und der verschwiegene Verdacht
in die wir geraten könnten, eine andere.«
Der Herzog sah Hallard liebevoll an. »Es hat gar keinen Zweck, ihn zu fragen, was das für Geschichten sind. Er hat sie auf Crowleys verflixtem Series Ten gespeichert, und man kann sie nur mit einem bestimmten Code abrufen, im Fall, dass sie jemals gebraucht werden sollten. Aber er redet nicht gern über seine Arbeit. Er lässt mich ja nicht mal seine Klappentexte lesen.«
»Grässlich, die verraten ja auch alles«, bemerkte Hallard.
»Wir wissen nur eines mit Bestimmtheit«, sagte der Herzog. »Hallard hat sich eine Reihe von wahrscheinlichen und unwahrscheinlichen Situationen ausgedacht, in die wir geraten könnten, einschließ-
lich seiner Vorschläge, wie wir uns dann wieder aus der Patsche ziehen können. Und nach seiner bisherigen Arbeit zu urteilen, habe ich vollstes Vertrauen, dass das Ergebnis – ganz gleich was passieren sollte – für alle zufrieden stellend sein wird.«
Emma trank ihren Tee, der schon lange kalt geworden war, dann stellte sie Tasse und Untertasse aufs Tablett. »Ich möchte nur noch eine Frage stellen, wenn ich darf«, sagte sie. »Die Antwort mag für Sie alle auf der Hand liegen, aber … na ja, es klingt alles so kompliziert, und es musste so lange vorbereitet werden. Ich frage mich nur, warum alle so bereitwillig mitgemacht haben.«
Unsichere Blicke wurden gewechselt, hier und da räusperte man sich, Fingernägel wurden einer eingehenden Prüfung unterzogen, es wurde mit den Füßen gescharrt. Endlich versuchte Gash, eine Antwort zu geben.
»Weil es Spaß gemacht hat«, sagte er. »Ganz gleich, ob etwas aus Lex Rex wurde oder nicht, wir hatten Spaß, an dieser Figur zu arbeiten. Mitunter ist es ziemlich langweilig, immer nur in der Werkstatt zu stehen und platte Reifen zu reparieren.«
Jetzt meldete sich Crowley zu Wort. »Natürlich hat auch ein gewisses Eigeninteresse eine Rolle gespielt. Es gab doch immerhin die Möglichkeit, dass der Plan Seiner Hoheit funktionieren würde und dass wir damit alle unsere eigenen Ziele erreichen könnten. Ich zum Beispiel wünschte mir nichts sehnlicher, als wieder an meinen Arbeitsplatz in Penford Hall zurückzukehren. Newland wollte ein ruhiges Stück Wald, das er bewachen konnte, Gash träumte von einer gut eingerichteten Autowerkstatt, und Hallard wünschte sich einen zurückgezogenen Ort, wo er in Ruhe schreiben konnte.«
»Und den Leuten im Dorf ging es ebenso«, sagte der Oberwachtmeister. »Wie ich schon sagte …«
»Blödsinn!«, fuhr Nanny Cole dazwischen und klapperte wütend mit den Stricknadeln. »Ist doch Schwachsinn, was du da erzählst, Tom Trevoy, und dasselbe gilt für dich, Ephraim Crowley. Spaß und Eigeninteresse – was für ein verdammter Quatsch.«
Sie schnaubte wütend. »Ihr wisst genauso gut wie ich, warum wir auf Seine Hoheit gehört haben und warum wir mitgemacht haben, obwohl uns der gesunde Menschenverstand hätte sagen müssen, dass niemals etwas daraus werden könnte. Es lag an ihm.« Stolz sah sie den Herzog an. »Er ist einfach ein Zauberer, unser Grayson, und das war er schon immer. Wenn er will, kann der Junge einem Stein Wasser entlocken. Er kann sogar eine starrsinnige alte Schachtel wie mich um den Finger wickeln.«
»Aber, aber, Nanny …«, versuchte Grayson sie zu beschwichtigen.
»Und komm mir nicht mit ›Aber, aber, Nanny‹, du frecher Bengel. Die wissen doch alle, wovon ich rede. Dass du jedem weismachen kannst, alles sei möglich, dass Träume irgendwann wahr werden müssen. Wenn du uns erzählt hättest, dass wir zum Mond fliegen müssen, dann hätten wir ’ne verdammte Rakete gebaut.« Sie sah sich ungehalten im Zimmer um. »Und ich möchte den sehen, der es wagt, das abzustreiten.«
Diese Herausforderung wollte niemand anneh-men. Derek fuhr sich durch die Locken, dann schüttelte er verwirrt den Kopf. »Faszinierend«, sagte er. »Wirklich faszinierend. Und während dieser ganzen Zeit hat niemand die wahren Zusammenhänge vermutet?«
Der Herzog antwortete zunächst nicht. Ein leises Lächeln spielte um seinen Mund, als er aufstand und wortlos ins Feuer starrte. Endlich sprach er.
»In all diesen Jahren gab es nur einen Menschen, der meine Täuschung durchschaute, und das geschah nur, weil ich es wollte. Als ich für das Album Great God of Thunder die Platin-Schallplatte bekam, wurde an den vierzehnten Herzog von Penford die Bitte nach einer möglichst großzügigen Spende für eine gewisse Wohltätigkeitsorganisation für Kinder
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