und die große Versoehnung
und wir werden es nie wiederfinden.«
Als sie das Wort ›Portal‹ hörte, hatte Mum genug. »Das bezweifle ich«, sagte sie brüsk. »Portale existieren nur in Büchern.«
Sky begann erneut zu schluchzen.
Unter Tränen warf Flora ein: »Vielleicht hat George es zurückgenommen.«
Dad suchte noch einmal das Zimmer ab. »Das ist in der Tat sehr seltsam«, sagte er. Dann wandte er sich an Mum: »Nun, Ottalie, wenn du es nicht hast und ich auch nicht und Ma es nicht angerührt hat und keins der Mädchen es hat, was glaubst du, wo es dann hin ist?«
»Sind wir überzeugt, dass die Mädchen es nicht haben?«, fragte Mum.
Dad sah sie ungläubig an. Die Schwestern brachen erneut in Tränen aus.
»Ich denke, wir können davon ausgehen, dass die Mädchen den Plan nicht haben, oder?«, fragte Dad ruhig.
»Ja«, sagte Mum leise.
Dad stützte die Hände in die Hüften und seufzte. »Also was tun wir jetzt?«
Grandma hüstelte. Alle Blicke richteten sich auf sie.
»Das Kästchen, das verschwunden ist, ist ein magisches Kästchen«, sagte sie mit klarer Stimme. »Ich schätze, es hat sich selbst weggezaubert. Wir können nur darauf vertrauen, dass es wiederauftauchen wird.«
Als sie das sagte, spürte Flora, wie der magische Stein in ihrer Hosentasche vibrierte. Sie zog ihn heraus und hielt ihn in der offenen Hand. Er strahlte ein helles blaues Licht aus.
»Was ist das?«, fragte Mum überrascht.
Flora hielt ihr den Stein hin. Er war rund mit zwei abgeflachten, glatten Seiten und besaß eine grau-braune Färbung. Mum starrte ihn an.
»Das ist mein magischer Stein«, erläuterte Flora ihr. »Wenn er vibriert oder leuchtet, will er mir etwas sagen.«
Mum lachte auf. »Und was sagt er dir gerade?«
Flora sah den Stein an. »Nun, er hat vibriert, als Grandma die Worte ›magisches Kästchen‹ gesagt hat. Also schätze ich, er will uns Schwestern zu verstehen geben, dass wir uns keine Sorgen machen sollen.«
Als sie das sagte, erstrahlte der Stein kurz in einem hellen Blau.
Mum machte vor Schreck einen Satz nach hinten.
»Wow!«, sagte Sky kichernd.
Dad lachte und schüttelte den Kopf. »Es wird immer seltsamer.« Er sah Mum an und fragte: »Und wie erklärst du das?«
Sie biss sich auf die Unterlippe und zuckte mit den Schultern.
»Ist das nicht der Stein, den Charles gefunden hat? Derjenige, den du im Sommer verloren hattest?«, fragte Dad, während er ihn betrachtete.
Flora nickte. »Nur dass Charles ihn nicht gefunden hat. Er hatte ihn mir gestohlen. Sky hat ihn reingelegt und gezwungen, mir den Stein wiederzugeben.«
Dad sah sie schockiert an. »Oh«, sagte er sehr leise.
»Und wieder geht es um Charles«, sagte Mum. »Ich finde, wir sollten alle nach unten gehen und unser Gespräch fortführen. Ich möchte endlich wissen, was Charles‘ Rolle in dem Spiel ist.«
»Ich müsste eigentlich ins Büro, Ottalie«, warf Dad ein. »So kurz vor Weihnachten gibt es noch viel zu tun.«
»Nicht heute Morgen, Colin. Bitte«, erwiderte Mum. »Wir müssen unbedingt Licht in die ganze Angelegenheit bringen.«
Alles wird noch viel schlimmer
Glenda Glass betrachtete den Weihnachtsbaum, der in der Eingangshalle von Eichenruh stand. Seine Lichter strahlten, die Kugeln blinkten. Auf dem Boden unter dem Baum lagen Geschenke in allen Formen und Größen, die in farbenfrohes Papier gepackt und mit Schleifen versehen waren.
Alles sieht so schön und heiter aus, dachte Glenda.
Sie seufzte. Weihnachten. Es hat mir noch nie etwas bedeutet, aber dieses Jahr ist das anders. Warum fühlt es sich plötzlich an, als hätte Weihnachten eine Bedeutung für mich?
Sie sah sich in der großen leeren Halle um und blickte zur Treppe hinauf. Von Verena war weit und breit noch nichts zu sehen. Sie ist wahrscheinlich in ihrem Zimmer, dachte Glenda.
Nur noch eine Woche, bis Stephen und Zoe nach Hause kommen. Dann wird sich hier alles ändern. Ich werde wohl nach Frankreich zurückkehren und sie nur noch selten sehen.
Ich muss vor die Tür, dachte sie plötzlich. Mir fehlt hier drinnen die Luft zum Atmen.
Kurze Zeit später verließ Glenda das Haus und ging über den Rasen auf den Wald zu. Wegen des kalten Wetters hatte sie sich warm eingepackt.
Von ihrem Zimmerfenster aus sah Verena, wie ihre Großmutter davonstapfte. Was macht sie denn da?, fragte sie sich. Heute ist es bitterkalt draußen.
Sie presste die Nase an die Scheibe und beobachtete Glenda, die umhüllt von wirbelnden Schneeflocken unter den kahlen Bäumen hin und her
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