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und du bist weg

und du bist weg

Titel: und du bist weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo Pointner
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Stücken.«
    »Olaf«, hauchte Burgert tonlos, doch Kalinowski donnerte bereits hinter ihm die Tür ins Schloss.
    »Was war das mit den Unterlagen aus deinem Schreibtisch?«, fragte Gumprecht sofort, nachdem Burgert sie nicht mehr störte.
    »Halb so wild«, sagte Kalinowski. »Zalynski und ich haben irgendwann mal schematisch festgehalten, wie unsere Geschäfte ablaufen könnten.«
    Gumprecht trat wütend gegen den Rollcontainer mit den Schubladen. »Himmel, ich hab dir tausendmal gesagt, wir dürfen uns keinen Fehler erlauben. Wie kannst du nur so blöd sein, was Schriftliches hier herumliegen zu lassen?«
    »Verdammt noch mal, Werner, der Alte kann mit dem Zeug überhaupt nichts anfangen. Was kann der schon gegen uns unternehmen? Der hat selbst so viel auf dem Kerbholz, dass er für mindestens zehn Jahre einfahren würde. Der kann nicht zu den Bullen gehen.«
    »Das nicht«, meinte Gumprecht kopfschüttelnd. »Aber Burgert kennt aus seiner politischen Zeit noch so viele Leute, mit deren Hilfe er uns auf anderen Wegen gefährlich werden kann. Für den ist es ein Leichtes, uns den Zoll oder das Bundeswirtschaftsministerium auf den Hals zu hetzen, ohne dass sein Name ins Spiel kommt. Und wenn wir von denen geprüft werden, sehen wir alt aus.«
    Kalinowski krallte sich nachdenklich die angebrochene Sektflasche und füllte sein Glas nach. »Und was schlägst du vor?«
    »Auf jeden Fall sollten wir ihn ein wenig im Auge behalten. Ich glaube, der unternimmt entweder sofort etwas oder gar nicht.«
    »Wir sollten uns nicht verrückt machen. Was wir mit Zalynski ausgeheckt haben, ist narrensicher. Selbst, wenn uns der Zoll mal prüfen sollte, unsere Papiere sind in Ordnung. Solange das Zeug in Deutschland ist, verhalten wir uns absolut legal. Was später damit passiert, kann uns doch egal sein.«

19
    »Nanu, haben Sie sich verlaufen?« Hofmann verlangsamte erstaunt seinen Schritt, als er Brettschneiders Schädel erkannte.
    Der Gerichtsmediziner studierte ausgiebig die angepinnten Zettel auf dem schwarzen Brett und fummelte einen Zigarillo aus seiner Hemdtasche.
    »Wurde doch langsam Zeit, mir mal eure neuen Büros anzusehen«, pflaumte der Bayer gut gelaunt zurück.
    Der Kommissar ergriff die Pranke des mindestens zwanzig Zentimeter größeren Mannes, verkniff sich einen Schmerzensschrei und kramte seinen Schlüssel hervor. »Ist Thalbach nicht da?«
    »Scheint nicht so«, antwortete Brettschneider. »Vielleicht ist sie wieder auf Kollegenjagd.«
    Hofmann hob erschrocken den Kopf. »Darüber macht man keine Scherze.«
    »Ja, schon gut.«
    Hofmann hatte endlich das Schloss aufbekommen und trat ein. Mit einer Handbewegung wies er seinem Besucher einen Stuhl zu, während er abschätzend die Thermoskanne schüttelte. Leer, natürlich.
    »Danke, aber so lange bleibe ich nicht«, meinte Brettschneider. »Wollte nur eine kurze Stippvisite machen.«
    »Haben Sie im Institut nichts zu tun?«, erkundigte sich Hofmann. »Falls ich mich nicht irre, wartet ein toter Obdachloser auf seinen Y-Schnitt.«
    »Um der Wahrheit die Ehre zu geben, ich muss gleich selbst zum Arzt. Vorsorgeuntersuchung. Und da dachte ich, ich schau mal vorbei. Ich hab mir den Obdachlosen übrigens schon angesehen.« Dabei platzierte er sein Mäppchen auf den Oberschenkeln und blinzelte zu Hofmann herüber.
    »Ist der Bericht etwa schon fertig?«, riet dieser, ohne allzu große Gier an den Tag zu legen. Brettschneider wäre unermesslich beleidigt, wenn er das Wichtigste nicht persönlich vortragen könnte.
    »Nicht ganz, morgen Mittag können Sie sich den abholen. Aber wie ich schon vermutete – ein interessanter Fall.«
    »Oh Gott«, stöhnte Hofmann ahnungsvoll.
    »Sie erinnern sich doch bestimmt an diese merkwürdigen Wunden an Brustkorb und Oberschenkel?«
    »Klar.«
    »Nun, dabei handelt es sich nicht um übliche Schuss- oder Stichverletzungen.«
    Hofmann setzte sich und trommelte nervös auf seiner Schreibtischunterlage herum. »Jetzt machen Sie es nicht so spannend.«
    Brettschneider entflammte endlich den Zigarillo, den er bis dahin lässig im Mundwinkel geparkt hatte. Mit einem Wischer feudelte er die dicksten Qualmwolken aus dem Weg und lehnte sich zurück. »Sieht mir verdammt nach der guten, alten Pfeil- und Bogen-Methode aus, allerdings in der modernen Variante. Ich tippe mal auf eine Armbrust.«
    »Was?«, rief Hofmann überrascht.
    »Sie haben richtig gehört«, nickte der Bayer. »In beiden Wunden fanden sich winzige Metallreste, außerdem noch

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