und die große Versoehnung
warme, flauschige Handtücher zurecht. Glenda zog ihren Morgenmantel an und ging langsam ins Badezimmer. Ihr Gesicht war schneeweiß, und jeder Muskel in ihrem Körper verspannt.
Bis Glenda fertig im Bad und ins Bett zurückgekehrt war, hatte Verena schon eine warme Mahlzeit zubereitet. Glenda setzte sich auf, als Verena das Tablett vor ihr abstellte.
»Es ist ein Hühnchengericht, das ich im Gefrierschrank gefunden habe«, erklärte sie. »Ich habe die Anleitung gelesen und es in den Ofen getan. Und ich habe mit Ottalie telefoniert, um herauszufinden, was ich mit dem Gemüse machen muss.«
Glenda sah ihre Enkelin aus großen, traurigen Augen an. Verenas Herz zog sich schmerzhaft zusammen.
»Iss etwas, Grandma«, sagte sie. »Bitte iss etwas.«
Glenda nahm die Gabel und begann zu essen. Sie kaute sehr langsam. Verena leistete ihr schweigend Gesellschaft.
Schließlich war Glenda fertig, und Verena nahm ihr das Tablett ab.
»Danke, dass du dich so gut um mich kümmerst«, flüsterte Glenda.
Verena schluckte. »Ich mache mir Sorgen um dich.«
Glenda streckte ihre Hand aus, die auf der Bettdecke lag. Verena stellte das Tablett auf dem Boden ab, setzte sich zu ihr aufs Bett und nahm die Hand ihrer Großmutter.
Glenda wandte das Gesicht ab und flüsterte kaum hörbar: »Sag ihnen, dass es mir leidtut – den Cantrips.«
»Das werde ich«, versprach Verena und drückte Glendas Hand.
So verharrten sie eine Weile.
Dann sagte Verena: »Du musst dich jetzt ausruhen, Grandma.«
Glenda nickte und drehte sich auf die Seite. Verena zog die Bettdecke bis über die Schultern ihrer Großmutter, machte das Licht aus, nahm das Tablett und ging nach unten zurück.
In der Küche angekommen, setzte sie sich auf einen Stuhl und weinte.
Als Ottalie noch einmal anrief, erzählte Verena ihr: »Grandma hat etwas gegessen, und ich komme klar.«
»Gut gemacht, du machst das wirklich gut«, sagte Ottalie.
»Ottalie …«
»Ja?«
»Grandma hat gesagt … Grandma möchte sich bei euch allen entschuldigen.«
Ottalie Cantrip ließ Verena eine Weile auf eine Antwort warten.
Schließlich sagte sie: »Richte ihr aus, dass wir die Entschuldigung annehmen.«
»Das werde ich und danke für alles, was ihr für uns getan habt.«
»Gern geschehen, Liebes. Jetzt ruh dich etwas aus und mach dir keine Sorgen mehr. Ich rufe dich gleich morgen früh wieder an.«
»Gute Nacht«, sagte Verena schniefend.
Dann löschte sie die Lichter, schloss die Haustür ab und ging die elegant geschwungene Treppe hinauf. Das Haus schien viel zu groß und leer.
Wir brauchen mehr Menschen in diesem Haus, dachte sie. Wir brauchen mehr Lachen – und einen Hund. Ich werde Mummy und Daddy fragen, ob ich einen Hund wie Archie haben kann.
Als sie ins Bett ging, erinnerte sie sich an das Rotkehlchen, das ihre Großmutter nur wenige Tage zuvor mit ihrer Magie getötet hatte. Sie erinnerte sich an den wutentbrannten Blick ihrer Großmutter, ihre sarkastische Stimme und den Finger, mit dem sie auf den kleinen Vogel gezeigt hatte.
Dann dachte sie daran, wie ihre Großmutter jetzt war.
Sie hat sich verändert, überlegte sie. Und darüber freue ich mich.
Mit einem neuen Gefühl der Zuversicht im Herzen schaltete Verena das Licht aus und fiel in einen tiefen Schlaf.
In dieser Nacht träumte Glenda Glass zum ersten Mal seit sehr langer Zeit wieder. In ihrem Traum schüttelte sie Marilyn Cantrip die Hand. Die Cantrip-Familie stand um den Weihnachtsbaum und lächelte ihr zu. Sie träumte von MrsDuggery, die ihr weißes Haar zu einem Dutt im Nacken geschlungen trug. Sie träumte davon, dass Stephen neben ihr stand und ihr seinen Arm um die Schultern legte. Und sie sah sich selbst, wie sie zu ihm hochblickte und sich ein glückliches Lächeln auf ihrem Gesicht ausbreitete. Sie träumte von einem Gefühl innerer Wärme, das sie noch nie zuvor gespürt hatte.
Als sie am nächsten Morgen erwachte, war ihr Kissen nass von Tränen.
Sie richtete sich im Bett auf und dachte erstaunt: Ich habe geträumt. Ich bin mir sicher, ich habe etwas geträumt …
Eine Weile saß sie so da, starrte in die Dunkelheit und strich sich abwesend das hellblonde Haar aus dem Gesicht. Dann legte sie sich wieder in das feuchte Kissen zurück und fiel in einen heilenden Schlaf.
Den ganzen Sonntag hindurch blieb Glenda im Bett. Die meiste Zeit über schlief sie. Verena rannte mit Tabletts voller Essen und Trinken und heißer Wärmflaschen die Treppe auf und ab. Am Nachmittag war sie
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