Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
und die Schattenmaenner

und die Schattenmaenner

Titel: und die Schattenmaenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer
Vom Netzwerk:
wurde gar nichts gesprochen. Es war dämmrig geworden in der Hütte. In Peters Ohren dröhnte das Vogelgezwitscher. Er ertappte sich bei dem Wunsch, Justus oder Bob tauchten hier auf und würden ihn aus dieser Situation befreien. Am besten wäre, sie kämen beide.
    »Sie möchte wissen, ob du noch Fragen hast.« Alexandra stupste ihn am Arm.
    »Wie bitte?«
    Alexandra wiederholte, was sie gesagt hatte. »Schläfst du?«
    Peter fuhr sich durch sein Haar. »Fragen? Ja, natürlich.« Du musst dich zusammenreißen, dachte er. Da sitzt dir dieses Mädchen gegenüber, das über all diese kriminellen Dinge Bescheid weiß, und du kannst dich nicht konzentrieren. Als ob wir so eine Chance jeden Tag bekämen! Bei diesem Stichwort fiel ihm ein, dass sie in ein paar Tagen wieder nach Hause fliegen würden. Vor seinem geistigen Auge erschien die Küste des Pazifik, mit Korbball spielenden Jugendlichen am Strand und der Silhouette von Los Angeles im Hintergrund.
    »Hallo, Peter!« Jetzt rüttelte Alexandra ihn richtig an einer Schulter. »Hör auf zu träumen. Hier sind wir.«
    »Wie heißt denn deine Bande?« fragte er unvermittelt.
    Von Alexandra schnappte er einen Blick auf, der zu sagen schien: Liebe Spinne, nimm es mir nicht übel. Ich kann nichts für die Fragen, die dieser Junge aus Amerika stellt. Eigentlich ist er ja ganz nett, wahrscheinlich hat er heute einfach keinen guten Tag.
    »Los Olvidados. Das ist Spanisch und heißt: die Vergessenen.«
    Peter runzelte die Stirn. Klingt verdammt romantisch, dachte er, für Leute, die klauen und rauben und anderen die Faust ins Gesicht rammen, wie meinen Freunden Justus und Bob. Er blinzelte zu Alexandra hinüber. Die legte ihm beruhigend eine Hand auf den Arm. Das half.
    »Natürlich kannst du mir nicht sagen, wer euer Boss ist.« Das war jetzt ganz gut, fand Peter. Als Frage hätte es verdammt naiv geklungen. Aber als nüchterne Feststellung hörte sich der Satz wieder einigermaßen clever an. Vielleicht kriege ich diese Unterhaltung ja doch noch in den Griff, ging es ihm durch den Kopf.
    »Nein«, sagte die Spinne.
    Wollte sie nicht oder konnte sie nicht? Peter versuchte, im Gesicht der Spinne zu lesen, aber je länger er mit ihr sprach, desto rätselhafter wurde es. Er nahm einen letzten Anlauf. »Warum erzählst du mir das alles?«
    Die Spinne schob die Nickelbrille hoch. »Du hast mich gefragt. Und es kann nichts schaden, wenn du es weißt«, übersetzte Alexandra.

Entführt
    Ein paar Minuten später sagte die Spinne, sie wolle gehen. Immer noch war Peter wie betäubt, als er aufstand, ihr die Hand gab und ein Dankeschön murmelte. Der Zweite Detektiv und Alexandra sahen ihr nach, als sie in dem Wäldchen verschwand.
    »Wirklich drollig, dieser Gang«, kicherte Alexandra. »Wie bei einer Spinne.«
    »Natürlich.« Peter nickte zerstreut. »So heißt sie ja auch. Komm, lass uns gehen.«
    Auch auf dem Rückweg hatte Peter keinen leichten Stand. Die junge Deutsche setzte ihm mächtig zu. »Was hast du erwartet?«, sagte sie. »Dass sie dir alles auf dem Silbertablett präsentiert?«
    Ihm blieb nicht viel mehr als ein Schulterzucken. »Sie hat uns zu Justus gebracht«, wiederholte er. »Warum hat sie das getan?«
    »Weiß ich nicht. An deiner Stelle hätte ich sie danach gefragt.«
    Peter erschrak. »Habe ich das nicht?«, stotterte er.
    »Nein.«
    Das aufdringliche Gezwitscher der Vögel war in ein etwas sanfteres Konzert übergegangen. Nur noch ab und zu trafen Peter und Alexandra auf Spaziergänger.
    »Ich glaube, ihr macht einen Fehler.« Alexandra blieb stehen, zupfte ein paar Grashalme aus und knabberte daran. »Ihr seid hier in Italien, nicht in Amerika. Ihr glaubt doch nicht im Ernst, dass ihr als Touristen hierherkommen und mal so nebenbei, mit der linken Hand, eine ganze Bande ausheben könnt. Ihr sprecht die Sprache nicht, ihr kennt die Sitten nicht, und wie die Menschen hier denken und fühlen, wisst ihr auch nicht.«
    Peter fiel im ersten Moment nichts ein, was er ihr hätte entgegenhalten können. Aber dann begehrte er auf. »Wir haben ja nicht aus lauter Übermut angefangen zu ermitteln«, erwiderte er und merkte gleich, wie gespreizt das klang. »Erst hat man Justus seinen Rucksack geklaut, dann hätte sich Bob beinahe das Genick gebrochen …«
    »Ich weiß«, unterbrach ihn Alexandra. »Und dann wurde Justus verschleppt. Aber mir ist immer noch nicht klar, wieso ihr euch einbildet, dass ausgerechnet ihr die Übeltäter fangen könnt.«
    »Nicht nur die

Weitere Kostenlose Bücher