...und Don Camillo mittendrin...
den öffentlichen Lautsprecher laufen, und niemand bemerkt den Trick, denn alle glauben die eingeschobene Nachricht, weil wir gleich darauf wieder eine Sendung vom Radio übertragen.»
Der ganze Haufen lachte höhnisch und Peppone rief:
« Ciro !»
Mehr brauchte er nicht zu sagen. Alle hatten schon kapiert.
Ciro , der zu Peppones Gruppe gehörte, war ein leidenschaftlicher Fußballtotospieler. Kein Samstag verging, ohne daß Ciro seinen Totoschein ausfüllte. Das bedeutet gar nichts, denn es gibt Leute, die jede Woche zehn oder zwanzig Scheine loswerden. Ciro war Totospieler aus Passion, und jeden Samstag, sobald er seinen Schein ausgefüllt hatte, machte er sich Gedanken, was er alles mit dem gewonnenen Geld anstellen könnte. Doch jedesmal wenn der Sonntag kam und das Radio die Resultate der Fußballspiele übertrug, lauteten die Ergebnisse völlig anders, als sie Ciro vorausgesagt hatte. Aber Ciro geriet darüber nicht in Wut wie einer, der nicht gewonnen hat, sondern wie einer, der gewonnen hat und um seinen Gewinn betrogen wurde.
Jeden Sonntagnachmittag genoß man im Volkshaus das Schauspiel eines Ciro , der wie ein ganzer Käfig voll tollwütiger Leoparden tobte. Wenige Minuten vor der Übertragung der Sportnachrichten im Radio pflegte Ciro von seinem Tisch aufzustehen und sich mit einem Notizblock in der linken und einem Bleistift in der rechten Hand neben die Theke zu stellen.
Und jetzt wollten sie Ciro einen Streich spielen: die von Ciro aufgeschriebenen Resultate sollten mit denen der Radiosendung übereinstimmen. Dazu mußte man natürlich die fingierten Resultate in die Sendung hineinschmuggeln.
In der Kantine des Volkshauses funktionierte Lungo als Wirt. Er schenkte Wein und andere Getränke aus und verwahrte auch die Quittungen des Fußballtotos. Daher war es nicht schwer, die Prognosen zu erfahren, die Ciro jeden Samstagabend aufnotierte.
Sie studierten die kleinsten Einzelheiten des Unternehmens, nahmen Schlager und Werbesendungen auf, und sprachen dann am Samstagabend, nachdem sie Ciros Totoschein eingesehen hatten, die «Gewinnmeldung» auf das Band, worauf wieder eine normale Sendung folgte. Sie schlossen das Tonband an den Lautsprecher an und ließen das Ganze in einer Hauptprobe laufen.
«Unwahrscheinlich!» rief Peppone aus. «Wüßte ich nicht Bescheid, würde ich auch darauf hereinfallen!»
Der Sonntagnachmittag kam. Ciro erschien zur üblichen Stunde, setzte sich an den üblichen Tisch und bestellte die übliche Flasche Wein.
Aus dem Lautsprecher dudelte wie immer Musik, und sie dudelte so lange, bis der richtige Augenblick gekommen war. Peppone, der am Nebentisch saß und Karten spielte, fing plötzlich wie ein Verrückter an zu brüllen; er beschwerte sich lautstark über die «blödsinnige Spielweise» seines Partners Bigio . Bigio brüllte noch lauter. Im Nebenzimmer machte sich der Smilzo den Lärm zunutze: er stellte das Radio ab und schloß das Tonband an den Lautsprecher an.
Niemand bemerkte etwas, denn das Radio spielte nur mit geringer Lautstärke und der Lärm im Saal war geradezu höllisch. Als wieder Ruhe eingekehrt war und Minute um Minute verstrich, wurde Ciro immer aufgeregter.
Schließlich stand Ciro wie gewohnt auf, trat an die Theke und zog Notizbuch und Bleistift aus der Tasche.
Alles war minuziös einstudiert worden, und zur genauen Zeit verkündete das Radio: «Sie hören nun Sportnachrichten ...»
Im Saal hielten alle den Schnabel, und bei völliger Stille las der Sprecher im Radio die Fußballresultate vor. Ciro machte sich wie immer fieberhaft Notizen, und als er sämtliche Resultate aufgeschrieben hatte, verglich er sie mit den Voraussagen auf seinem Totoschein. Er riß weit die Augen auf und schnaufte: «Ah ... ah ... ah ...» Es verschlug ihm die Sprache, und alle umringten ihn voll Besorgnis.
« Ciro , was ist mit dir los?»
Ciro schwenkte mit zitternder Hand den Totoschein, und ein paar andere, drei oder vier, die die Resultate auch notiert hatten, kontrollierten nach.
«Du meine Güte, diesmal hat er wirklich gewonnen!» schrien sie.
Ciro packte eine Cognacflasche, die auf der Theke stand und nahm einen nicht endenwollenden Schluck. Dann brüllte er:
«Aus mit der Schufterei! Aus mit der Schufterei!»
Er stürzte wie ein Wilder aus dem Volkshaus und verschwand lärmend.
«Einen Moment hab’ ich befürchtet, daß ihn der Schlag trifft!» bemerkte Peppone. «Und wenn er jetzt auch noch erfährt, daß es ein Scherz war ...»
«Ein Scherz?
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