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Und die Hölle folgte ihm nach

Und die Hölle folgte ihm nach

Titel: Und die Hölle folgte ihm nach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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leistete. Weshalb interessiert dich das alles so, Schwester Fidelma?«
    »Ich bin einfach von Natur aus neugierig, will immer alles genau wissen.«
    »Bruder Waldipert hatte weit mehr mit ihm zu tun als die meisten von uns. Der ist für die Abteiküche zuständig und hat immer die Ziegenmilch von Wamba gekauft.«
    »Die Abtei hat doch gewiss selber Ziegen und Kühe, die gemolken werden können?«, fragte Fidelma verwundert. In allen Abteien, die sie kennengelernt hatte, galt es, sich mit dem Lebensnotwendigen selbst zu versorgen.
    »Natürlich. Doch seit den Tagen des Columbanus ist es guter Brauch, die Leute aus der Umgebung zu unterstützen. Jeder nach seinen Möglichkeiten und jedem nach seinen Bedürfnissen ist ein guter Grundsatz für das Leben in einer Gemeinschaft.«
    Fidelma musste sich mit weiteren Fragen zurückhalten, um nicht unnötig Argwohn zu erwecken, und so meinte sie lediglich, als sie vom Grab weggingen: »Ist schon traurig, dass Wamba so jung sterben musste, wo er doch so begabt war.«
    Ihre Gedanken aber kreisten um Bruder Ruadáns letzte Worte. Man hatte den Jungen wegen Münzen umgebracht. Und nun sagte Schwester Gisa, er wäre von einer Felswand gestürzt und hätte sich das Genick gebrochen. Für einen Ziegenhirten in den Bergen ein ungewöhnlicher Tod. Sie musste ihre Begleiterin irgendwie loswerden und Bruder Waldipert ausfindig machen. Ihr erstes Problem löste sich gleich, denn vorn am Gräberfeld tauchte Bruder Faro auf. Strahlend ging ihm Schwester Gisa entgegen. Fidelma bemühte sich, ein Lächeln zu unterdrücken. Wie konnte der Abt nur so blind sein und nicht bemerken, was die beiden verband?
    »Was macht deine Wunde, Bruder Faro, heilt sie gut?«, begrüßte ihn Fidelma.
    Der junge Mann warf Schwester Gisa einen prüfenden Blick zu, bevor er Fidelmas Frage beantwortete. »Alles ist wieder beinahe normal. Gott sei Dank. Ich kann den Arm ohne Schwierigkeiten bewegen.«
    »Dazu hat bestimmt auch Schwester Gisas gute Pflege beigetragen«, sagte Fidelma ernst. »Deinen Verband mit dem zerdrückten Knoblauch werde ich mir merken«, versicherte sie dem Mädchen.
    »Das habe ich von meinem Vater. Er ist … war ein guter Arzt.«
    »Ich hatte schon schlimmere Wunden«, warf Bruder Faro ein, schwieg sofort und wurde rot.
    »Du bist schon früher mal verwundet worden?«
    »Aber nicht von einem Pfeil. Das war, bevor ich hierher kam.«
    »In einer anderen Abtei?«
    »Damals war ich noch kein Ordensbruder.«
    »Dachte ich mir fast. Du siehst mehr wie ein Krieger als wie ein Mönch aus.«
    Bruder Faro stutzte und schien verlegen. »Das war ich auch, aber dann habe ich die Sinnlosigkeit von Kriegen begriffen und bin hierhergekommen auf der Suche nach Frieden und Abgeschiedenheit.«
    Fidelma schaute sich um in der friedvollen Umgebung des Tals und der Berge, nickte bedächtig und sagte: »Das kann ich gut verstehen.« Sie verabschiedete sich und ging zurück zur Abtei. Bruder Faro und Schwester Gisa waren nicht böse, allein gelassen zu werden.
    Die Tür der Abteiküche öffnete sich zum
herbarium,
wie Fidelma herausfand. Das erleichterte ihr, sich der Küche zu nähern, ohne dass sich jemand wunderte, warum sie gerade dorthin wollte. Sie ging also in den Kräutergarten und dankte dem lieben Herrgott, dass Bruder Lonán nirgends zu sehen war. Beherzt eilte sie auf die Tür zu, aus der es angenehm duftete.
    Sie war noch gar nicht richtig auf der Schwelle, da herrschte sie jemand mit grober Stimme an. Ein großgewachsener Mann mit einer Schürze über der Kutte stand über einen Tisch gebeugt und war dabei, einen Fisch auszunehmen. Er warf ihn in einen Kessel auf dem Herd, blickte hoch und wiederholte seine Frage in Latein. »Wer bist du? Was suchst du hier?«
    »Ich bin Fidelma von Hibernia. Ich suche Bruder Waldipert.«
    Der Mann schniefte und machte sich wieder an seine Arbeit. »Den hast du vor dir. Du bist der Gast des Abts. Bist gekommen, um Bruder Ruadán zu besuchen, stimmt’s? Ein Jammer, dass er gestorben ist. Er war ein guter Mensch.«
    »Ich wollte mich bei dir nach einem anderen Toten erkundigen. Dem kleinen Jungen Wamba.«
    Bruder Waldipert schaute sie erstaunt an. »Nach Wamba, dem Ziegenhirten? Warum fragst du gerade nach dem?«
    »Mir ist der Name auf dem Grabkreuz aufgefallen, und ich habe mich gewundert, warum er auf dem Totenacker der Abtei bestattet wurde. Er war doch kein Mitglied der Bruderschaft.«
    Das dickliche Gesicht des Mönchs sah mit einem Mal ernst und traurig aus.

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