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und der verschwiegene Verdacht

und der verschwiegene Verdacht

Titel: und der verschwiegene Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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Deck.
    Plötzlich bemerkte sie ein weiteres Geräusch, ein tiefes unmelodiöses Pfeifen, das von einer Stelle des Parkplatzes unweit ihrer Füße zu kommen schien.
    Sie sah nach unten und erspähte zwei Beine, die unter der Stoßstange des weißen Lieferwagens her-vorragten. Als sich der Mann unter dem Wagen hervorschob, sah sie, dass sie zu einem rundlichen weißhaarigen Mann in blauem Overall gehörten, der flach auf einem Montageroller lag, in der einen Hand einen Schraubenschlüssel, in der anderen einen öligen Lappen. Bei Emmas Anblick hörte er auf zu pfeifen.
    »Hallo«, sagte er, »haben Sie sich verirrt?«
    Emma ging unwillkürlich in die Defensive. Der Junge in Bransley Manor hatte ebenfalls diesen Verdacht gehegt, und die Frage begann sie zu ärgern. »Nein«, sagte sie mit Entschiedenheit. »Ich suche Penford Hall, ich glaube, es muss hier ganz in der Nähe sein.«

    Der rundliche Mann steckte den Schraubenschlüssel und den Lappen in die Brusttasche seines Overalls, rollte von seinem Gefährt auf Hände und Knie und stand langsam auf. »Bin nicht mehr so jung, wie ich mal war«, erklärte er und rieb sich den Rücken. »Sie sagten, Sie möchten nach Penford Hall?«
    Emma nahm die Visitenkarte der Pyms aus ihrer Umhängetasche und zeigte sie dem Mann. »Ich hei-
    ße Emma Porter. Zwei Freundinnen des Herzogs haben mich gebeten, ihn zu besuchen und ihm ihre Grüße zu bestellen.«
    Der Mann sah sich die Karte an, dann öffnete er den Reißverschluss am Bein seines Overalls. Er nahm ein Handy aus der Tasche, klappte es auf, wählte und hielt es sich ans Ohr.
    »Gash hier«, sagte er. »Ich hab hier eine Besucherin für Seine Hoheit, sie heißt Emma Porter. Kommt im Auftrag von« – er sah wieder auf die Karte –
    »Ruth und Louise Pym. Hat was mit Gärten zu tun.
    In Ordnung, ich warte.« Er bedeckte die Sprechmu-schel mit der Hand, sah Emma an und kniff ein Au-ge zu. »Ganz praktisch, diese Dinger«, flüsterte er, ehe er sein Telefonat fortsetzte. »Alles klar«, sagte er. »Ich bringe sie gleich mit.« Er klappte das Telefon zu und versenkte es wieder in der Hosentasche, dann deutete er auf Emmas Auto. »Steigen Sie ein.
    Ich fahre.«

    Während er das Auto aus der Parklücke manöv-rierte, ließ Emma eine Bemerkung über den katast-rophalen Zustand der Straße fallen. »Wird nicht mehr viel benutzt«, erwiderte Gash. »Seit Seine Hoheit die neue Straße gebaut hat, so gut wie gar nicht mehr. Er meinte, dass es so einfacher für die Dorfbewohner ist. Natürlich fahren manche von ihnen nach wie vor mit dem Boot. Oder mit dem Helikop-ter, aber der ist hauptsächlich für Notfälle.«
    »Sie meinen, es gibt hier einen Hubschrauber?«, fragte Emma ungläubig.
    »Na ja, Dr. Singh musste unbedingt einen haben, und da das Dorf wiederum Dr. Singh braucht, hat Seine Hoheit ihm das Ding gekauft.« Plötzlich schien sich Gash seiner Manieren zu erinnern, er drehte sich zu Emma und streckte ihr die Hand hin.
    »Übrigens, mein Name ist Gash, ich bin der Mechaniker von Penford Hall.«
    Rückwärts stieß er den Wagen vom Parkplatz auf die unbefestigte Straße, dann fuhren sie von dort, wo Emma aufgegeben hatte, in westlicher Richtung weiter. Sie überquerten eine kleine Brücke aus Na-tursteinen, nahmen eine weitere Biegung, dann hör-te zu Emmas Erleichterung die abenteuerliche Strecke auf, um von einer ebenmäßigen Asphaltstraße abgelöst zu werden, die bergauf aus dem engen Tal herausführte. Oben angekommen, erreichten sie eine breitere Straße, die auf dem Kamm der westlichen Landspitze entlangführte. Hier schlug Gash die Richtung zum Meer ein.
    Als Emma die Tore von Penford Hall erblickte, hätte sie ihren Besuch am liebsten beendet, noch ehe er angefangen hatte. Hoch, schwarz und Furcht erregend waren sie in riesige Granitpfeiler eingelassen, die wiederum zu beiden Seiten von einer dicken Mauer flankiert wurden; auf beiden Pfeilern waren Überwachungskameras angebracht, deren nim-mermüde Augen in regelmäßigen Halbkreisen über die Straße schweiften. Sie bekam einen weiteren Schreck, als sich im Tor eine kleine Tür öffnete, aus der ein untersetzter Mann trat, der eine schwarze Militärmütze, einen khakifarbenen Militärpullover, Hosen aus Tarnstoff und glänzend schwarze Sprin-gerstiefel trug.
    »Newland«, murmelte Gash. »Ganz netter Bur-sche, aber mit Handschlag wird man von ihm nicht gerade begrüßt. Liegt wahrscheinlich an seinem Job.«
    »Was ist denn sein Job?«, fragte Emma, die das

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