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und du bist weg

und du bist weg

Titel: und du bist weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo Pointner
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Komponenten fertig, die sie als Werksbedarf für andere Betriebe des Konzerns deklarieren und so problemlos ausführen können. Irgendwo in Transsylvanien werden die Güter umgepackt, neu deklariert und weiterverschoben. Letztendlich kann niemand mehr nachverfolgen, wohin welche Lieferung geht. Auf diese Art könnten die einen kompletten Flugzeugträger in Bauteilen versenden, ohne dass jemand stutzig wird. Globalisierung hat sicherlich Vorteile, aber für unsereinen überwiegen die Nachteile.«
    »Was hat eigentlich dieser amerikanische Konzern davon, eine so marode Firma wie Burgert & Gumprecht zu kaufen?«, fragte Katharina.
    »Frau Kollegin, wir reden da von einem Milliardengeschäft. Vierzig, fünfzig Millionen, die für den Ankauf einer bankrotten Firma draufgeht, amortisieren sich innerhalb kürzester Zeit, vor allem, wenn diese Firma Ausfuhrgenehmigungen in als kritisch eingestufte Staaten besitzt. Fragen Sie mich nicht, wie Burgert das damals gedreht hat, aber der Betrieb in Bochum darf legal fast in die ganze Welt exportieren.«
    »Vielen Dank«, sagte Hofmann aufrichtig. »Sie haben uns sehr geholfen. Was ist mit den Kopien?«
    Löffler kratzte den Rest seines Gebräus aus der Tasse und zwinkerte seinen Gästen zu. »Lassen Sie mir Ihre Karte da, ich seh mal, was sich machen lässt. Spätestens übermorgen haben Sie das Zeug in Bochum.«

33
    »Hier sind die Vorschläge für den Personalumbau«, erklärte Carina Rürich und legte Kalinowski einen Bogen Papier unter die Nase. »Fünfunddreißig insgesamt, bei mehr als der Hälfte kommen wir ohne dicke Abfindung oder Prozess davon. Zehn könnten allerdings Ärger machen.«
    »Gut«, nickte Kalinowski. »Damit haben wir erst mal Luft. Schmidt soll die Problemfälle mit unserem Anwalt durchsprechen.«
    »Ich werde es ihm ausrichten«, grinste die Prokuristin zurück und blieb abwartend vor Kalinowskis Schreibtisch stehen.
    »Ist noch was?«, fragte der nach einer Kunstpause.
    »Ich hätte Sie gerne noch wegen einer anderen Sache gesprochen«, begann Rürich.
    »Im Augenblick ist das schlecht«, lehnte Kalinowski ab. »Morgen würde es mir besser passen.«
    »Mir aber nicht«, gab die Frau zurück und pflanzte sich unaufgefordert hin. »Aus meiner Sicht hat mein Anliegen höchste Priorität.«
    »Also schön, fünf Minuten kann ich erübrigen. Worum geht es?«
    »Mein Gehalt«, sagte Rürich ohne Umschweife. »Als Prokuristin bin ich eine wichtige Repräsentantin der Firma und sollte dementsprechend entlohnt werden.«
    Kalinowski lachte unwillkürlich. »Ihre Prokura ist noch gar nicht im Handelsregister eingetragen. Außerdem ist über diesen Punkt doch schon gesprochen worden.«
    Rürich grinste ebenso breit wie der Geschäftsführer. »Stimmt. In den letzten Tagen habe ich mir unsere Vereinbarung aber noch einmal durch den Kopf gehen lassen. Und ich finde, auch nach den neuen Konditionen bin ich unterbezahlt.«
    »Ansichtssache«, erklärte Kalinowski. »Wenn Gumprecht zurück ist, können wir meinetwegen das Thema zur Sprache bringen. Allein kann ich eh nicht darüber entscheiden.«
    »Sie könnten aber schon mal darüber nachdenken«, widersprach Rürich, wobei sie ihre Sitzposition langsam änderte. Kalinowski hatte eine ähnliche Szene zuletzt in einem Film mit Sharon Stone gesehen und fuhr sich unwillkürlich über die Lippen. »Es haben sich neue Gesichtspunkte ergeben, die eine höhere Bezahlung rechtfertigen.«
    »Über welche Summen reden wir hier eigentlich?«, fragte Kalinowski plötzlich vorsichtig.
    »Nehmen wir für den Anfang eine Verdoppelung meines Gehaltes«, schlug Rürich vor. »Wenn wir uns dann noch auf regelmäßige Steigerungen einigen können, haben Sie in mir eine äußerst motivierte und vor allem diskrete Mitarbeiterin.«
    Kalinowski klackerte mit seinem Kugelschreiber auf die Schreibunterlage und musterte seine Gesprächspartnerin gründlich. »Wie darf ich das verstehen?«, fragte er endlich.
    »Genau so, wie ich es gesagt habe. Motiviert und diskret. Sehr diskret.«
    »Ich weiß zwar nicht, worauf Sie damit anspielen«, erwiderte Kalinowski, »aber wir sollten uns mal in aller Ruhe darüber unterhalten.«
    »Einverstanden«, nickte Rürich. »Schlagen Sie einen Termin vor.«
    »Morgen Abend? Bei mir zu Hause?«
    Die Frau in dem Minirock lachte auf. »Abgelehnt. Mir wäre ein Ort, an dem sich viele Menschen aufhalten, wesentlich lieber.«
    Mit einem trockenen Knacks zerbrach der Kuli zwischen den Pranken des Geschäftsführers.

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