und du bist weg
gesagt haben«, meinte Löffler. »Tatsache ist jedoch, dass der eine oder andere Betrieb der Verlockung nicht widerstehen kann, die Exportbeschränkungen zu ignorieren. Und damit spiele ich nicht nur auf Firmen an, die kriegswaffentaugliches Gerät produzieren. Das betrifft auch andere Güter. Aber Sie sind ja sicher nicht nach Düsseldorf gekommen, um mit mir über die Grundsätze der bundesdeutschen Exportpolitik zu philosophieren. Es geht Ihnen doch wohl um eine ganze bestimmte Firma, wenn ich Sie richtig verstanden habe.«
»Korrekt«, nickte Hofmann. »Burgert & Gumprecht, eine mittelständische Bochumer Klitsche, die in Elektronik macht. Kennen Sie die?«
Löffler stellte seine Jumbotasse beiseite und zückte einen beachtlichen Ordner. Mit seinen feingliedrigen Fingern reichte er seinen Besuchern jeweils zwei eng beschriebene Blätter und lehnte sich zurück.
»Allerdings, über Burgert & Gumprecht gibt es einiges zu sagen«, dozierte er. »Ich war zwar selbst nicht mit dem Fall befasst, aber ich hab noch am Freitag die Akte aus dem Archiv gezogen und ein wenig geblättert. Das scheint eine spezielle Geschichte zu sein.«
Thalbach warf einen flüchtigen Blick auf die Kopien. Löffler hatte sich die Mühe gemacht, die Ereignisse chronologisch aufzulisten. Aus dem Wirrwarr aus Abkürzungen wurde sie nicht schlau, obwohl am Ende der zweiten Seite eine kurze Erklärung stand. Dort war die Schrift allerdings so mikroskopisch klein, dass ihre Augen streikten.
»Können Sie uns das Wichtigste erzählen?«, bat Hofmann. »Für einen ersten Überblick.«
»Gerne. Eigentlich hatten wir die schon fast am Kanthaken, Anklage konnten wir allerdings nie erheben. Aber der Reihe nach. Die Firma hat offensichtlich zu Zeiten des Kalten Krieges hinter dem Eisernen Vorhang dick abgesahnt. Einerseits mit westlicher Computertechnologie, für die die Russen ein wahres Vermögen hingeblättert haben, andererseits mit Schaltanlagen und Messschränken. Uns lagen damals sogar Fotos des BND vor, auf denen eindeutig identifizierbar Güter der Firma in einer russischen Raketenstellung zu erkennen waren; hat aber nichts genutzt. Die Knilche sind uns durch die Lappen gegangen.«
»Wie kam das?«
»Order von oben«, regte sich Löffler auf. »Wir durften die nicht hopsnehmen. Einer der Firmeninhaber, Burgert, war damals Staatssekretär im Wirtschaftsministerium. Und als der merkte, dass es für ihn gefährlich werden konnte, ließ er seine Verbindungen spielen und trat uns gehörig auf die Füße. Es steht zwar nicht in den Akten, aber dem damaligen Leiter unserer Dienststelle muss wohl jemand gesteckt haben, dass es seiner Karriere alles andere als förderlich wäre, wenn er seine Leute nicht zurückpfeift. Und so hat er gemacht, was von ihm verlangt wurde.«
»Ach, so läuft der Hase«, nickte Hofmann.
»An und für sich hätte das Material, das wir gesammelt haben, für eine Anklage locker ausgereicht. Na ja, damals hat uns Burgert blockiert, heute ist die Sache verjährt.«
»Burgert ist tot«, erzählte Katharina, »und es sieht ganz danach aus, als ob sein Tod etwas mit dieser alten Geschichte zu tun haben könnte. Bekommen wir eine Kopie Ihrer Unterlagen?«
Löffler sah einen Augenblick abschätzend herüber. »Meinetwegen. Ich muss das zwar mit meinem Boss klären, dürfte aber kein Problem sein. Ist Burgert denn ermordet worden?«
»Das wissen wir noch nicht«, antwortete Hofmann. »Zwei Tage, nachdem seine Firma verkauft wurde, hat er jedenfalls das Zeitliche gesegnet.«
»Davon hab ich gehört, von dem Verkauf«, meinte Löffler. »Gut möglich, dass die demnächst wieder ein Fall für uns werden.«
»Wieso das?«
Der Zollbeamte lächelte nachsichtig. »Hier pfiffen die Spatzen doch schon lange von den Dächern, dass die kurz vor der Pleite standen. Und der neue Firmeneigner ist uns allerbestens bekannt. In Deutschland waren die zwar noch nicht aktiv, aber man hört so einiges von den Kollegen, mit denen wir international zusammenarbeiten.«
»Klingt interessant«, lockte Katharina. »Gibt es die Geschichte auch in einer Langversion?«
»Der amerikanische Zoll hat den Konzern, der Burgert & Gumprecht gekauft hat, schon seit einiger Zeit auf dem Kieker, die machen dicke Geschäfte in Südamerika und Afrika. Scheinbar geht da einiges nicht mit rechten Dingen zu.«
»Aber was für eine Rolle spielt da Burgerts Firma?«
»Zulieferung«, erläuterte Löffler knapp. »Die stellen nach Auftrag gewisse Bauteile und
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