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und der verschwiegene Verdacht

und der verschwiegene Verdacht

Titel: und der verschwiegene Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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hineinging und die Tür hinter sich zumachte.

    Emma öffnete die andere Tür und spähte in Nells Zimmer. Sie war überrascht, wie viel Sorgfalt der Herzog aufgewandt hatte, damit Königin Nell sich auch wohl fühlte. Eine Nachttischlampe warf ihr warmes Licht auf das kleine Himmelbett, den Toilettentisch, die Couch und den Schrank. Alles war in Weiß und Gold gehalten, selbst Berties kleiner Schaukelstuhl neben der Couch.
    Während Nell ins Bett kletterte, füllte Emma pflichtbewusst in der Küche ein Glas mit Wasser.
    Mit dem Glas in der Hand stand sie da und wartete, bis das kleine Mädchen Bertie versorgt hatte. Sie überzeugte sich davon, dass sein brauner Zottel-kopf genau in der Mitte des Kopfkissens lag, und deckte ihn bis obenhin zu.
    »Ich hoffe, Peter geht gleich zu Bett«, sagte Em-ma, als sie an das Bett trat und das Glas abstellte.
    »Er ist heute Abend sehr müde.«
    Nell ließ sich auf ihr Kopfkissen zurückfallen und sah Emma an, dabei nahm ihr kleines Gesicht einen fast beängstigend ernsten Ausdruck an. »Peter ist immer müde«, sagte sie. »Ich habe dir das schon mal gesagt.«
    »Wirklich? Dann muss ich es vergessen haben.«
    »Du darfst es nicht vergessen«, sagte Nell. Sie zog eine Hand unter der Zudecke hervor und berührte Berties Ohr. »Deshalb hab ich es dir doch gesagt.
    Weil es jemand wissen soll, nicht nur ich.«

    »Was muss ich wissen?«
    »Wenn Papa weg ist, macht Peter alles.«
    Emma lächelte. »Komm, Nell, du weißt, dass das nicht ganz stimmt. Ihr habt doch eine sehr tüchtige Haushälterin, nicht wahr?«
    »Mrs Higgins säuft«, erklärte Nell sachlich.
    Fast musste Emma lachen. »Aber in den Geschichten, die du uns im Garten erzählt hast, war Higgins doch ein Clown.«
    Nell sah sie ruhig an. »Sie ist aber nicht lustig, Emma.«
    Sie rollte sich auf die Seite, zog die Knie hoch und drehte Emma den Rücken zu. »Du kannst das Licht jetzt ausmachen, ich möchte auch schlafen.«
    Emma war tief beunruhigt. »Und was ist mit Berties Geschichte?«, fragte sie.
    »Bertie schläft schon, Emma. Er braucht keine Geschichte.«
    Die Kälte in Nells Stimme verriet Emma, dass sie nicht nur entlassen war, sondern auch abgelehnt wurde. Beunruhigt, weil sie offenbar irgendeine geheime Prüfung nicht bestanden hatte, betrachtete Emma Nells Hinterkopf, dann knipste sie das Licht aus und verließ das Kinderzimmer.
    In ihr eigenes Zimmer zurückgekehrt, verbrachte sie eine Stunde auf dem Balkon und versuchte sich darüber klar zu werden, was wohl gerade passiert war. Emma mochte nicht viel vom Umgang mit Kindern verstehen, aber sie hatte gesehen, wie sich Derek Mühe gegeben hatte, um für Königin Eleanor elegant auszusehen, und wie er bereitwillig mit Peter auf dem Teppich gelegen hatte. Selbst ein Blinder hätte gemerkt, wie er seine Kinder vergötterte. Er würde sie niemals in der Obhut einer …
    Säuferin lassen.
    Andererseits verbrachte Derek nicht viel Zeit zu Hause. Er hatte nichts über Nells neuen Kindergarten gewusst, noch war ihm bekannt gewesen, dass Peter nicht mehr bei den Pfadfindern war. Und warum war Peter überhaupt bei den Pfadfindern ausgetreten? Schließlich war er gern im Freien; Bantry war er ständig auf den Fersen, wenn es darum ging, dass er ihm einen neuen Knoten zeigte oder ihm half, ein Insekt zu identifizieren. Es passte einfach nicht zusammen.
    Emma drehte sich um. Vom Balkon aus sah sie Dereks zerknitterte Visitenkarte, die immer noch an der Uhr auf dem Schreibtisch lehnte. Da Derek von zu Hause aus arbeitete, würde die Telefonnummer auf der Karte wahrscheinlich von Mrs Higgins beantwortet werden. Mit einem Anruf könnte sie sich Beruhigung über die Haushälterin verschaffen und ein möglicherweise peinliches Gespräch mit Derek ersparen. Schade, dass es schon so spät war.
    Müde rieb sie sich die Stirn, als sie sich daran erinnerte, dass ihr noch ein weiteres peinliches Gespräch mit Derek bevorstand. Warum in aller Welt hatte sie Peter versprochen, dass sie mit seinem Vater über das Fenster reden würde? Emma seufzte, dann ging sie ins Schlafzimmer und knipste das Licht aus. Es war unfair. Nachdem sie jahrelang alles getan hatte, was in ihrer Macht stand, um nur ja keine eigenen Kinder zu bekommen, lag sie jetzt wach und machte sich große Sorgen um die Kinder eines anderen.

17
    »ES GEHT MICH NICHTS AN«, murmelte Emma zu sich selbst, indem sie entschlossen die Grabgabel in den Boden stieß. »Wirklich absolut nichts.« Sie beförderte ein Gewirr von

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