und du bist weg
Mitarbeiter freizusetzen, haben wir wenigstens jemanden, dem wir den schwarzen Peter zuschieben können. Also, was kümmert es Sie?«
»Aber die meisten arbeiten schon sehr lange für uns«, jammerte Schmidt. »Allein nächsten Monat haben wir vier zwanzigjährige Jubiläen.«
»Menschenskind, wo leben Sie eigentlich?«, schnaufte Kalinowski aufgebracht. »Glauben Sie denn, dass wir bei über vier Millionen Arbeitslosen in diesem Land wegen der paar Arbeiter, die wir vielleicht auf die Straße setzen müssen, ein schlechtes Gewissen haben müssten? Machen Sie sich doch nicht lächerlich. Die Leute sollten uns dankbar sein, dass sie überhaupt so lange einen Job hatten.«
»Ich dachte.«, begann Schmidt zaghaft.
»Ach, Schmidtchen«, meinte Gumprecht besänftigend. »So ist das Business. Hauptsache ist doch, dass die Firma wieder die Kurve kriegt. Und viele Sachen liegen da nicht mehr in unseren Händen.«
»Außerdem sollten wir nicht hier herumstehen und Trübsal blasen«, ergänzte Kalinowski schnell. »Schmidt, wenn uns die Amis nicht gekauft hätten, wären wir alle arbeitslos. Vergessen Sie das nicht.«
Der Personalchef nickte und strich mit flatternden Fingern seine Krawatte glatt. Bevor er jedoch weiter in seiner Weltuntergangsstimmung baden konnte, flog die Tür zu Gumprechts Büro auf. Burgert stürmte mit bebenden Nasenflügeln über die Auslegeware.
»Na, feiert ihr jetzt den Untergang?«, schnappte er wütend.
»Guten Tag, Herr Burgert«, antwortete Gumprecht beherrscht. »Möchten Sie auch ein Glas?«
»Stecken Sie sich das Zeug an den Hut«, polterte der Exseniorchef aufgebracht. »Wir haben ein Wörtchen miteinander zu reden.«
In aller Ruhe schenkte sich Gumprecht nach und hockte sich auf die Schreibtischkante. »Bitte. Was gibt es?«
Burgert stemmte kampfeslustig seine Hände in die Hüften und sah sich betont langsam um. »Hier sind mir zu viele Ohren«, antwortete er dann.
»Ich glaube, wir waren sowieso fertig«, meinte Gumprecht. »Bitte lassen Sie mich doch einen Augenblick mit Herrn Burgert allein.«
Schmidtchen machte auf dem Absatz kehrt, während sich Rürich und Kalinowski nur zögernd zur Tür bewegten.
»Sie nicht«, bellte Burgert. »Herr Kalinowski, das geht Sie auch etwas an.«
»Also«, meinte Gumprecht gedehnt. »Welche Laus ist Ihnen über die Leber gelaufen?«
Burgert wartete, bis sich Kalinowski in den Sessel vor Gumprechts Tisch gesetzt hatte. Dann baute er sich in der Mitte des Zimmers auf und verschränkte die Arme vor der Brust.
»Ich war gestern Abend hier in der Firma«, begann er grollend. »Und ich habe einige Unterlagen gefunden, die den Verkauf der Firma in völlig neuem Licht erscheinen lassen.«
Die beiden anderen Männer wechselten einen schnellen Blick.
»Sie beide haben mich elendig betrogen«, giftete der alte Mann. »Meine Firma haben Sie mir aus den Fingern gerissen, um heimlich selbst dick abzukassieren.«
Gumprecht sah gelangweilt auf die Halogenstrahler unter der Decke. »Ich habe keinen Schimmer, wovon Sie reden.«
»So?«, dröhnte Burgert. »Dann will ich mal ein wenig deutlicher werden. Nicht nur, dass Sie beide weiterhin hier tätig sein werden und unverschämt viel Geld dafür bekommen, nein, Sie haben die Firma nur verkauft, um mich loszuwerden, und dann.«
»Und dann was?«, schnappte Kalinowski eiskalt. »Seien Sie vorsichtig mit dem, was Sie sagen.«
Burgert rang einen Moment nach Fassung. »Sie wissen genau, wovon ich spreche. Wir haben früher schon Geschäfte getätigt, die ein gutes Stück außerhalb der Legalität gelegen haben. Und genau da wollen Sie anknüpfen.«
Gumprecht heftete seine Augen in die des alten Mannes. »Und darüber haben Sie Unterlagen gefunden, die sich hier in der Firma befunden haben? Erstaunlich. Könnten Sie mir die einmal zeigen?«
»Glauben Sie wirklich, ich wäre so dämlich, die mitzubringen?«, antwortete Burgert schnippisch. »Nein, mein Lieber, die befinden sich an einem sicheren Ort.«
»Nur, dass ich das richtig verstehe«, bemerkte Kalinowski. »In diesen Unterlagen steht, dass die Firma nach ihrem Verkauf in illegale Geschäfte einsteigen wird und dass Herr Gumprecht und ich die Drahtzieher dieses verbrecherischen Tuns sein werden? Wo haben Sie das denn gefunden?«
»Genau in Ihrem Schreibtisch«, bellte Burgert zurück. »Ich an Ihrer Stelle hätte das Zeug übrigens nicht in der Firma aufbewahrt.«
»In meinem Schreibtisch?«, fragte Kalinowski eine Spur blasser. »Was hatten Sie
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