und du bist weg
auch nichts mehr kaufen.«
Gassel gab ihr einen freundschaftlichen Hieb auf den Rücken, so dass Katharina vor Schmerz aufjaulte. »Entschuldige«, meinte der Dicke vergnügt. »Auch, wenn es aus dem Phrasentopf kommt: Die Zeit heilt alle Wunden.«
»Und deshalb grinst du wie ein Honigkuchenpferd?«, fragte Hofmann.
»Das, verehrter Kollege, hat einen anderen Grund«, strahlte Gassel. »Aber gedulde dich, bis wir bei Wielert sind. Ich habe keine Lust, alles zweimal zu erzählen.«
Der Dicke machte ein geheimnisvolles Gesicht und drückte die Tür zu Wielerts Büro auf. Ihr Chef sah von dem Aktenstapel, in den er sich vertieft hatte, auf und deutete auf die Besucherstühle.
»Alles in Ordnung?«, fragte er Thalbach, als jeder seinen Platz gefunden hatte.
»Formell ja.«
»Wenigstens eine Sorge weniger«, nickte Wielert schlecht gelaunt. »Also, fangen wir mit dem Pfarrer an.«
»Um es kurz zu machen«, begann Gassel, »bisher haben wir nichts. Niemand aus der Nachbarschaft hat gesehen, ob das Opfer Besuch bekommen hat. Fingerabdrücke haben wir nur vom Opfer selbst sowie von seiner Haushälterin gefunden. Im Arbeitszimmer hat allerdings jemand gründlich sauber gemacht, einige Stellen wiesen frische Wischspuren auf. Das zeigt uns zwei Möglichkeiten auf. Einerseits könnte es sich bei dem Täter um einen Einbrecher handeln, den der Priester überrascht hat; dagegen spricht allerdings das Fehlen von Spuren gewaltsamen Eindringens an Fenstern und Türen. Andererseits wäre es denkbar, dass der Täter einen guten Grund hatte, gerade das Arbeitszimmer des Geistlichen zu durchstöbern. Unser Mann hat etwas Bestimmtes gesucht, was von immenser Wichtigkeit für ihn war. Denn besonders sauber waren die Griffe der Schubladen an dem Schreibtisch und an der Aktentasche des Opfers.«
Wielert kniff die Lippen zusammen. »Da das Opfer kurz zuvor bei Thalbach und Hofmann war, scheint mir ein Einbrecher reichlich unwahrscheinlich. Gehen wir mal davon aus, dass der Priester seinen Mörder durch die Vordertür hereingelassen hat.«
»Einverstanden«, nickte Gassel. »Nach Aussage der Haushälterin ist aus dem Arbeitszimmer nichts entwendet worden, außer einem massiven Kerzenständer aus Messing.«
»Die Tatwaffe?«, riet Hofmann.
»Mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit«, antwortete Gassel. »Die Würgemale am Hals waren nur oberflächlich, tödlich war der Schlag auf den Hinterkopf. Aus Brettschneiders Bericht ist zu entnehmen, dass ein Kerzenständer als Schlagwerkzeug in Frage kommt.«
»Haben wir so etwas gefunden?«, fragte Wielert.
»Nein«, antwortete Gassel. »Unsere Leute haben im Umkreis von einem Kilometer sämtliche Gullys, Gebüsche und Mülltonnen in Augenschein genommen, ohne Ergebnis.«
»Haben wir überhaupt etwas Brauchbares?«
»Nur eine winzige Kleinigkeit. An der Kleidung der Leiche wurden Teppichflusen gefunden, die eindeutig nicht aus dem Pfarrhaus stammen.«
»Großartig«, knurrte Wielert enttäuscht. »Der Pfarrer wird sich wohl kaum ausschließlich in seinen eigenen vier Wänden aufgehalten haben.«
»Scheinbar hat der Täter die Leiche mit dem Fuß entweder berührt oder vielleicht sogar herumgedreht«, fuhr Gassel unbeeindruckt fort. »Die Flusen wurden ausschließlich in Höhe des rechten Schulterblatts gefunden. Und es ist wohl kaum anzunehmen, dass sich der Tote freiwillig auf fremden Teppichen herumgekugelt hat. Das Labor ist noch dabei, das genau zu untersuchen. Wenn wir die Teppichsorte und den Lieferanten herausbekommen können, hilft uns das vielleicht weiter.«
»Es gibt übrigens noch keine Hinweise, dass der Tote mit seinem Verdacht, dass der Autounfall seines Bruders kein Unfall war, Recht gehabt haben könnte«, mischte sich Katharina ein. »Der Wagen wurde bis auf die letzte Schraube auseinander genommen. Technisch war er völlig in Ordnung. Und es hat auch niemand versucht, den Benz abzudrängen oder auszubremsen; dafür gab es genügend Augenzeugen.«
»Aber wenn der Priester sich etwas zusammengesponnen hat, gab es auch für niemanden einen Grund, ihn zu töten«, stöhnte Hofmann.
»Haben Sie hinsichtlich dieser Firma etwas erfahren?«, wandte sich Wielert an Thalbach.
»Bisher nicht«, verneinte die Blonde. »Bei den Kollegen der Wirtschaftskriminalität ist die Firma nicht bekannt, nicht ein einziges Ermittlungsverfahren oder Hinweise auf unsaubere Geschäfte. Aber es gibt noch eine andere Möglichkeit. Anfang nächster Woche haben Berthold und ich einen Termin beim
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