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und du bist weg

und du bist weg

Titel: und du bist weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo Pointner
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erklärte Brettschneider.
    »Also Mord?«, mischte sich Hofmann ein.
    »Nicht so voreilig, junger Freund. Aber sollte mich nicht wundern, wenn das eine weitere dicke, ungelöste Akte in Ihren Schreibtischen wird.«
    »Da passt doch gar nichts mehr rein«, antwortete Hofmann seufzend.
    Schweigend standen die drei zusammen und sahen den Fetzchensammlern bei der Arbeit zu. Entweder machten die extra langsam oder es gab Spuren in Hülle und Fülle.
    »Besten Dank, übrigens«, quetschte Katharina hervor.
    »Wofür?«, fragte Brettschneider zurück.
    »Diese Sache mit Eulenstein«, erklärte Thalbach leise. »War nett von Ihnen, sich des Ganzen anzunehmen.«
    Der Bayer winkte unwirsch mit seiner Riesenpranke ab und hüstelte verlegen. »Ach, das war doch gar nichts.«
    Der Leichenfledderer presste seine Kippe in eine hierfür mitgeführte Metallbox und schnappte sich seine Tasche. Kommissar Rex hatte Entwarnung gegeben, der Tatort war jetzt für Normalsterbliche zugänglich.
    »Was dagegen?«, fragte Katharina, als sich Brettschneider in Bewegung setzte.
    »Nee, kommen Sie ruhig mit. Vielleicht lernen Sie dann mal etwas.«
    Hofmann schüttelte amüsiert den Kopf und trabte hinter den beiden her. Verglichen mit dem Umgangston, der normalerweise zwischen Thalbach und Brettschneider herrschte, gingen die zwei heute geradezu liebevoll miteinander um.
    Der Chef der Kriminaltechnik, der seinen Spitznamen mehr seinem traurigen Hundeblick als seinem Scharfsinn verdankte, tupfte sich mit einem Papiertaschentuch über die immer höher werdende Stirn und nahm die Kripobeamten in Empfang. Katharina erhielt neben dem Händedruck noch einen mitfühlenden Klaps auf den Unterarm, ansonsten war Rex die Sache von Freitag keinen Kommentar wert.
    »Ich bin zwar kein Fachmann«, erklärte er schniefend, wobei er das Taschentuch seinem eigentlichen Gebrauchszweck zuführte, »aber das sieht mir ganz nach ’nem Mord aus.«
    »Abwarten«, grummelte Brettschneider.
    »Ehrlich«, beharrte Rex. »Gucken Sie doch nur, was der auf der Brust hat.«
    Brettschneider klaubte eine kleine Plastikfolie aus seiner Tasche, die er vorsichtig neben der Leiche ausbreitete. Dann ging er ächzend in die Knie und schlug langsam den Mantelaufschlag über der Herzseite des Toten zurück.
    »Kruzifix no amoi«, verfiel er in seinen Heimatdialekt. »Sehen Sie sich das an.«
    Thalbach und Hofmann steckten die Köpfe zusammen und starrten dem Druiden über die Schulter.
    »Himmel, was ist das?«, entfuhr es Katharina. »Für ein Einschussloch ist das doch viel zu groß.«
    »Nicht nur das«, ergänzte der Bayer. »Die Wunde ist viel zu ausgefranst. Sieht eher aus wie rausgerissen.«
    »Nicht schon wieder so ein abgedrehter Killer«, seufzte Hofmann und griff sich unwillkürlich auf den Bauch. Vor knapp zwei Jahren hatte ihm ein Serienmörder sein Arbeitszeug in die Eingeweide gerammt. Hofmann hatte zwar überlebt; aber er durfte sich seitdem zweimal am Tag Insulin spritzen.
    »Liegt der schon lange hier?«, überging Katharina den Stoßseufzer ihres Kollegen. »Sieht noch ziemlich frisch aus.«
    Brettschneider setzte sich auf seine Hacken und warf einen langen, prüfenden Blick auf den Leichnam. »Mindestens fünfzehn, allerhöchstens dreißig Stunden«, schätzte er dann. »Er wurde recht schnell gefunden.«
    »Die Wunde am Herzen ist noch nicht alles«, gab Rex laut. »Sehen Sie mal, da auf dem Oberschenkel. Fast das genaue Gegenstück.«
    »Stimmt«, nickte Katharina überrascht.
    »Vielleicht Tierfraß?«, meinte Hofmann.
    »Nein«, erklärte Brettschneider, »die Wunde im Bein ist viel tiefer als die am Oberkörper. Da müsste sich ein Vieh schon fast durchgefressen haben.«
    Hinter ihnen wurden stampfende Schritte laut, gefolgt von einem erschöpften Keuchen. Hofmann gab Katharina einen Klaps. »Weißt du, ob Spielberg hier Jurassic Park 3 dreht? Oder warum vibriert der Boden so?«
    »Ein Erdbeben?«, vermutete die Blonde.
    »Furchtbar witzig«, echauffierte sich Gassel schwitzend.
    »Ach, Karl Heinz, du bist das«, sagte Hofmann. »Ich dachte, da käme jetzt ein Brachiosaurus auf uns zugestapft.«
    »Guten Abend, Doktor Brettschneider«, ignorierte Gassel die jüngeren Kollegen. Rex gönnte er ein kurzes Kopfnicken.
    »So sehr ich diese zynischen Anspielungen auf Ihre Leibesfülle verabscheue, aber Sie sollten sich wirklich mal Gedanken über eine Diät machen«, antwortete Brettschneider, ohne aufzusehen. »Ansonsten liegen Sie schneller auf meinem Tisch, als

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