und der verschwiegene Verdacht

Titel: und der verschwiegene Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
Vom Netzwerk:
geholfen, Papas Rührei aufzusammeln«, fügte sie brav hinzu.

    Bei der Erwähnung von Syd Bishop kehrte Emma in die Wirklichkeit zurück. Sie dachte an Susannah und an Mattie. Sie setzte sich auf und schob den Schaum beiseite, sodass sie Nell besser sehen konnte, und fragte: »Hat jemand etwas darüber gesagt, wie es Mattie geht?«
    Nells baumelnde Beine standen still. »Mattie schläft«, sagte sie kurz. »Dr. Singh hat ihr Tabletten gegeben. Crowley sitzt neben ihrem Bett im Sessel.
    Er ist schon den ganzen Tag dort. Und Syd ist …«
    Nell kratzte sich an der Nase. »Syd ist bei Susannah, aber die ist wach. Ich habe sie sprechen gehört. Syd sagte …« Nell runzelte die Stirn und kratzte sich wieder an der Nase, doch ihr Redefluss schien mit einem Mal versiegt.
    Emma stieg aus der Wanne und wickelte sich in ein Badetuch. Schnell zog sie ihren Bademantel an und setzte sich neben Nell. Sie betrachtete die wirren Locken des Kindes. Nell ließ den Kopf hängen und bewegte ruhelos die Hände im Schoß, als ob sie Trost suchte, den nur Bertie ihr geben konnte.
    Emma musste zugeben, dass Nell auf ihre Art genauso tapfer und zäh war wie Peter, jedoch war sie weder Lady Nell noch Königin Eleanor oder eine weise Alte, die eine andere Gestalt gewählt hatte.
    Sie war einfach ein kleines Mädchen, das sich große Mühe gab, die Welt um sich herum ohne Hilfe zu verstehen, und plötzlich gemerkt hatte, dass sie es allein nicht schaffte. Nun war sie zu Emma gekommen, um sich endlich Hilfe zu holen.
    »Was hat Syd gesagt?«, fragte Emma und legte den Arm um Nell.
    Nells grüblerischer Blick wanderte über das Waschbecken, den Spiegel, über die Decke, den Handtuchhalter und machte endlich auf Emmas Knie Halt. »Syd sagte, dass Mattie … Susannah geschlagen hat.« Sie fing an, sich leicht vor und zurück zu wiegen. »Stimmt das?«
    »Ja«, sagte Emma, »das ist wahr.«
    »Oh.« Das Schaukeln hörte einen Moment auf und fing dann wieder an. »War Mattie böse auf sie?«
    Emma wiegte sich mit dem Kind. »Mattie hat Angst gehabt und war sehr verwirrt. Sie wollte Susannah nicht wehtun. Und jetzt tut es ihr Leid.«
    »Tut es ihr sehr Leid?«, fragte Nell.
    »Es tut ihr sehr, sehr Leid«, wiederholte Emma.
    Das kleine Mädchen hörte auf zu schaukeln und kuschelte sich an Emma. Dann lehnte sie sich zu-rück und stieß einen tiefen Seufzer aus. »Die arme Mattie«, sagte sie. »Die arme Susannah.«
    Ja, dachte Emma, arme Mattie und arme Susannah. Das Einzige, was man nun hoffen konnte, war, dass es Syd gelingen würde, Susannah davon zu überzeugen, dass Mattie schon genug gelitten hatte.
    Nell war von der Bank geklettert und kniete neben der Badewanne, wo sie einen Berg Schaum zu einer runden Kuppe formte. Emma kniete sich neben sie.
    »Ich weiß das vom Fenster«, sagte Nell plötzlich.
    Emma beobachtete die emsigen Hände des kleinen Mädchens. »Was weißt du vom Fenster?«, fragte sie.
    »Ich weiß, dass es anders geworden ist. Ich war heute da und hab es mir angesehen, Peter zuliebe. Es ist weiß, wie ein Engel. Peter sagt, dass es Mama ist.«
    Emma sah zu, wie Nell ihrem Schaumberg eine höhere, schlankere Form gab, die ganz entfernt an die Umrisse der Frau im Fenster erinnerte. »Und glaubst du, was Peter sagt?«
    Nell sah auf den schillernden, zitternden Turm aus Seifenschaum. »Ich kann mich an Mama nicht erinnern«, sagte sie leise, »aber ich glaube, Engel sind im Himmel.« Sie blies auf ihre Skulptur, woraufhin die Seifenbläschen durch die Luft schwebten. »Glaubst du, dass sie gleichzeitig an zwei Orten sein kann?«
    Emma zuckte die Schultern. »Ich sehe keinen Grund, warum es nicht so sein sollte. Was meinst du?«
    »Ich glaube, Mama kann sein, wo sie will«, schloss Nell mit der Überzeugung, dass die Frage zu ihrer Zufriedenheit beantwortet war. Sie legte das Kinn auf die Hände und sagte verschmitzt: »Ich weiß aber noch was anderes von dem Fenster, Emma.«
    Emma war so erleichtert, dass das schelmische Lachen in Nells Augen zurückgekehrt war, dass sie auf jedes Spiel eingegangen wäre. Sie legte ihr Kinn ebenfalls auf die Hände und fragte: »Und was wäre das, Nell?«
    »Ich weiß, warum es anders geworden ist.«
    »Tatsächlich?«, fragte Emma, wobei sie versuchte, ungeheuer neugierig zu klingen.
    »Hmm.« Nell nickte energisch. »Es kam vom Licht.«
    Emma setzte sich auf die Fersen und sah das Kind unverwandt an. Plötzlich war sie stark beunruhigt.
    »Das Licht?«
    »Das ganz helle Licht, das letzte Nacht

Weitere Kostenlose Bücher