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...und Don Camillo mittendrin...

...und Don Camillo mittendrin...

Titel: ...und Don Camillo mittendrin... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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Geknatter losging.
    Vor der Bude hatte sich eine große Schar Leute versammelt, und in der ersten Reihe stand Peppone mit seinem ganzen großen Gefolge.
    Das rothaarige Mädchen lud gerade wieder das Gewehr für Peppone, während der Alte die bewegliche Zielscheibe mit der schrecklichen Knallvorrichtung oben auf den Eisenstab steckte und die Zündpfanne mit Pulver füllte.
    «Es kommen alle an die Reihe», erklärte Peppone seinen Genossen. «Jeder hat fünfzehn Schuß zugut . Wer weniger als zehn Treffer erzielt, muß für alle andern zahlen.»
    Der Trupp bestand aus zehn Personen. Wenn man einen Schnitt von acht Treffern pro Person rechnete, so waren das immerhin achtzig laute Knalle.
    Don Camillo knirschte mit den Zähnen, um so mehr, als sein Blick auf ein Plakat an der Bude mit der Aufschrift fiel:
    «Gemäß Verordnung des Bürgermeisters ist das Scheibenschießen während des Gottesdienstes untersagt.»
    Peppone zielte, traf ins Schwarze, und jedem Schuß folgte ein donnerndes Getöse.
    Derweil hatten alle Don Camillo bemerkt. Diesem war es inzwischen gelungen, den Aufruhr in seinem Innern so weit zu bändigen, daß er den Neugierigen mimen konnte.
    Während der Radau weiterging, wurde Don Camillo von jemandem angesprochen.
    «Ich verstehe nicht», sagte eine Frau zu ihm, «warum man so einen Heidenlärm machen muß. Könnte man nicht einfach auf weiße Tontauben schießen?»
    Das war offensichtlich eine Herausforderung, aber Don Camillo fiel nicht darauf herein.
    «Nein», antwortete er, «für einen Liebhaber von Feuerwaffen, ob er Jäger ist oder nicht, ist ein Schuß ohne Knall genau das gleiche, was für einen Musiker eine Trompete ohne Ton ist.»
    Er blieb noch ein halbes Stündchen und schritt dann gemächlich auf das Pfarrhaus zu, ein Düftchen seiner halbgerauchten Toscana-Zigarre hinter sich lassend. Er schloß sich in den Keller ein, aber auch dort erreichte ihn der Krach. Es waren nicht achtzig Schüsse, sondern mindestens hundert.
    Das lärmige Treiben wiederholte sich auch am folgenden Abend, aber Don Camillo blieb im Haus. Jeder Schuß wirkte wie ein Hammerschlag auf seinen Kopf, aber sein Schädel war eisenhart und leistete hartnäckig Widerstand. Und er wurde nie weich, weder an jenem Abend, noch an einem der folgenden Abende.
    «Jesus», sagte er zu Christus auf dem Hochaltar, «du weißt, wie es in mir drin aussieht. Rechne es mir an dem Tag an, da ich die Schuld für meine Sünden begleichen muß. Diese Gauner fordern mich heraus, aber ich lasse mich nicht auf ihr Spielchen ein. Mögen Gewehrsalven, mögen Bomben explodieren - mein Verstand wird immer über meine Heftigkeit siegen.»
    Christus lächelte, während der Höllenkrach der Schießbude aufs neue seinen Anfang nahm.
    So ging es weiter, zwei lange Wochen hindurch. Am Abend des fünfzehnten Tages, zur gewohnten unseligen Stunde, blieb es jedoch still.
    Don Camillo steckte die Nase hinaus und sah, daß die Zeltplane an der Schießbude heruntergelassen war. Er lief auf den Stand zu. Der Mann und das rothaarige Mädchen saßen vorn auf dem Trittbrett des Karrens.
    «Ich möchte ein paar Schüsse machen, da heut’ nicht so ein Durcheinander herrscht wie an den sonstigen Abenden.»
    Tatsächlich waren Don Camillo, der Alte, der Rotschopf und das Pferd die einzigen lebenden Wesen auf der Piazza, vier Personen also, wenn man das Pferd als Person bezeichnen will. Der alte Mann zögerte und kratzte sich das Kinn.
    «Ich möchte ein paarmal schießen», wiederholte Don Camillo diesmal ziemlich brüsk.
    «Ich gehe was trinken», sagte der Mann. «Mach’s du.»
    Das Mädchen mit dem roten Haar zog die Plane von der Bude hoch und zündete das Licht an.
    Dann fragte es Don Camillo, der an der Brüstung lehnte und wartete:
    « Flobert oder Luftgewehr?»
    «Hundertneunundvierziger mit Verlängerung», antwortete Don Camillo, griff nach einem der Schießeisen und zielte.
    Er schoß nicht daneben, und mit entsetzlichem Getöse widerhallte der erste Knall auf dem stillen und leeren Dorfplatz.
    «Lad den Prügel noch mal und beeil dich!» befahl Don Camillo.
    Das rothaarige Mädchen war flink, und Don Camillo visierte das Ziel an. Die folgende Explosion glich einem Bombenteppich.
    Beim zehnten Schuß stürmte der Smilzo heran. Er war zwar in der Nähe gewesen, denn das Volkshaus stand nur zwanzig Meter von der Schießbude entfernt, aber er keuchte, als hätte er den weiten Weg von Nicaragua hinter sich.
    Als er merkte, daß es sich beim Schützen um

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