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Und die Goetter schweigen

Und die Goetter schweigen

Titel: Und die Goetter schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Janson
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kaum sprechen. »Ich bin dann fertig!«, räusperte sie sich und gab gleich darauf einen erstickten Schrei von sich, als Krister sie in den Arm biss. Knurrend ging er auf den Hörer los, nahm ihn in den Mund und kroch damit weg. Hartman wunderte sich am anderen Ende der Leitung. Als Maria die Karte auseinander faltete und den Verlauf der Waldwege ansah, kam es ihr merkwürdig vor, dass niemand auf das kleine Gehöft aufmerksam geworden war, das nur einen guten Kilometer von Elin Svenssons Haus entfernt lag. Von dort aus führte ein Waldweg hinunter zum Bach und zum Grabfeld aus der Eisenzeit, wenn man nicht die Landstraße weiterfahren wollte. Als könnte er ihre Gedanken lesen, sagte Hartman: »Arvidsson ist da gewesen und hat geklopft, als er die Frau vernommen hatte, aber es schien völlig verlassen, unbewohnt.« Sie bogen von der Landstraße zum Treffpunkt ab. Hartman und Wern waren die Ersten. Sie sammelten sich bei Elins Häuschen, um auf die Hundeführer zu warten. Hartman zeigte auf der Karte, wie sie sich dem Gehöft nähern wollten. Sturm hätte eigentlich das Kommando übernehmen müssen, aber er war nach einer Nacht mit Magenbeschwerden unpässlich. Der Boden war halb gefroren und von einer zehn Zentimeter dicken Schneeschicht bedeckt. Das bleiche Morgenlicht brachte graue Düsternis und nasse Kälte mit sich. Das Gelände um das Gehöft herum war mit wildem Buschwerk dicht bewachsen, und an der Grenze des Grundstücks wuchsen hohe Fichten. Das Lastmoped war neben dem Schuppen abgestellt. Das kleine Haus war aus Holz gezimmert. Unter der Schneedecke auf dem Dach konnte man Schindeln erkennen. Sie umstellten das Haus und warteten. Maria zitterte, Anspannung und Kälte machten sie hellwach und ihre Muskeln steif. Arvidsson schlug die Arme um den Körper, um sich aufzuwärmen. Die Atemluft dampfte aus dem Mund. »Disa Månsson, kommen Sie raus!«, rief Hartman ins Megaphon. Keine Antwort. Die Stille war mit Händen zu greifen. »Hier ist die Polizei. Disa Månsson, kommen Sie raus!« Alles war so leise und still wie vorher. Marias Füße schmerzten vor Kälte. Sie musste sich ein Paar neue Stiefel kaufen. Nichts rührte sich. Hartman stand da wie ein Denkmal aus Stein.
    Sie gingen hinein. Maria spannte jeden Muskel ihres Körpers an. Darauf eingestellt, das Messer vor ihren Augen aufblitzen zu sehen. Der Albtraum schien wie ein böses Omen. Stück für Stück eroberten sie das Haus. Die Hunde führten sie in den kleinen Vorraum, der keine richtigen Tapeten hatte. Blätter aus Klatschzeitungen waren an die vier Wände geklebt, wie bei einem Plumpsklo. Die Seiten sahen aus, als würden sie aus den frühen fünfziger Jahren stammen, waren vergilbt und durchnässt. Wenig Licht fiel herein. Maria blickte nach oben und sah gelbe Ringe vom Wasser an der Pappdecke. Eine Luke führte hinauf zum Dachboden, aber eine Leiter konnten sie nicht entdecken. Direkt über der Tür, die ins Haus führte, hing ein kleines Bild mit einem Sinnspruch, das Glas war gesprungen und der Rahmen rissig. Maria wischte den Staub mit der Hand weg, um zu sehen, was da stand.
    Nach allen Türen Eh ein man tritt, Soll sorglich man sehn, Soll scharf man schaun: Nicht weißt du gewiss, Ob nicht weilt ein Feind Auf der Diele vor dir.
    Hávamál Maria zeigte auf das Bild, aber Hartman hatte die Hand bereits auf der Türklinke. Vorsichtig öffnete er die Tür zur Küche. Wärme schlug ihnen entgegen. Hartman fasste an den Herd. Er war noch heiß. Ein Stuhl war vom Tisch abgerückt, so als ob jemand hastig aufgestanden wäre. Eine leere Literpackung Milch lag umgestürzt auf dem Tisch. »Haltbar bis 23. Dezember« konnte man auf der Oberseite lesen. Eine zur Hälfte aufgegessene Wurst und ein Glas Bier standen auf der anderen Seite des Tisches. Es roch nach Mäusedreck und säuerlichem Müll. Hartman unterließ es, die untere Schranktür zu öffnen, um festzustellen, was da roch. Das überließ er nur zu gern Erika. Vorsichtig schob Maria den Flickenteppich zur Seite und legte einen Kellereingang frei. Mit dem Schürhaken zog sie die Klappe auf. Ein kalter Luftzug von Erde und Feuchtigkeit schlug ihnen entgegen. Der Keller wurde sorgfältig durchsucht, ohne dass man etwas anderes als getrocknete Pilze, uralte Blaubeermarmelade, Mäusedreck und Kellerasseln fand. Gerade als sie die Kellerklappe wieder zugemacht hatten, hörten sie ein prasselndes Geräusch über ihren Köpfen. Hartman machte ihnen ein Zeichen, sich völlig still zu verhalten. Das

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