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und der verschwiegene Verdacht

und der verschwiegene Verdacht

Titel: und der verschwiegene Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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rothaarige Oberwachtmeister nickte ernst.
    »Als ich von der Sache mit ihren Schuhen hörte, wusste ich, dass da etwas nicht mit rechten Dingen zugegangen ist. Kate sagte mir, sie waren völlig sauber und glänzend, als ob sie an dem Morgen frisch geputzt worden wären.«
    Emma erinnerte sich daran, wie Susannahs hoch-hackiger Schuh unter der Segeltuchplane hervorge-guckt und der abgebrochene Absatz in der Morgen-sonne geglänzt hatte, aber bis jetzt hatte sie darüber nicht weiter nachgedacht. Zögernd sagte sie: »In der Nacht davor hatte es geregnet. Wenn sie in diesen Schuhen zum Kapellgarten gegangen wäre, dann hätten sie matschig sein müssen.«
    »Und sie waren nicht mal nass«, stellte der Oberwachtmeister fest. »Aber das erfuhr ich erst zwei Tage später. Da waren die Beweise bereits beseitigt, und der Tatort war zertrampelt. Also beschloss ich, ein bisschen herumzuhorchen, ganz still und unauffällig, ehe ich meine Meldung machte. Ich bat Newland, mir dabei zu helfen.« Er sah in sein Weinglas.
    »Zusammen haben wir es geschafft, jede Bewegung der Haus- und Dorfbewohner zu rekonstruieren.
    Wir haben einen Verdacht, aber …« Er verstummte und sah den Herzog Hilfe suchend an.
    Der Herzog räusperte sich und fuhr mit dem Finger in den Hemdkragen, als ob er ihn lockern wollte. Mit einem bekümmerten, fast entschuldigenden Lächeln wandte er sich an Derek, dann beugte er sich vor und sagte vertraulich: »Ja, siehst du, alter Freund, wir wissen, dass Susannah dir ziemlich zugesetzt hat. Wie du vorhin ganz richtig bemerktest, ist es schwer, in einem Haus wie diesem ein Geheimnis zu wahren.«
    Derek sah überrascht auf. »Grayson, wenn du mich verdächtigst …«
    »Das tue ich nicht. Madame hat bestätigt, dass du in der Küche mit Bantry gefrühstückt hast.« Der Herzog fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen. »Tatsache ist jedoch, dass ich deinen Sohn in Verdacht habe.«
    »Peter?« Verblüfft sah Derek den Herzog an.
    Der Herzog seufzte. »Ich wollte es eigentlich privat mit dir besprechen … jedenfalls ist Peter an dem fraglichen Morgen ganz früh im Garten gesehen worden.«
    »Von wem?«, wollte Derek wissen.
    »Von Bantry. Er hat sich nichts weiter dabei gedacht, bis Tom und Newland alle anderen auf ihrer Liste eliminiert hatten. Erst dann fiel ihm ein, dass Peter sich wiederholt darüber beklagt hatte, dass Susannah dich von der Arbeit abhielt. Und in diesem Licht gesehen, könnte Peters Anwesenheit im Garten an diesem Morgen zumindest den Verdacht erwecken …« Der Herzog wandte seinen Blick ab.
    »Du verstehst sicher, was ich sagen will.«
    »Ja«, murmelte Derek, indem er sein Weinglas aufs Tablett stellte. »Ja, ich verstehe.«
    »Nein«, unterbrach Emma. »Du verstehst gar nichts. Keiner von euch beiden versteht es.« Sie griff nach Dereks Hand und hoffte, dass Peter ihr verzeihen würde. »Peter ist zwar an dem Morgen durch den Garten gegangen, aber nur, um die Kapelle aufzusuchen; und als er Schreie hörte, schlüpf-te er durch die Hintertür und ging außen herum zum Küstenpfad. Ihr könnt die Tregallis-Brüder fragen, sie haben ihn dort gesehen.« Sie nahm Dereks Gesicht in beide Hände, sodass er sie ansah.
    »Er wollte keine Schwierigkeiten bekommen, weil er in der Kapelle gewesen war. Darum hatte er dir gesagt, dass er …«

    »Schreie?« Newland löste sich von seinem Platz an der Tür und kam zu Emma. »Sagten Sie, dass der Junge Schreie gehört hat?«
    »Ja … sicher«, erwiderte Emma, die sich unter dem durchdringenden Blick des Mannes unwohl fühlte. »So jedenfalls hat er es mir erzählt.«
    »Das ist das erste Mal, dass ich etwas von einem Schrei höre«, knurrte Newland. Er sah von einem Gesicht zum anderen. »Hat jemand hier vergessen, mir zu sagen, dass im Kapellgarten geschrien wurde?«
    Während sich ringsum verneinendes Gemurmel erhob, versuchte Emma sich zu erinnern, ob sie oder Nell geschrien hatten, als sie Susannah fanden.
    Sie war sich ziemlich sicher, dass das nicht der Fall war. Sie erinnerte sich ganz deutlich, wie beeindruckt sie von Nells Gelassenheit gewesen war, ebenso wie ihre eigene Ruhe sie erstaunt hatte. Ehe sie jedoch etwas sagen konnte, fühlte sie, wie Derek erschauerte.
    »Mein Gott«, murmelte er wie zu sich selbst,
    »wenn von euch niemand geschrien hat, dann muss Peter jemand anders gehört haben.« Sein Kopf fuhr hoch. »Ich habe an dem Morgen allein gefrühstückt.
    Bantry kam nur kurz herein, um einen Kaffee zu trinken.« Er fasste Emma

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