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und du bist weg

und du bist weg

Titel: und du bist weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo Pointner
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an.«
    »Aber das tue ich nicht. Ich bin doch selbst aus allen Wolken gefallen, als die Amis den Vorschlag gemacht haben, die Geschäftsführung zwischen ihm und mir aufzuteilen. Außerdem, warum beschwerst du dich? Immerhin fällt für dich doch dabei auch ein schöner Job ab.«
    »Na, klasse«, ätzte die Frau. »Werner, du erzählst mir wochenlang, ich soll über Kalinowski alles herausfinden, was es herauszufinden gibt, damit du ihn abschießen kannst, und dann wird mir dieser Knallkopp wieder vor die Nase gesetzt. Nicht mit mir.«
    »Carina, sei wieder lieb«, meinte Gumprecht und trat einen Schritt näher an sie heran. »Ich habe dir nie versprochen, dass sich hier alles von heute auf morgen ändert. Du musst schon ein wenig Geduld haben.«
    »Und wie lange? Bis ich in Rente gehe?«
    »Unfug. Aber wenn dir das alles nicht in den Kram passt.«
    Rürichs Augen blitzten auf. »Was soll das heißen?«
    »Gar nichts. Aber falls du hier nicht schnell genug Karriere machen kannst, es gibt genug andere Firmen.«
    »Ach, so ist das? Du willst mich loswerden?«
    »Keine Spur. Meinst du, ich hätte sonst dafür gesorgt, dass du einen besseren Job bekommst? Denk doch nur mal daran, wie sich die Bezeichnung Leiterin des Südosteuropabereichs bei einer Bewerbung in einer anderen Firma macht. Und das in deinem zarten Alter.«
    »Nein, wie rücksichtsvoll. Hast du mir nicht vor ein paar Tagen noch zu verstehen gegeben, wir hätten nach dem Verkauf ausgesorgt?«
    Gumprecht klemmte sich eine Zigarette zwischen die Lippen und knipste sein Feuerzeug an. Den hehren Vorsatz, die Qualmerei an den Nagel zu hängen, schien er wieder mal nicht durchhalten zu können.
    »Klang das in deinen Ohren etwa wie ein Heiratsantrag?«, höhnte er. »Natürlich haben wir ausgesorgt. Die Firma kann weiter existieren, ich hab einen guten Job und deine Position hat sich ebenfalls deutlich verbessert. Falls du mich falsch verstanden haben solltest, tut mir das Leid, ehrlich.«
    »Raus«, forderte Rürich mühsam beherrscht. »Verschwinde aus meinem Büro, du elender … Scheißkerl.«
    »Na, na, na. Nimm das doch nicht gleich persönlich.«
    »Schwirr endlich ab«, schrie Rürich schrill. »Bei deinem Anblick muss ich kotzen. Und such dir gefälligst eine andere, von der du dir einen blasen lässt.«
    Gumprecht nahm einen tiefen Lungenzug und zuckte bedauernd die Achseln. »Dann eben nicht. Vielleicht ist es tatsächlich besser, wenn wir uns zukünftig auf unsere geschäftlichen Beziehungen beschränken.«
    »Raus«, wurde Rürich noch eine Spur lauter.

21
    »Menschenskind, wo sind die denn alle?«
    Hofmann ließ seine Augen über den fast leer gefegten Husemannplatz wandern. Die zahlreichen Sitzbänke waren verwaist, an den eng zusammengedrängten Plastiktischen der Eisdiele trotzte gerade mal ein einziges Pärchen dem feinen Nieselregen, den der heutige Sommertag für die geplagten Ruhrpöttler übrig hatte. Nirgends eine Spur von einem Obdachlosen.
    »Würdest du dich bei diesem Sauwetter unter freiem Himmel herumtreiben?«, knatschte Katharina zurück.
    »Mit der notwendigen Promillezahl im Blut wär mir das Wetter scheißegal«, knurrte Hofmann.
    Egal, wo die beiden Beamten auch suchten, nirgends fanden sie jemanden. Der Bunker am Springerplatz war leer und wurde notdürftig für die nächste Nacht gereinigt, die in unmittelbarer Nähe vegetierende Kontaktstelle für Nichtsesshafte war, abgesehen von dem ABM-Sozialarbeiter, der ihnen etliche übrig gebliebene Exemplare des Obdachlosenmagazins andrehen wollte, ebenfalls verlassen. Und an den ihnen bekannten beliebten Treffpunkten der Berber fanden sie nur leere Flaschen und zerrissene Plastiktüten.
    »Komm, wir gehen noch mal ’ne Runde«, schlug Katharina vor. »Vielleicht gibt es irgendwo ein überdachtes Plätzchen, das wir noch nicht kennen.«
    »Meinetwegen.«
    In Höhe des Glascafés waren sie zunächst unschlüssig, welchen Weg sie einschlagen sollten. Die Kortumstraße war in Richtung Südring beinahe ausgestorben. Sie wandten sich nach links. Und endlich hatten sie Glück.
    Neben der Ladenfront einer Boutique hatten sich zwei abgerissene Gestalten unter das Vordach eines großen Bekleidungshauses gequetscht. Angesichts der ausbleibenden Kundenströme zeigten die Einzelhändler Herz; sie riefen nicht sofort nach der Polizei, sondern ließen die beiden sitzen, wo sie waren.
    Katharina umklammerte den Griff ihres Regenschirmes und stieß Hofmann mit dem Ellbogen an. Ihr Kollege nickte und

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