und du bist weg
Sonst können wir die Spuren doch gar nicht korrekt interpretieren. Haben Sie direkt im Gras gelegen?«
»Nein, ich hatte eine Decke dabei.«
»Und wo ist die?«
»Ich hab die wieder in den Kofferraum gelegt.«
»Schlüssel«, kommandierte Hofmann kurz angebunden. »Das Ding kommt ins Labor.«
»Nehmen Sie uns etwa auch noch Fingerabdrücke ab?«, fauchte Hentrich.
»Bis jetzt nicht«, antwortete Gassel. »Aber wenn Sie so weitermachen, könnten wir uns überlegen, ob wir Sie nicht wegen Behinderung der Strafverfolgung drankriegen. Setzen Sie sich wieder in den Wagen. Wir machen gleich noch ein Protokoll.«
Für eine Sekunde sah es so aus, als hätte der Dicke einen Herausforderer gefunden. Dann aber schluckte Hentrich seine Erwiderung herunter und quetschte sich wieder auf den Rücksitz.
Katharina hatte ihre erste Vernehmung ebenfalls beendet. Während sie ihre Zeugin in der Obhut einer weiblichen Kollegin zurückließ, trabte sie kopfschüttelnd zu ihren Kollegen hinüber.
»Seht ihr, Kinder, die Woche fängt doch noch gut an«, meinte Gassel zähneknirschend. »Gisbert hat sich genau den richtigen Augenblick ausgesucht, um in Kur zu gehen.«
»So haben wir wenigstens unsere Ruhe«, beschied Hofmann.
»Wielert wird sich vor Begeisterung kaum einkriegen«, vermutete Katharina. »Wetten, Berthold und ich dürfen ab morgen früh alle Bochumer Obdachlosenasyle abklabastern?«
»Immerhin habt ihr jüngere Füße als ich«, freute sich Gassel.
18
»Prost, Herrschaften. Auf eine rosige Zukunft.«
Mit einem übertriebenem Lächeln setzte Gumprecht das schmale Sektglas an die Lippen und nahm einen Schluck von dem perlenden Getränk. Seit er vor einer guten Viertelstunde der versammelten Belegschaft in wohlformulierten Sätzen den endgültigen Verkauf der Firma beigebogen hatte, konnte ihn scheinbar nichts mehr erschrecken. Dass ein guter Teil der Belegschaft sich demnächst wohl auf dem Arbeitsamt wiederfinden würde, hatte er den Leuten natürlich nicht erzählt.
Schmidt, der Personalchef, stellte sein immer noch bis zum Rand gefülltes Glas demonstrativ zurück und hüstelte nervös. »Sagen Sie mal, Herr Gumprecht, hier bleibt doch nicht wirklich alles beim Alten, oder?«
Gumprecht sah spöttisch auf den einen Kopf kleineren Zwerg herunter. »Wie meinen Sie das, Herr Schmidt?«
»Nun ja, äh, immerhin machen sich viele im Werk Gedanken, ob nicht demnächst einige Stellen eingespart werden.«
Carina Rürich gönnte Schmidt einen beruhigenden Seitenblick. »Jetzt machen Sie sich mal keine Sorgen, Schmidtchen. Bis wir umstrukturieren werden, dauert es noch ein wenig. Vor Anfang nächsten Jahres tut sich da bestimmt nichts.«
»Aber das ändert doch nichts an den Tatsachen«, stotterte der Personalchef. »Immerhin hört man ja so einiges von amerikanischen Konzernen. Wenn die jetzt auf den Gedanken kommen, uns in der Verwaltung vollständig auszuwechseln.«
»Wen, uns?«, lachte Gumprecht. »Glauben Sie denn wirklich, wir hätten den Kaufvertrag dann unterschrieben?«
»Sie haben bei den Verhandlungen doch dabeigesessen«, ergänzte Kalinowski. »Haben Sie denn nicht zugehört?«
»Sehr genau sogar. Aber welche konkreten Pläne die Amis mit der Firma haben, ist nicht gesagt worden.«
Gumprecht seufzte theatralisch und schenkte sich nach. »Schmidtchen, Schmidtchen, es ist doch wohl klar, dass sich etwas ändern wird. Herr Kalinowski und ich werden zukünftig beide als Geschäftsführer arbeiten. Jeder wird seinen eigenen Bereich bekommen, auf den er sich in aller Ruhe konzentrieren kann.«
Rürich sah zu Gumprecht herüber, der ihrem Blick jedoch auswich.
»Außerdem«, fuhr er stattdessen fort, »wird Frau Rürich demnächst Prokura erteilt. Da wir die Beziehungen zu unseren osteuropäischen Geschäftspartnern intensivieren wallen, wird sie sich hauptsächlich darum zu kümmern haben. Und Sie, Schmidtchen, bleiben natürlich Personalchef.«
»Danke«, nickte der Zwerg automatisch. »Aber mich haben schon viele unserer Arbeiter gefragt, ob sie sich nicht besser nach einem anderen Arbeitgeber umsehen sollen. Was soll ich denen denn sagen?«
»Jetzt mal ehrlich, Herr Schmidt«, mischte sich Kalinowski wieder ein. »Woher sollen wir wissen, wie es hier in sechs Monaten aussieht? Immerhin haben wir bisher niemanden entlassen müssen, obwohl ein Abbau des Personals der einfachste Weg gewesen wäre, Geld einzusparen. Und wenn wirklich einmal von der anderen Seite des großen Teichs die Anweisung kommt,
Weitere Kostenlose Bücher