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Und der Wind erzaehlt von Zaertlichkeit

Und der Wind erzaehlt von Zaertlichkeit

Titel: Und der Wind erzaehlt von Zaertlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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die Schulter, schwankte und taumelte wie ein Betrunkener und plumpste plötzlich hintenüber. Im Fallen versuchte er sich zu drehen, als ob er wie eine Katze auf den Füße landen wollte, stieß einen markerschütternden Schrei aus und fiel mit einem dumpfen Laut auf den festgestampften Lehm des Innenhofes.
    Crispin hatte sich wieder in Bewegung gesetzt. Lieber Gott, laß sie am Leben sein, betete er. Er sprang über Raen, stürzte zur Tür hinauf und riß sie im gleichen Moment von außen auf, da Brenna hinausgelaufen kam.
    Crispin blieb entsetzt stehen. Der Ausdruck ihres Gesichts war erschreckender als der Schrei zuvor. Ihre Augen wirkten glasig, ihr Gesicht war leichenblaß, und überall war Blut. Ihr linker Arm war von der Schulter bis zum Handgelenk aufgeschlitzt, und ihre Kleider sahen aus, als hätte ein Tier sie zerfetzt.
    Er hatte keine Ahnung, wieso sie überhaupt noch aufrecht stehen konnte. Crispin streckte die Hand nach ihr aus, doch sie wich ihm aus und rannte die Treppe hinunter.
    »Schnell, Crispin, beeilt Euch«, schluchzte sie. »Ihr müßt mir helfen. Wir müssen ihn verstecken.«
    Soldaten hatten inzwischen den Leichnam umringt. Ihre Mienen verrieten den Schock und ihre Empörung.
    »Ich habe ihn nicht gestoßen … bitte, Ihr müßt mir glauben! Seine Füße verfingen sich im Plaid, als ich ihm mein Knie in die Lenden rammte … ja, ja, ich wollte ihm weh tun, damit er mich nicht … Er hielt mich auf dem Bett fest, aber ich hatte den Dolch in der Hand … Er sprang auf, ja, wirklich, Crispin, er sprang und dann … ist er gefallen.«
    Sie packte Crispins Hand und versuchte, ihn vorwärts zu ziehen. »Versteht Ihr denn nicht? Wir müssen ihn wegbringen … Sie darf ihren Sohn doch nicht so sehen. O Gott, ich muß es Connor sagen … Ich konnte es nicht zulassen … Er hat mich angefaßt, mich geküßt, Crispin … ich wollte es nicht! Sie hat mir gesagt, ich müßte ihn lassen, aber es ging nicht … Es ging nicht!« Die letzten Worte schrie sie heraus.
    »Euphemia hat Euch gesagt, Ihr solltet Euch ihrem Sohn hingeben?« verlangte Crispin empört zu wissen.
    »Ja, aber es ging nicht … Er hat es versucht, aber er ist aus dem Fenster gefallen, bevor er …«
    Sie verstummte plötzlich, ließ seine Hand los, packte einen von Raens Füßen und versuchte, ihn mit sich zu ziehen.
    »Mylady, laßt ihn los. Ich mach’ das schon.«
    »Ja, bitte. Wir verstecken ihn, bevor sie erfährt, daß er überhaupt zurückgekommen ist, ja?«
    »In Ordnung«, versprach er, um sie zu beruhigen. »Wir verstecken ihn.«
    »Mylady, Euer Dolch steckt in seinem Rücken«, flüsterte Owen. »Soll ich ihn Euch holen?«
    »Nein!« schrie sie.
    Crispin schüttelte den Kopf, um Owen zu bedeuten, den Mund zu halten.
    »Connor wird mir das nie verzeihen. O Gott, was habe ich getan? Ich habe seinen Bruder getötet! Nein, ich will ihn nicht sehen. Helft mir, Crispin. Bitte. Ich will Connor!«
    Langsam und behutsam streckte er ihr die Hand entgegen. Sie schüttelte panisch den Kopf. »Nein! Ich bin unrein. Er hat mich mit Händen und Mund berührt …«
    Und dann warf sie sich in seine Arme. »Bitte bringt mich zum See. Bitte!«
    »Ja, Mylady«, log er. »Ich bringe Euch zum See.«
    Sie tätschelte seinen Arm. »Habt Dank. Ich hab’s wirklich getan, nicht wahr?«
    »Was?«
    »Ich habe ihn umgebracht!«
    »Nein, er hat sein Schicksal selbst besiegelt. Und er hat den Tod verdient. Connor hätte ihn getötet, wenn er nicht aus dem Fenster gestürzt wäre.«
    »Er wird mich hassen, nicht wahr?«
    Sie wurde ohnmächtig, bevor er ihr eine Antwort geben konnte.
    Donald trat mit dem Dolch in der Hand vor, zog sein Plaid von der Schulter und schlitzte es einmal der Länge nach auf. Crispin hielt Brenna in den Armen, während Donald die Wunde mit dem Stoff verband. Flüsternd gab Connors Freund Befehle. »Donald, du hast den Oberbefehl, während ich weg bin. Ich bringe sie zu Lady Kincaid, denn die Wunde muß genäht werden. Giric, hol dir ein paar Männer und geh hinunter auf die Wiese, wo die drei Soldaten lagern, die dieser Dreckskerl mitgebracht hat. Sie sollen in der Festung bei den Stallungen warten.«
    »Was mache ich mit Connors Stiefmutter?«
    »Erzähl ihr, was geschehen ist. Wenn sie den Leichnam mitnehmen will, laß sie, aber sie bekommt keinen von Connors Männern als Eskorte, verstanden?«
    »Ja«, antwortete Donald.
    »Aedan, reite zu Connor und berichte ihm, was geschehen ist. Sei überzeugend, wenn du ihm sagst, daß

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