und du bist weg
lange«, wehrte Gassel ab. »Ich möchte lieber noch einmal auf Burgert zu sprechen kommen. Glauben Sie auch, dass er psychische Probleme hatte?«
»Der Alte?«, lachte Rürich das Schwergewicht an. »Nie im Leben. Zumindest hat man ihm das nicht angemerkt. Burgert war hyperagil, mischte sich ständig in alles ein. Aber kann schon sein, dass ihm der Verkauf der Firma einen gehörigen Knacks versetzt hat. So viel hatte ich allerdings nicht mit ihm zu tun. Wenn er mal in der Firma war, hat er sich meistens mit Gumprecht und Kalinowksi umgeben.«
»Und was meinen Sie?«, fragte Hofmann den Zwerg, dem nicht anzusehen war, ob er schon stand oder immer noch auf seinen vier Buchstaben hockte.
»Schwer zu sagen«, wich Schmidt aus. »Herr Burgert war in den letzten Jahren kaum hier.«
»Aber Ihnen muss doch aufgefallen sein, ob er sich im Vergleich zu früher verändert hat«, zweifelte Gassel. »Sie kannten ihn doch bestimmt sehr lange.«
»Ja, das stimmt schon«, nickte Schmidt. »Damals, als er und Gumprechts Vater die Firma führten, war er natürlich anders. Wesentlich scharfsinniger, was die Geschäfte anging. Zuletzt kannte er sich gar nicht mehr in unserer Produktpalette aus.«
»Also halten Sie es durchaus für möglich, dass Kalinowski Recht hat?«, fragte Katharina drängend.
»Ich weiß es nicht«, erklärte der Personalleiter kopfschüttelnd. »Am letzten Wochenende war Burgert jedenfalls komisch. Als wir mit den Amerikanern zusammen die Details durchgesprochen haben, saß er nur stumm dabei. So, als wäre ihm erst da klar geworden, dass er nichts mehr mit der Firma zu tun hat.«
»Waren Sie beide bei den Gesprächen dabei?«
»Na klar,« meinte Rürich. »Meistens jedenfalls.«
»Könnten Sie uns bitte eine detaillierten Zeitplan über den Verlauf des letzten Wochenendes erstellen?«, bat Gassel.
»Kein Problem«, strahlte ihn Rürich an und quetschte ihre Zigarette in den Kristallaschenbecher.
»Wann kommt Herr Gumprecht eigentlich aus Genf zurück? Hat er Ihnen etwas darüber gesagt?«
»Genf?«, fragte Rürich überrascht. »Was will der denn in Genf?«
Die Beamten sahen sich einen Moment an.
»Angeblich ist er wegen eines Investitionsprojekts dorthin geflogen«, antwortete Thalbach leise. »Ist Ihnen davon nichts bekannt?«
»Kein bisschen«, wunderte sich Rürich. »Normalerweise stimmen wir alle Termine ab.«
»Wäre es denn so ungewöhnlich, wenn er kurzfristig umdisponiert hätte?«
»Nicht unbedingt. Aber dann hätte er seinen Flug und das Hotel selbst buchen müssen. Und Gumprecht ist schon froh, wenn er im Parkhaus sein Auto wieder findet.«
»Auf jeden Fall ist er weg. Können Sie Ihre Berichte bis Montag fertig haben?«
»Bestimmt«, antwortete Schmidt eifrig. »Sollen wir die Ihnen vorbeibringen?«
»Nicht nötig, wir kommen vorbei. Jetzt wollen wir Sie nicht länger aufhalten. Haben Sie etwas dagegen, wenn wir uns auf dem Gelände noch ein wenig umsehen?«
»Tun Sie sich keinen Zwang an«, stimmte Rürich zu. »In einer halben Stunde ist hier eh Feierabend, in der allgemeinen Aufbruchstimmung stören Sie garantiert nicht.«
Die Beamten nickten den Jobkillern zu und drückten sich wieder in den Flur. Solange sie im Gänsemarsch durch das Treppenhaus tigerten, sagte keiner ein Wort. Kaum standen sie auf dem kochenden Asphaltplatz, holte Katharina tief Luft.
»So eine Saubande«, zischte sie. »Die Lügen nicht nur uns die Hucke voll, sondern hauen sich auch noch gegenseitig in die Pfanne.«
»Kein Wunder, dass die kurz vor der Pleite standen«, stimmte Gassel zu. »Wie sagte die junge Dame doch gerade? Denen würde ich noch nicht mal eine gebrauchte Zahnbürste abkaufen.«
»Aber mit ’ner gebrauchten Currywurst hätte bestimmt jeder Erfolg bei dir«, schmunzelte Hofmann und zauberte seine Notfallschachtel Kippen ans Tageslicht. Doch anstatt sich eine Fluppe zwischen die Zähne zu stecken, zog er behutsam die Cellophanschicht von der Pappschachtel, steckte die Zigaretten wieder in die linke Jackentasche und griff in die rechte Seite seines Jacketts. Behutsam fingerte er sein Feuerzeug hervor, verpackte es in der Klarsichtfolie und strich vorsichtig einmal über das Plastik des Gasbehälters.
»Ist das irgendeine rituelle Handlung?«, vermutete Gassel.
»Nenn es, wie du willst«, grinste Hofmann. »Als ich der Yuppie-Tussi Feuer gegeben habe, kam mir eine Idee.«
»Dir?«, zweifelte Katharina. »Wie denn?«
»Lach du nur. Wenn die Teppichflusen von dem toten Priester
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