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und du bist weg

und du bist weg

Titel: und du bist weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo Pointner
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auf und streckte ihre langen Beine aus. »Jetzt machen Sie aber mal ’nen Punkt. Immerhin haben wir eine Menge Leute vor dem Gang zum Arbeitsamt bewahrt. Ist das denn nichts?«
    Der Personalchef starrte auf die Liste vor seinen Augen und schüttelte heftig den Kopf. »Aber die kriegen doch alle keinen neuen Job mehr. Hier, der Hansen ist vierundfünfzig, seit über zwanzig Jahren im Betrieb. Wer nimmt den denn noch?«
    »Keine Ahnung«, antwortete Rürich ungerührt. »Die Hälfte des Jahres ist der doch sowieso nicht da, weil er einen Krankenschein nach dem anderen einreicht. Verdammt, Schmidtchen, solche Leute können wir uns nicht mehr leisten.«
    »Sie haben leicht reden«, begehrte der Zwerg auf. »Ich arbeite seit über fünfundzwanzig Jahren in diesem Betrieb. Jetzt zu sehen, wie alles nach und nach vor die Hunde geht.«
    »Davon kann doch keine Rede sein«, gab Rürich zurück. »Wäre die Firma nicht verkauft worden.«
    »Hören Sie auf«, erregte sich Schmidt. »Gumprecht und Kalinowski reiben sich die Hände und Sie sind bei der ganzen Sache mit Ihrem neuen Posten auch fein raus. Aber dass die Entlassungen hier nur der Anfang vom Ende sind, wissen Sie genauso gut wie ich.«
    »Stören wir?«, fragte Gassel, die Türklinke noch in der Hand.
    »Ja«, fauchte die Rürich sofort, ohne sich umzudrehen.
    »Tut uns Leid«, antwortete das Schwergewicht und trat einen Schritt vor, damit Katharina und Hofmann nachrücken konnten. »Wir müssen trotzdem mit Ihnen sprechen.«
    Schmidt schnellte aus seinem Sessel hoch, als er den eingeschweißten Adler erkannte. »Polizei?«, fragte er unsicher.
    »Kripo«, bestätigte Thalbach. »Sind Sie Frau Rürich?«
    »Das bin ich«, nickte die Angesprochene und schaltete augenblicklich auf das für kreditgebende Banker reservierte Lächeln um. »Und dies ist Herr Schmidt. Entschuldigen Sie meinen kleinen Ausbruch, aber mein Kollege und ich haben alle Hände voll zu tun.«
    »Dann sind wir ja richtig«, meinte Hofmann. »Der Grund unseres Besuches ist ebenfalls ziemlich wichtig. Vielleicht sprechen Sie sogar gerade darüber.«
    »Sehr unwahrscheinlich«, lächelte die Prokuristin, wobei ihre Augen auffällig oft zu Gassel herüberwanderten. »Herr Schmidt und ich sind mit geschäftlichen Dingen beschäftigt. Also, warum wollen Sie mit mir sprechen?«
    »Burgert«, meldete sich Gassel. »Jürgen Burgert, um genau zu sein.«
    »Traurig«, schnaufte Schmidt, der hinter seinem Schreibtisch kaum zu sehen war. »Sein Tod.«
    »… trifft uns alle hart, das haben uns Herr Kalinowski und Herr Gumprecht schon gesagt«, unterbrach ihn Katharina genervt. »Sind Sie über die Umstände seines Todes informiert?«
    »Soweit ich weiß, handelte es sich um einen Unfall«, erklärte Rürich achselzuckend. »Aber da Sie jetzt auf der Bildfläche erschienen sind, gibt es da wohl Zweifel, oder?«
    »Wären die denn angebracht?«, fragte Hofmann zurück.
    »Keine Ahnung. Ich habe von dem Unfall in der Zeitung gelesen, erst später erfuhr ich, dass der Tote Burgert war.«
    »Es spricht einiges dafür, dass es sich nicht bloß um einen einfachen Verkehrsunfall handelte«, begann Gassel. »Herr Kalinowski erzählte uns gerade, sein Vater habe psychische Probleme gehabt, die einen Selbstmord nicht unwahrscheinlich erscheinen lassen.«
    »Wer?«, fragten Rürich und Schmidt gleichzeitig.
    »Burgert war Kalinowskis Vater. Wussten Sie das nicht?«
    »Nein«, antwortete Rürich und streifte Gassel wie unbeabsichtigt am Ärmel. »Aber das erklärt einiges.«
    »Und zwar?«, lauerte Katharina.
    Rürich verzog das Gesicht und fingerte eine Zigarette aus einem silbernen Kästchen. Hofmann reagierte sofort und gab ihr über die Tischplatte hinweg Feuer. Als er seinen Flammenwerfer wieder einstecken wollte, rutschte er ihm durch die Finger. Ächzend ging der Beamte in die Hocke und sammelte das Teil wieder ein.
    »Erzählen Sie es nicht weiter«, bat Rürich nach dem ersten Zug, »aber nach meiner unbescheidenen Meinung ist Kalinowski eine Null. Dem würde ich noch nicht mal eine gebrauchte Zahnbürste abkaufen. In den letzten Jahren hat er alle Projekte, die er zu verantworten hatte, in den Sand gesetzt. Ich habe mich immer gewundert, warum der nicht gefeuert wurde. Aber wenn er der Filius des Geschäftsinhabers ist, erklärt das natürlich einiges.«
    »Sollen wir nicht in den Konferenzraum gehen?«, schlug Schmidt vor. »Ich kann Ihnen ja noch nicht mal einen Sitzplatz anbieten.«
    »Danke, wir bleiben nicht

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