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und der verschwiegene Verdacht

und der verschwiegene Verdacht

Titel: und der verschwiegene Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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schnell er konnte ging er auf den Torbogen der Burgruine zu.
    Noch am Vortag hätte Emma sich überschlagen, um ihn einzuholen. Jetzt sah sie mit stiller Belustigung zu, wie Derek abrupt stehen blieb, verwundert um sich blickte, um ihr dann verwirrt entgegenzugehen.
    »Guten Morgen, Derek.« Emma kam absichtlich langsam die Terrassentreppe hinunter. »Haben Sie gut geschlafen? Ist es nicht ein herrlicher Morgen?
    Und könnten Sie vielleicht ein bisschen langsamer gehen, damit ich nicht rennen muss, um mit Ihnen Schritt zu halten?«

    Derek nahm den Tadel charmant hin. »Tut mir Leid. Nell beklagt sich auch dauernd, dass ich zu schnell gehe.« Er deutete auf den Torbogen. »Bitte, geben Sie das Tempo an.«
    Versöhnt ging Emma über den Rasen, dann betraten sie gemeinsam die Ruine. »Was wollten Sie mir denn zeigen?«, fragte sie.
    »Dieses und jenes.« Derek sah über die Schulter zurück. »Erst die Kapelle, dann die Bibliothek. Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus.« Er lächelte nervös, als er Hallard in seinem Korbsessel sitzen sah, wo er wie gewöhnlich auf dem Laptop schrieb. »Schlimm, dass Susannah noch nicht bei Bewusstsein ist, aber wenigstens hat sich ihr Zustand nicht weiter ver-schlechtert.«
    Emma nickte. Mattie hatte ihr gleich am frühen Morgen den neuesten Stand berichtet. Derek hatte zu Matties Bericht weiter nichts hinzuzufügen, und schweigend gingen sie den Rasenkorridor entlang.
    Mit wachsender Verwunderung beobachtete Em-ma, wie Dereks Blick von der Tür zur Treppe wanderte, wie er erst nach vorn sah und sich dann nach dem Weg umdrehte, den sie gekommen waren. Als sie bemerkte, dass sie dasselbe tat, blieb sie stehen.
    »Suchen Sie etwas?«
    Derek sah sie einen Augenblick an, ehe er antwortete. »Ich glaube, ja. Deshalb wollte ich mit Ihnen sprechen. Ich brauche einen weiteren Unbe-teiligten, jemand, der Penford Hall nicht kennt, um ein paar Gedanken loszuwerden. Die Sache ist nur«
    – er warf einen Blick über die Schulter zurück –, »es wäre mir lieber, wenn uns niemand hörte.«
    Mit einem etwas mulmigen Gefühl sah Emma sich um. Mit leiserer Stimme fragte sie: »Hat es etwas mit Susannah zu tun?«
    Einen Augenblick schwieg Derek, dann zuckte er die Schultern. »Vielleicht.«
    Emma nickte, und sie gingen weiter. Keiner redete, bis sie in der Kapelle waren und die Tür geschlossen hatten. Emma stand reglos, wie bezaubert von der Schönheit des Glasfensters, aber Derek schob sich mit gerunzelter Stirn davor.
    »Ich muss Sie warnen«, sagte er, als er wieder neben ihr stand. »Das mag jetzt ein bisschen verrückt klingen, aber bitte, hören Sie mir erst zu.
    Wenn ich fertig bin und Sie dann immer noch denken, dass bei mir ’ne Schraube locker ist, dann vergessen wir die ganze Sache.« Er sah sie besorgt an.
    »Was meinen Sie?«
    »Legen Sie los«, sagte Emma. »Ich höre.«
    Derek drehte sich um und zeigte auf das Fenster.
    »Beweisstück Nummer eins. Was halten Sie von ihr?«
    »Sie ist wunderschön«, sagte Emma. »Ist es eine Heilige aus dieser Gegend?«
    »Die Bezeichnung ›Heldin zwischen Legende und Wirklichkeit‹ wäre wohl eher zutreffend. Der Legende nach hat sie mit ihrer Laterne einen Vorfahren von Grayson in einer stürmischen Nacht an den Untiefen draußen vor dem Hafen vorbeigelotst. Sie soll genau hier gestanden haben. Die Kapelle wurde ihr zu Ehren gebaut, und das Fenster soll an diese mutige Tat erinnern.«
    Emma folgte dem Mittelgang ein Stück weiter nach vorn, wobei sie Einzelheiten bemerkte, die sie bei ihrem ersten kurzen Besuch übersehen hatte.
    Säuberlich an der Rückwand aufgereiht, sah sie Bantrys Gartengeräte. Auf jeder Seite des Ganges standen sechs Reihen einfacher Holzbänke. Links vom Fenster war eine kleine Hintertür, niedriger als die, durch die sie gerade gekommen waren. Unter dem Fenster war genau in der Mitte ein kleiner Granitsims – für Blumen, wie Emma annahm, obwohl er jetzt leer war. Sie fragte sich, warum kein Werkzeug zu sehen war, kein Gerüst aufgestellt war
    – nichts, was darauf hingedeutet hätte, dass hier gearbeitet wurde.
    »Ist das nicht das Fenster, das Sie restaurieren?«, fragte sie.
    »Zumindest sollte ich das«, erwiderte Derek,
    »aber mit dem Fenster stimmt etwas nicht, da stimmt etwas ganz und gar nicht mehr.«
    »Wie meinen Sie das?« Emma drehte sich nach dem Fenster um, während Derek an ihr vorbeiging, um sich davor zu stellen.

    »Schon allein der Umhang der Figur. Wie würden Sie die Farbe nennen?«
    »Schwarz«,

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