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Und die Goetter schweigen

Und die Goetter schweigen

Titel: Und die Goetter schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Janson
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gleiche. »Wissen Sie, warum sie das getan hat?«
    »Nein.«
    »Wissen Sie, wozu sie das Blut haben wollte?«
    »Nein. Dann kam der andere in dem BMW. Von dem war ein Bild in der Zeitung. Er hat sich an uns herangeschlichen. Disa wurde böse. Au weia, wenn Disa böse wird! Er hatte keine Chance! Wir haben ihn auf das Lastmoped geladen, als er richtig tot war, und dann haben wir ihn in den BMW gestopft. Das ist ein schönes Auto. So eins müsste man haben. Ein neuer BMW, große Klasse!«
    »Wissen Sie, wo Disa jetzt ist?« Vidar schüttelte den Kopf. »Ihr würdet sie sowieso nicht wiedererkennen.«
    »Weil sie sich verkleidet hat?«
    »Nein, sie hat sich operieren lassen. 50000 Piepen, schwarz! Beinahe hätte ich sie ja zuerst auch nicht erkannt. Ich hab an der Stimme gemerkt, dass sie es war, aber sie sieht nicht mehr wie früher aus, überhaupt nicht.«
    Hartman wartete im Auto, während Maria sich von ihren Eltern verabschiedete. Sie hatte überhaupt keine Zeit gefunden, mit ihnen zusammenzusitzen, wie sie es sich eigentlich vorgenommen hatte. Die Enttäuschung war ihnen ins Gesicht geschrieben, obwohl sie tapfer lächelten. Dieses Weihnachten hatten sie weder ihre Enkelkinder gesehen noch sich mit ihrer Tochter ausführlicher unterhalten können. Berit hatte am Vormittag angerufen. Sie brauchte keine Mitfahrgelegenheit für die Heimreise, sondern wollte Verwandte in Enköping besuchen. Welch ein Glück, dachte Maria, die bisher keinen Gedanken an die Nachbarin verschwendet hatte. »Meinst du, wir sollten die Bürgschaft unterschreiben, die er uns geschickt hat?« Das war das Letzte, was ihr Vater sie fragte. »Wartet damit, bis ich weiß, worum es geht.« Maria küsste die beiden und eilte hinaus zu dem wartenden Auto.
    »Ich habe gerade einen Anruf von einem Kriminalinspektor Patrik Hedlund bekommen. Vidar Larsson weigert sich immer noch, an einem Phantombild von Disa Månsson mitzuwirken. Nicht aus Loyalität, sondern eher aus Unfähigkeit, glauben sie.« Hartman zog den Sicherheitsgurt um sich und drehte den Zündschlüssel um. »Ist eigentlich komisch, dass er Disa gegenüber nicht loyaler ist. Die sind doch lange Zeit Freunde gewesen, wenn ich es richtig verstanden habe.«
    »Sie haben sich lange gekannt. Ob sie auch Freunde waren, wissen wir eigentlich nicht. Er scheint keine Angst vor Disa zu haben. Er scheint überhaupt nicht viel zu empfinden. Es sieht doch so aus, als ob es ihm recht egal ist, dass er wegen Beihilfe zum Mord ins Gefängnis kommen kann, jedenfalls hält er es nicht mal für nötig zu lügen.«
    »Wenn Disa eine plastische Operation hat über sich ergehen lassen, wird sie sich kaum unter ihrem richtigen Namen eingeschrieben haben. Sie bezahlt schwarz, hat Vidar gesagt. Es muss also ein Arzt sein, der private Patienten behandelt. Sie ist sicher nicht zu einem Chirurgen ins Krankenhaus gegangen. Der Arzt, der die Operation vorgenommen hat, hat also mindestens drei Gründe, ihre neue Identität nicht zu verraten: seine Schweigepflicht, sein Ansehen und seine schwarzen Einkünfte.«
    »Er muss doch Hilfe von anderen Personen gehabt haben, einer Krankenschwester vielleicht? Die Operation muss aufwendig gewesen sein, für 50000 musste man ein ganz neues Adamskostüm bekommen, oder Evaskostüm. Es muss zu der Zeit Mitpatienten gegeben haben. Ich denke, dass man nicht alles auf einmal machen kann. Man nimmt ein wenig Haut von der einen Seite und lässt sie an anderer Stelle anwachsen, dann schneidet man die Haut von der angewachsenen Stelle wieder ab. Ich habe das im Fernsehen gesehen. Die schneiden und ziehen Hautzipfel. Ich begreife nicht, wie man sich einer solchen Prozedur aussetzen kann. Ich musste den Apparat abstellen. Das sah zu zerknautscht aus.«
    »Wenn das Zahnschema gefälscht ist, sollten wir mit einem alten Foto von Disa an die Öffentlichkeit gehen und Mitpatienten suchen, finde ich. Haben wir Glück, können wir vielleicht Hilfe bei einem Phantombild bekommen.« Maria fuhr sich mit der Hand über ihr Gesicht, tastete nach der geschwollenen zerkratzten Wange und schauderte. Kurz nach Mitternacht erreichten sie Kronköping. Die angestrahlte Kirche auf dem Berg hieß sie in der Stadt willkommen. Innen war die Kirche nicht sehr groß, aber von außen hatte man einen anderen Eindruck, weil sie ganz oben auf dem Kronberg stand. Darunter lag das schwarze Wasser des Kronviken, das am Ufer gefroren war. Hartman zeigte hinüber zum Badeplatz und dem Steg. »Da drüben hat man Stina

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