Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
und der verschwiegene Verdacht

und der verschwiegene Verdacht

Titel: und der verschwiegene Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
Vom Netzwerk:
in London gerichtet. Ich erinnere mich noch Wort für Wort an den Text des Begleitbriefes.
    Er lautete: ›Vielleicht kannst du nun dafür sorgen, dass auch die Träume anderer Kinder wahr werden.‹ Er war von Tante Dimity unterschrieben.«

21
    DRAUSSEN TOBTE DER STURM mit unver-minderter Stärke weiter, aber im Schlafzimmer der verstorbenen Herzogin fühlte man sich wie in einem warmen Kokon. Der Donner grollte und krachte, Blitze spalteten den schwarzen Himmel, und der Regen prasselte gegen Mauern und Fensterscheiben, auf Dächer, Türme, Balkone und Terrassen von Penford Hall.
    Crowley und Hallard hatten das Teegeschirr weggeräumt und dafür eine Karaffe Portwein und neun zierliche, elegant geschliffene Weingläser gebracht. Die Karaffe wanderte von Hand zu Hand und der aromatisch duftende Wein glänzte im Schein des Feuers wie Rubin.
    Was für eine unglaubliche Geschichte, dachte Emma. Es war die unglaublichste … Nein. Das Unglaublichste an der ganzen Sache war doch, dass sie überhaupt hier saß und diese unglaubliche Geschichte mit anhören durfte. Sie nippte an dem schweren, süßen Wein, und ihr Blick ruhte auf dem Herzog, der unbeweglich dasaß. Es war ihr bewusst geworden, dass sie eine bemerkenswerte Persönlichkeit kennen gelernt hatte. Hier war ein Mensch, der andere zu solch großer Loyalität zu inspirieren vermochte, dass sie ihm Jahre ihres Lebens geschenkt hatten, damit sein Traum in Erfüllung ginge.
    Nanny Coles Bemerkung, dass sie auch eine Rakete gebaut hätten, war womöglich zutreffender, als die alte Frau ahnte. Die Welt der Rockmusik musste diesen Menschen, die allesamt im vorgerückten Alter waren, sicher genauso fremd gewesen sein wie der rote Staub auf dem Mars, und dennoch hatten sie das fremde Terrain erkundet und es sich mit einer Furchtlosigkeit zu Eigen gemacht, die an die Mannschaft eines Raumschiffs erinnerte.
    Beim Abräumen des Teegeschirrs hatte Crowley erklärt, dass Lex Rex eine GmbH sei, in der alle Gesellschafter, sowohl Hausangestellte als auch Dorfbewohner, gleiche Anteile hatten. Crowleys Geschick als finanzieller Verwalter war es zu verdanken, dass alle Anwesenden jetzt über ein unabhängiges Vermögen verfügten. Jeder von ihnen hät-te das Haus verlassen und seinen eigenen Herrensitz bauen können, aber alle blieben, denn Penford Hall war ihr Zuhause, und die Welt jenseits der Mauer konnte ihnen nichts bieten, das sie nicht schon hatten.
    »Grayson, alter Freund«, sagte Derek heiser, »ich muss mich bei dir entschuldigen. Ich hätte dich nicht verdächtigen dürfen. Tut mir wirklich Leid.«
    »Mir auch«, sagte Emma. »Ich hätte den Schwestern Pym vertrauen sollen. Sie sagten mir, dass Sie nichts wirklich Schlimmes tun könnten – wie Recht sie hatten.«
    »Hatten sie das?«, sagte der Herzog nachdenklich. Langsam drehte er das Glas in seinen Händen.
    »Da bin ich gar nicht so sicher. Schließlich gibt es mindestens einen Menschen, der unter meinen Ma-chenschaften sehr gelitten hat. Wir dürfen Susannah nicht vergessen.«
    »Was meinst du damit?«, fragte Derek.
    »Kannst du es dir nicht denken?«, erwiderte der Herzog.
    Derek sah Emma an, und als diese leise nickte, sagte er, indem er den Herzog ansah: »Susannah erwähnte, dass sie Grund zu der Annahme hat, dass du mit Lex’ Tod etwas zu tun hattest.« Er zögerte.
    »Weißt du, was mit ihrem Vater geschah?«
    »Syd hat es mir auf dem Weg ins Krankenhaus erzählt«, antwortete der Herzog. »Bis dahin hatte ich keine Ahnung von dieser Tragödie. Wenn ich daran denke, dass ihre arme Mutter hierher kam und um Hilfe bat und dass man sie weggeschickt hat …« Grayson senkte den Kopf. »Kein Wunder, dass Susannah nicht den Mut hatte, sich direkt an mich zu wenden. Aber darüber sprechen wir noch.
    Bitte, fahr fort.«
    Derek schilderte, wie durch Susannahs Unfall auch ihm Zweifel an den näheren Umständen von Lex’ Tod gekommen seien. Er erklärte, warum er Emma in seine Pläne eingeweiht habe und wie ihre Verdachtsmomente sich allmählich verdichtet hätten. »Aber das ist jetzt alles nicht mehr wichtig, nicht wahr?«, meinte er. »Nachdem du sowieso darauf vorbereitet warst, dass die ganze Sache eines Tages ans Tageslicht kommen würde, und du bereit warst, die Konsequenzen zu tragen, hatte niemand von euch einen Grund, Susannah etwas anzutun.
    Ihr Sturz muss also ein tragischer Unfall gewesen sein.«
    »Tragisch war er wirklich«, sagte der Herzog ernst, »aber ich fürchte, es war kein Unfall. Tom?«
    Der

Weitere Kostenlose Bücher