und der verschwiegene Verdacht
zu Hause gebraucht wurde.
»Aber das ist ja furchtbar«, sagte sie. »Warum geht er nicht einfach zu Derek und sagt ihm die Wahrheit?«
Syd schnaubte verächtlich. »Langsam verlier ich die Geduld, Emma. Denken Sie denn, der Junge weiß nicht, dass seinem Vater vor Trauer fast das Herz bricht? Glauben Sie, er will, dass sich sein Dad noch miserabler fühlt?«
Emma war entsetzt. »Halten Sie es denn für möglich, dass das schon seit dem Tod von Dereks Frau so geht? Aber da war Peter doch kaum fünf Jahre alt und Nell …«
»Nell war seine kleine Schwester, um die er sich kümmern musste. Ich will Ihnen mal was sagen, Emma, und das erzähl ich kaum jemand. Ich verlor meine Mutter, Gott hab sie selig, als ich acht Jahre war. Meine Schwester Betty war erst zwei. Ich weiß, wie es in dem Jungen aussieht. Was ich nicht wusste, war das mit der Säuferin. Das ändert die Sache. Das müssen Sie Derek unbedingt sagen.«
»Könnten Sie nicht mit ihm sprechen?«, fragte Emma.
»Sie sind diejenige, die den Auftrag dazu gekriegt hat.« Als Emma ihn verständnislos ansah, verdrehte Syd die Augen. »Emma, was muss denn noch passieren, damit Sie’s endlich verstehen? Denken Sie, dass Nell den Mund nicht halten kann und sie Ihnen nur so zum Spaß von dieser Schnapsdrossel erzählt? Haben Sie schon mal was von einem Hilfe-ruf gehört?« Syd schürzte missbilligend die Lippen.
»Ach so, ich hab vergessen. Geht Sie ja alles nichts an.« Emma zuckte zusammen. »Und ist das der Grund, warum Sie auf den armen Kerl so wütend sind?«, fragte Syd.
»Ich bin nicht wütend auf …« Emma räusperte sich. »Ich bin auf niemanden wütend.«
»Und ich bin der Kaiser von China.« Syd schüttelte vorwurfsvoll den Kopf. »Sie halten mich wohl für dämlich? Seit sich dieser Typ so rar macht, sind Sie eine ganz schöne Nervensäge.«
»Wissen Sie denn, wo er ist?«, entfuhr es Emma.
Syd unterzog seine Fingernägel einer eingehenden Prüfung. »Madame sagt, er isst zu allen möglichen und unmöglichen Zeiten in der Küche. Wieso, hat er Ihnen etwa nichts gesagt?«
Emma schluckte und sah zu Boden. »Nein. Warum sollte er auch?«
»Weil man das normalerweise macht, wenn einem jemand was bedeutet«, antwortete Syd. Er sah Emma von der Seite an. »Hab ich Recht?«
Emma schob sich die Brille wieder hoch, die ihr auf der verschwitzten Nase heruntergerutscht war.
Sie seufzte niedergeschlagen. »Ach, ich weiß nicht.«
»Aber Sie sind doch lernfähig, nicht?« Syd drück-te ihr mitfühlend den Arm. »Ist nicht so einfach, wenn man verliebt ist.«
Emma ließ die Schultern hängen. »Wer hat hier was von Verliebtsein gesagt? Und selbst wenn es so wäre, heißt das immer noch nicht, dass ich von De… ich meine von demjenigen, in den ich verliebt wäre, erwartete, dass er mir über jede Minute seiner Tätigkeit Rechenschaft ablegt.«
»Sind Sie denn gern unglücklich?«, fragte Syd.
»Nein, ich …«
»Dann müssen Sie ’n paar Regeln aufstellen.
Wenn Sie den Typ das nächste Mal sehen, verpas-sen Sie ihm ’ne schallende Ohrfeige und sagen ihm, wenn er noch mal so was mit Ihnen macht, kriegt er das nächste Mal zwei.«
»Ich habe doch kein Recht …«
»Hat er etwa ’n Recht, Sie so unglücklich zu machen?«
»Nein, aber …«
»Geduldig müssen Sie natürlich sein. Aber auch fest. Sonst sehen diese Kids Sie nur noch unglücklich und ihren Dad überhaupt nicht mehr.«
»Syd …« Emma sah zum Himmel, der sich bezog. Sie hoffte, dass es einen schönen erfrischenden Regen geben würde. »Ich schätze Ihre Besorgnis, aber ich glaube, Sie sind auf dem falschen Dampfer.
Ich habe nicht die Absicht, jemals zu heiraten, und noch viel weniger jemanden, der schon zwei Kinder hat.«
»Zwei Kids und ’nen Bär«, korrigierte Syd. »Wissen Sie, Emma, wenn Sie weniger denken würden, dann wär es für uns alle viel einfacher. Hören Sie auf Onkel Syd. Jetzt schalten Sie Ihr Gehirn ’n bisschen aus und lassen Ihr Herz steuern. Es wird Sie schon nicht auflaufen lassen, das verspreche ich Ihnen.«
Emma sah auf ihre Arbeitshände, dann strich sie sich eine Strähne aus dem Gesicht, die unter Syds Hut hervorgerutscht war. »Ich glaube, ich gehe jetzt ein Bad nehmen«, sagte sie leise.
Syd streckte die Hand aus und schob die Strähne wieder unter den Hut zurück. »Seien Sie nicht zu streng mit dem Typ, Emma. Er kämpft nur, genau wie wir alle.«
Als Emma frisch gebadet und in ihren Frotteeba-demantel gewickelt aus dem Ankleidezimmer kam,
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