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und der verschwiegene Verdacht

und der verschwiegene Verdacht

Titel: und der verschwiegene Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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Verbindungskabel bemerkt hatte, das von Newlands schwarzer Mütze zu dem am Gürtel befestig-ten Funksprechgerät führte.
    »Torhüter«, antwortete Gash. »Er lässt die Guten rein und hält uns die Schlechten vom Hals. Ist nicht gerade ein geselliger Typ, wenn Sie wissen, was ich meine.«

    Newland musterte sie mit zusammengekniffenen Augen, dann hob er kurz die Hand zum Gruß an die Mütze und verschwand wieder in der kleinen Tür.
    Einen Augenblick später öffnete sich das große Tor.
    Die schwarze Asphaltstraße ging in einen Kiesweg über, der zu beiden Seiten von einer schulterhohen Hecke weißer Azaleen gesäumt war, die gerade am Aufblühen waren.
    Gash sagte etwas, aber Emma hörte ihn nicht.
    Ebenso wenig bemerkte sie, dass sich ein glückliches Lächeln auf ihrem Gesicht ausgebreitet hatte.
    Sie sah nichts als die zitternden weißen Blüten, zart wie Schmetterlingsflügel, die sie magisch anzogen.
    Die Außenmauer umschloss einen lichten Wald, dessen Boden von einem rauchblauen Teppich wilder Hyazinthen bedeckt war, hier und da unterbrochen vom Schnee des Weißdorns oder den rosa Blü-
    ten der Zierkirschen. Emma hatte kaum Zeit, das alles in sich aufzunehmen, als Gash mit einer Kopf-bewegung sagte: »Dort ist das Haus.«
    Neugierig musterte Emma das dunkle Granitge-bäude, das am Horizont auftauchte. Es war unmöglich zu schätzen, wie alt Penford Hall war oder wie viele Räume es haben mochte. Es breitete sich auf der Landspitze aus und schien aus einer verwirrenden Anzahl von Balustraden, Schornsteinen und Türmchen zu bestehen, aus einer scheinbar zufälligen Ansammlung von Gebäudeteilen, die als Ganzes exzentrisch und eher düster wirkten. Emma, deren Geschmack eher in Richtung präziser Geo-metrie und neoklassizistischer Säulen neigte, fand den Wohnsitz des Herzogs von Penford reichlich überspannt.
    Dem Park jedoch sah man an, dass seine Gestaltung in geschickten Händen lag. Zu beiden Seiten der breiten Freitreppe vor dem Hauptportal des Hauses stand eine Eibe, und Germanderhecken zogen sich seitlich bis zu den Stallgebäuden, die anscheinend zu einer großen Garage umgebaut worden waren. Hier ist Gashs Reich, dachte Emma, so wie das Torgebäude Newlands Reich war.
    Gash lenkte den Wagen in die kreisförmige Zu-fahrt zum Haus und hielt am Fuße der Treppe, wo bereits zwei ältere Männer warteten. Beide trugen altmodische schwarze Anzüge mit steifem Kragen und Manschetten. Der eine war groß, kahlköpfig und dünn wie eine Bohnenstange, der andere hingegen klein und eher rundlich und trug eine dicke Hornbrille.
    »Die Vogelscheuche dort ist Crowley«, erklärte Gash. »Er ist der Oberbutler. Der Typ mit der Brille ist Hallard, der Diener. Er wird sich um Ihr Ge-päck kümmern.«
    »Mein Gepäck?« Emma wollte gerade erklären, dass sie nicht die Absicht habe, die Gastfreund-schaft des Herzogs in Anspruch zu nehmen, aber da hatte Hallard ihre Sachen bereits aus dem Koffer-raum genommen, während Crowley die Wagentür öffnete und sagte: »Darf ich Sie bitten, mir zu folgen, Miss Porter?«
    Verwirrt gehorchte Emma.

4
    AN DEN WEISS verputzten Wänden der Eingangshalle hingen Ölgemälde in schweren, vergol-deten Rahmen. Die Balkendecke war mit vergolde-ten Ornamenten verziert, und der Marmorboden war ein makelloses Schachbrett aus Creme und Altrosa. Farne in Messingtöpfen säumten die herrliche Mahagonitreppe, die sich nach dem ersten Absatz in zwei entgegengesetzte Richtungen verzweigte.
    Die Wand am Treppenabsatz zeigte ein Fries mit schlanken Mädchenfiguren, deren durchscheinende Gewänder in Pfirsich, Blassgrün, Gold und Elfenbein gehalten waren. Emma erschrak, als eine der Figuren sich zu bewegen schien, und dann sah sie die Frau, eine makellose Schönheit in einem hauchdünnen Kleid, mit Haaren wie Sonnenschein und Augen wie …
    Gewaltsam wandte Emma die Augen ab. Seit wann musste sie in jeder schlanken Blondine, die ihr über den Weg lief, Richards Braut sehen? Au-
    ßerdem, so schien es ihr, als sie einen erneuten Blick riskierte, handelte es sich bei dieser schlanken Blondine um eine Berühmtheit.
    Emma mochte zwar nicht viel von der Modewelt verstehen, aber dieses Gesicht war ihr bekannt. Es war in unzähligen Talkshows zu sehen und auf den Titelseiten sämtlicher Modezeitschriften abgebildet gewesen – und Richard hatte oft genug davon geschwärmt. In den letzten Jahren stand es zwar nicht mehr im Rampenlicht, aber trotzdem hätte man als Einsiedler in einer einsamen Höhle

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