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Und die Hölle folgte ihm nach

Und die Hölle folgte ihm nach

Titel: Und die Hölle folgte ihm nach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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dann fügte er besorgt hinzu: »Verschweige am besten Herkunft und Rang, Lady. Die Leute hier halten solche mit Rang und Namen gern gegen Lösegeld fest.«
    Der Anführer donnerte einen Befehl. Sie deutete ihn als erneute Warnung, den Mund zu halten.
    Und weiter ging’s. Es dauerte nicht lange, und sie kamen an eine Lichtung, wo ein halbes Dutzend Pferde angebunden stand, bei ihnen zwei Krieger. Erregt rief man sich etwas zu, Wortfetzen flogen hin und her, und neugierig nahmen die beiden Krieger die Gefangenen unter die Lupe.
    Fidelma und Bruder Eolann wurden zu den Pferden geschubst. Zwei Krieger steckten die Schwerter in die Scheide und schwangen sich flugs in den Sattel. Ehe sie es sich versah,wurde Fidelma von starken Händen gepackt und ohne Umschweife auf das Pferd hinter einen der Krieger gehievt. Es war nicht nötig, die grob hingeworfenen Wörter im Einzelnen zu verstehen, sie wusste auch so, dass es darum ging, sich festzuhalten. Gleich darauf ritt er los; sie konnte sich nur noch mit einem raschen Seitenblick vergewissern, dass man mit Bruder Eolann in der gleichen Weise verfuhr.
    Es wurde ein endloser Ritt. Fidelma verlor jede Vorstellung von Zeit und Ort. So viel bekam sie immerhin mit, dass es später Nachmittag war, auch dass der Trupp auf einem verhältnismäßig ausgetretenen Weg an einem Hang entlangtrabte. Unter ihnen lag ein Tal, das von einem breiten Fluss durchquert wurde. Es ging weiter bergab, bis sie unterhalb eines steilen Felsmassivs eine kleine Siedlung erreichten. Auf dessen oberster Spitze mit guter Sicht auf die Siedlung erhob sich eine aus Bruchsteinen gemauerte Festung mit einem mächtigen viereckigen Turm. Dort hinaufzugelangen, hielt Fidelma zunächst für unmöglich, aber schon bald arbeiteten sie sich auf einem Zickzackpfad nach oben. Was immer für ein Gebäude es auch sein mochte, es war eindeutig, dass die Krieger mit ihren Gefangenen just dorthin wollten.
    Oben angelangt, standen sie vor hohen Mauern, in die zwei große dunkle Torflügel aus Eichenholz eingelassen waren, die genug Raum boten, um Männern zu Pferde Zugang zu gewähren. Von den Mauern spähten Krieger herab. Einer aus Fidelmas Trupp zog ein Jagdhorn hervor und ließ zwei kurze Töne, gefolgt von einem langen, erschallen. Sofort öffneten sich die Tore, man ritt hinein und blieb auf einem kleinen Hof stehen.
    Hände griffen zu und zerrten Fidelma vom Pferd. Um sich herum nur raue Männergesichter, einige grinsend, andere, die sie anschrien, ohne dass sie ein Wort verstand. Dann befahljemand etwas, und gleich darauf zerrte man ihr brutal den Mantelsack vom Rücken, das
marsupium
am Gürtel aber ließ man ihr. Einer der Krieger, die sie gefangen genommen hatten, kam heran, griff sie am Arm und schob sie durch die gaffende Menge zu den Gebäuden, die sich an die Mauern lehnten. Fidelma gelang es, einen Blick nach oben zu einem Balkon zu werfen, der in den Innenhof ragte. Zwei Männer standen dort und verfolgten das Geschehen. Zwei große Männer in langen schwarzen Umhängen. Allem Anschein nach Krieger. Einer der beiden hatte die linke Seite des Umhangs hochgeschlagen, so dass ein Abzeichen auf seiner Schulter sichtbar wurde. Trotz der Entfernung war sich Fidelma sicher, das flammende Schwert mit dem Lorbeerkranz zu erkennen. Sie stolperte und kam fast zu Fall, als ihr mit Schrecken aufging, dass sie den Männern, die Magister Ado in Genua überfallen hatten, verdammt ähnlich sahen, denselben, die ihnen auch aufgelauert hatten, als sie ins Tal der Trebbia einritten. Und eben die hatte sie auch geglaubt, auf Radoalds Festung im Mondlicht gesehen zu haben.
    Sie schaute sich kurz um und konnte sich vergewissern, dass Bruder Eolann unmittelbar hinter ihr war. Also schien man sie wenigstens nicht zu trennen. Und so war es auch, eine Tür ging auf, und sie wurde ohne Umschweife in einen Raum gestoßen. Bruder Eolann prallte gegen ihren Rücken, so dass er fast auf sie fiel. Die Tür wurde zugeschlagen, und sie hörten nur noch, wie man von außen knirschend einen Holzriegel vorschob, um sie in sicherem Gewahrsam zu wissen.
    Ein einziges Fenster ziemlich weit oben, ein beträchtliches Stück über Kopfhöhe, gab dem Raum etwas Licht. Vergittert war es nicht. Das Mobiliar bestand aus zwei einfachen Bettgestellen, einem Stuhl und einem Tisch. Bruder Eolann sankerschöpft auf eins der Betten, Fidelma aber griff sich den Stuhl, ging zum Fenster, stellte ihn darunter ab und kletterte hinauf, um hinaussehen zu können.

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