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und du bist weg

und du bist weg

Titel: und du bist weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo Pointner
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verstopfte Nase und räusperte sich lautstark. »Ich wollte nicht, dass Sie es von jemand anderem erfahren. Aber ich war nicht in der Lage, früher zu kommen.«
    Unschlüssig pendelten die Augen der älteren Frau zwischen ihrer Besucherin und ihrem inzwischen völlig zerfetzten Tempo hin und her. Dann stöhnte sie müde auf, rappelte sich hoch und zog die Kanne mit dem Kaffee aus der Halterung. »Nehmen Sie Milch und Zucker?«

16
    »Vorsicht, der will abbiegen«, kreischte Claudia Grünewald schrill.
    Der Mann hinter dem Lenkrad latschte auf die Bremsen, auf dem regennassen Asphalt brachen die Vorderreifen leicht zur Seite aus. Keine dreißig Zentimeter vor dem Straßenpfosten kam der altersschwache BMW zum Stehen.
    »Blöde Kuh«, fauchte Werner Hentrich aufgebracht. »Der ist doch noch mindestens ’n halben Kilometer weg.«
    »Gar nicht«, wehrte sich das zierliche Persönchen auf dem Beifahrersitz verschüchtert. »Wenn es dunkel wird, kann man sich halt leicht mit der Entfernung vertun.«
    »Meine Güte«, erntete sie als Antwort. »Und was hätteste gemacht, wenn ich die Karre jetzt innen Graben gesetzt hätte, hä? Wie soll ich dat meiner Alten erklären?«
    »Ist doch nichts passiert«, meinte die Frau beinahe flehend. »Komm, beruhig dich.«
    Hentrich atmete scharf durch, schluckte die nächste Gemeinheit aber widerstrebend herunter. »Vergiss es«, meinte er schließlich versöhnlich.
    »Nächsten Monat muss mein Mann vielleicht eine Woche auf Geschäftsreise«, flötete Claudia, schon wieder gut gelaunt.
    »Na und?«, antwortete Hentrich.
    »Überleg doch, wie toll das wäre, wenn wir uns mal bei mir treffen könnten«, schwärmte sie versonnen. »Wir müssten uns mal nicht im Auto rumdrücken.«
    »Du bist doch so was von bescheuert«, erregte sich Hentrich schon wieder. »Wenn ich über Nacht wegbleibe, merkt meine Frau doch sofort, dass was im Busch ist.«
    »Und wenn du vielleicht mit deinem Skatclub unterwegs wärst? Dann schöpft sie doch bestimmt keinen Verdacht.«
    Hentrich sah kurz nach rechts und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Klar, wäre schon eine tolle Sache, die Kleine mal ’ne ganze Nacht zu beschäftigen. Aber seine Kumpel bitten, ihn gegenüber seiner Frau zu decken? Warum eigentlich nicht, dafür müsste er nur einige Ründchen springen lassen.
    »Mal sehen«, knurrte er und bekam sogar den Anflug eines Lächelns zustande. Was die Schnalle an ihm fand, begriff er nicht. Er war weiß Gott kein Adonis, trug ein paar Rettungsringe an den Hüften und finanziell hatte er auch nichts an den Füßen. Trotzdem trafen sie sich seit über zwei Jahren regelmäßig zwei- bis dreimal im Monat, schoben eine hastige Nummer auf der Rückbank oder suchten sich sonst wo ein einsames Eckchen.
    »Ich fände es klasse«, freute sich die Frau ehrlich.
    Hentrich steuerte den Bayern über eine kleine Bergkuppe, peilte kurz die Lage und dirigierte den Wagen in einen kleinen Weg. Sie befanden sich im Niemandsland zwischen Bochum und Dortmund, unweit des Ruhrparks und des Aquadroms. Abends war hier niemand unterwegs, Hentrich hatte die Stelle mehr oder weniger zufällig entdeckt. Der Parkplatz, auf dem er den BMW ausrollen ließ, war zwar eigentlich nur für Fahrzeuge des Forstbetriebes gedacht, aber um die Uhrzeit merkte das keiner, wenn man hier mal einen kurzen Boxenstopp einlegte.
    Kaum hatte Hentrich den Zündschlüssel herumgedreht, da landete seine Hand schon auf dem Oberschenkel der Frau neben ihm.
    »Nicht hier, Werner. Es ist doch noch hell.«
    »Na und? Seit wann stören dich Zuschauer?«
    »Hör auf. Immerhin sind wir beide verheiratet.«
    Hentrich kniff ihr verärgert in den Oberschenkel, zog seine Pranke aber zurück. »Willst du dich wirklich ins Gras legen? Mensch, das ist doch jetzt klitschnass.«
    »Hast du die Decke nicht mehr im Wagen?«
    »Doch, im Kofferraum.«
    »Also los, komm schon«, forderte sie ihn unternehmungslustig auf und betätigte den Türöffner. Als sie aus dem Wagen krabbelte, rutschte ihr Kleid so hoch, dass Hentrich den Rand ihres Slips sehen konnte. Ein weiteres Argument brauchte er nicht.
    Ächzend wuchtete er sich ebenfalls aus dem Auto, schloss sorgfältig ab und kramte die alte, zerschlissene Wolldecke aus dem Kofferraum. Eigentlich diente das Teil als Liegefläche, wenn er mal wieder den Unterboden seiner Rostkarre schweißen musste. Seit er sich mit Claudia traf, waren zu den Ölflecken noch etliche andere Flecken hinzugekommen.
    Mit der Decke über der

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