und die große Versoehnung
vielleicht rüberkommen?«
»Ich bleibe besser hier, falls Grandma doch krank ist und mich braucht«, erwiderte Verena.
»Sag uns auf jeden Fall Bescheid, wenn wir dir helfen können«, meinte Flame. »Mum und Dad können in null Komma nix bei dir sein.«
»Danke«, sagte Verena.
»Hast du schon mit deinen Eltern darüber gesprochen?«
»Sie haben gerade angerufen«, antwortete Verena. »Ich habe ihnen erzählt, dass Grandma sich vielleicht einen Virus eingefangen hat. Mum hat vorgeschlagen, ich solle den Arzt rufen, aber ich habe ihr gesagt, dass Grandma das nicht will. Und ich habe ihr erzählt, dass deine Eltern ihre Hilfe angeboten haben. Also hat Mum gesagt, es sei okay und dass sie bald zu Hause sein würden.«
»Ja, es sind schließlich nur noch drei Tage«, sagte Flame. Sie überlegte kurz, dann fügte sie hinzu: »Das lässt uns nicht mehr viel Zeit für die Magie, wenn es vor Weihnachten passieren soll, wie MrsDuggery gesagt hat.«
»Das hatte ich schon ganz vergessen«, meinte Verena.
»Dich beschäftigen im Moment ja auch genügend andere Dinge«, erwiderte Flame.
***
Am Abend rief Mum bei Verena auf Eichenruh an und fragte nach, ob alles in Ordnung sei.
»Marilyn ihr Geld zurückzugeben war für deine Großmutter ein gewaltiger Schritt«, sagte Mum. »Sie musste sich etwas Wesentliches eingestehen und braucht nun vielleicht ein wenig Zeit, bis sie der Welt wieder gegenübertreten kann. Sie ist in einem Schockzustand, so wie es Menschen sind, die einen großen Schreck erlebt haben. Es kommt vor, dass man danach sehr müde ist. Bestimmt kommt sie morgen wieder aus ihrem Zimmer. Lass sie heute etwas ausruhen und mach dir keine Sorgen. Wenn du uns brauchen solltest, denk daran, dass wir ganz in der Nähe sind.«
»Aber vielleicht ist sie ja tot«, sagte Verena mit zitternder Stimme.
»MrsDuggery glaubt, dass es deiner Großmutter gutgeht und sie nur etwas Ruhe braucht«, sagte Mum beruhigend. »Und MrsDuggery scheint verblüffend oft goldrichtig zu liegen.«
Verena lachte leise.
»Du hast es fast geschafft«, sagte Mum. »Kopf hoch.«
»Danke, Ottalie«, erwiderte Verena. »Gute Nacht.«
Am Samstagmorgen öffnete Glenda die Tür. Verena ging in das Schlafzimmer und zog die Vorhänge zurück. Fahles Winterlicht strömte in den Raum. Glenda war in ihr Bett zurückgekehrt und lag schweigend da. Sie starrte ins Leere.
In ihrer Not rief Verena Ottalie Cantrip an und fragte sie, was sie tun sollte.
»Deine Großmutter soll sich warm halten, viel trinken und eine Kleinigkeit essen«, sagte Ottalie. »Zuerst machst du ihr eine Tasse Tee und eine Wärmflasche. Dann kannst du ihr eine kleine Schüssel Porridge mit Honig anbieten. Sie sollte genügend Flüssigkeit zu sich nehmen, also stellst du am besten noch ein Glas und eine Flasche Wasser neben ihr Bett.«
Erleichtert, etwas tun zu können, eilte Verena geschäftig mit Essen und Trinken zwischen der Küche und dem Zimmer ihrer Großmutter hin und her. Sie brachte ihre Großmutter dazu, sich aufzusetzen, bevor sie ihr die Tasse Tee reichte. Glenda nahm sie und trank einen kleinen Schluck, aber sie schien nicht reden zu wollen. Ihre Gesichtshaut wirkte grau, und ihr Blick schweifte unruhig hin und her.
Dann gab Verena Glenda den Porridge und setze sich zu ihr ans Ende des Bettes.
Ihr wurde plötzlich bewusst, wie alt und krank ihre Großmutter aussah. Sie hatte Glenda, die sonst viel Wert auf ein gepflegtes Äußeres legte, noch nie so gesehen. Jetzt sah sie wie eine alte Frau aus. Ihr Haar war zerzaust, und ihre dünnen Finger umklammerten den Löffel.
Als sie fertig gegessen hatte, nahm Verena ihr die Schüssel ab. Dann lehnte sich Glenda gegen das Kissen zurück und schloss die Augen.
So verging der Tag. Glenda lag, schweigend und ins Leere starrend da, oder sie schlief.
Als Stephen und Zoe anriefen, um nachzuhören, wie die Dinge standen, konnte Verena ihnen sagen, dass Glenda ein wenig gegessen hatte und sich ausruhte.
»Gut gemacht, Liebling«, sagte ihre Mutter. »Ich bin sehr stolz auf dich.«
Verena wischte sich eine Träne ab, die sich von ihren Wimpern gelöst hatte.
»Wir sind bald zu Hause«, sagte Zoe.
»Ich kann es kaum erwarten«, erwiderte Verena, während eine zweite Träne ihre Wange hinabkullerte.
»Ich auch nicht«, sagte Zoe siebentausend Meilen weit weg. Sie vergoss mindestens genauso viele Tränen wie ihre Tochter.
Ein bisschen später ließ Verena ihrer Großmutter ein heißes Bad ein und legte ihr
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