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Und die Großen lässt man laufen

Und die Großen lässt man laufen

Titel: Und die Großen lässt man laufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Per Wahlöö Maj Sjöwall
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Mund.
    Mänsson nahm einen neuen Zahnstocher aus dem Bleistiftbehälter und sagte: »Ich wollte sagen, die lustige Witwe. Aber nicht einmal das war sie; sie schien weder lustig noch traurig zu sein. Sie war eigentlich völlig gleichgültig.«
    »Und nackt?« fragte Martin Beck.
    Mänsson berichtete von seinem Besuch in der Palmgrenschen Villa.
    »Sie sah sicher dufte aus, was?« sagte Skacke.
    »Der Meinung war ich nicht«, sagte Mänsson kurz. Dann wandte er sich an Martin Beck: »Hast du etwas dagegen, wenn ich mir mal diesen Linder vornehme?«
    »Nein«, sagte Martin Beck. »Ich möchte ihn aber selbst gern mal sprechen. Ich meine übrigens, daß wir ihn uns ruhig zu zweit vorknöpfen sollten.«
    Mänsson nickte. Nach einer Weile sagte er: »Glaubst du an das Gerede von einem politischen Motiv?«
    »Ja, warum eigentlich nicht? Ich wüßte aber gern etwas mehr über Palmgrens Geschäfte im Ausland. Ich weiß allerdings nicht, wie wir uns da Klarheit verschaffen sollen. Mats Linder ist vermutlich nicht in alles eingeweiht; sein Job betrifft wohl nur die Heringsfirma. Was war übrigens die Aufgabe dieses Dänen?«
    »Keine Ahnung«, sagte Mänsson, »aber wir werden es herausfinden. Und wenn wir es nicht allein schaffen, wird Mogensen weiterhelfen.«
    Sie schwiegen eine Zeitlang. Dann sagte Skacke: »Wenn der Schütze derselbe Mann ist, der von Kastrup nach Stockholm geflogen ist, dürfte er auf jeden Fall Schwede sein. Und wenn es sich um einen politischen Mord handelt, ist dieser Mann ein Gegner von Palmgrens Geschäften in Rhodesien und Angola und Mocambique und diesen anderen Ländern, wie sie auch heißen mögen. Und wenn er das ist, muß er ein fanatischer Linksextremist sein.«
    »Jetzt redest du ganz wie der ›geheime Persson‹«, sagte Mänsson.
    »Der sieht hinter jedem Gebüsch fanatische Linksextremisten. Es ist aber natürlich etwas dran an dem, was du sagst.«
    »Wenn ich ehrlich sein soll, hatte ich auch schon etwas in dieser Richtung gedacht, noch vor meiner Unterhaltung mit Mahn. Dieser Mord hat frappierende Ähnlichkeit mit einem politischen Attentat.
    Es ist etwas Eigenartiges am Modus operandi des Mörders…«, sagte Martin Beck und brach mitten im Satz ab. Er hatte sich des gleichen Ausdrucks bedient wie Malm, und das ärgerte ihn maßlos.
    »Vielleicht, vielleicht auch nicht«, meinte Mänsson. »Die Extremistengruppen hier im Süden sind hauptsächlich in Lund konzentriert. Ich kenne sie, und sie sind meist verdammt friedlich.
    Die Sicherheitspolizei ist da natürlich anderer Meinung.«
    »Es deutet nichts darauf hin, daß der Täter aus dieser Gegend kommt«, bemerkte Skacke.
    Mänsson schüttelte den Kopf »Denkt doch nur an die Ortskenntnis«, sagte er. »Vorausgesetzt, diese Geschichte mit dem Fahrrad stimmt.«
    »Das Rad müßten wir auftreiben«, sagte Skacke optimistisch. Mänsson sah ihn lange an. Dann schüttelte er wieder den Kopf und sagte gutmütig: »Mein Kleiner, ein Fahrrad aufspüren…«
    Es klopfte, und Backlund betrat das Zimmer, ohne das »Herein«
    abgewartet zu haben. Er putzte fleißig an seinen Brillengläsern herum. »Aha, eine kleine Konferenz«, sagte er irritiert. »Vielleicht haben die Herren schon herausgefunden, wohin die Patronenhülse verschwunden ist. Wir haben sie überall gesucht. Sogar im Essen. Ich habe eigenhändig im Kartoffelbrei herumgewühlt. Es gibt ganz einfach keine Patronenhülse…«
    »O doch«, sagte Mänsson müde. »Die gibt es.«
    »Aber er hat doch einen Revolver benutzt«, sagten Martin Beck und Benny Skacke wie aus einem Mund.
    Backlund sah aus, als wäre er vom Blitz getroffen worden. Als Benny Skacke am Sonntagvormittag am Anlegeplatz der Tragflächenboote vom Fahrrad stieg, war die Springeren gerade auf dem Weg ins innere Hafenbecken. Das Boot hatte sich aufs Wasser gelegt und glitt langsam an die Kaimauer.
    Trotz des noch immer strahlenden Wetters hatten sich nur wenige entschlossen, an diesem Tag den Sund in einem Transportmittel zu überqueren, dessen Innenraum mehr einer Flugzeugkabine als einem Schiffssalon ähnelte. Etwa zehn Passagiere kletterten aus der Kabine an Deck, eilten über die Gangway, durchquerten das Abfertigungsgebäude, um sich dann um das einzige bereitstehende Taxi zu schlagen.
    Skacke wartete an der Gangway. Nach fünf Minuten kam ein blondes Mädchen in der Uniform einer Stewardess an Deck. Skacke ging zu ihr, stellte sich vor und zeigte seine Legitimation.
    »Aber ich habe der Polizei doch schon alles über

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