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und du bist weg

und du bist weg

Titel: und du bist weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo Pointner
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das Thema. »So lange die dortigen Kollegen aus der Trachtengruppe angetrunkene Touristen vermöbeln, wäre mir das Pflaster zu heiß. Und dass sich eine Kollegin von der Bereitschaftspolizei erschießt, weil ihr Vorgesetzter sie begrapscht – so etwas könnte bei uns bestimmt auch nicht passieren.«
    »Sicher?«, fragte Brettschneider. »Ich habe über die Bochumer Bereitschaftspolizei so ein paar Geschichten gehört.«
    »Lassen Sie Brettschneider lieber in Frieden«, mahnte Gassel, der gerade aus der Küche kam. »Der geschätzte Kollege gibt sowieso erst Ruhe, wenn er das letzte Wort gehabt hat.«
    »Hat das ZDF Sie jetzt eigentlich angenommen?«, kam Hofmann abrupt auf etwas anderes zu sprechen.
    »Häh?«, fragte der überraschte Bayer.
    »Für Wetten, dass … Oder stimmt es gar nicht, dass Sie vor laufender Kamera demonstrieren wollten, dass Sie die unterschiedlichen Blutgruppen am Geschmack erkennen können?«
    Wielert lernte etwas Neues: Brettschneider war für mindestens fünf Sekunden sprachlos. »Morgen Mittag haben Sie den Bericht«, rettete er sich dann in einen seiner Standardsätze und rauschte ab.
    »Was für eine Laus ist dem denn über die Leber gelaufen?«, erkundigte sich Katharina, die in der Eingangstür beinahe mit dem Gerichtsmediziner zusammengeprallt war.
    »Berthold«, antwortete Gassel. »Was sagen die Nachbarn?«
    »Gar nichts«, meinte die Blonde. »Nach dem Stapel Zeitungen in deren Postkasten zu urteilen, befinden die sich seit mindestens anderthalb Wochen in Urlaub.«
    »Tja, Leute, dann fangen wir mal an zu raten«, sagte Wielert freudlos. »Mord oder Selbstmord?«
    »Weiß nicht«, gestand Hofmann. »Nichts deutet auf einen Kampf oder eine sonstige Auseinandersetzung.«
    »Gibt es einen Abschiedsbrief?«
    »Bisher hat die Kriminaltechnik nichts gefunden«, schüttelte Wielert den Kopf.
    »Gehen wir eine Sekunde lang mal von Selbstmord aus«, überlegte Gassel. »Am Donnerstagabend findet Kalinowski, nachdem er aus Bukarest zurück ist, eine Mitteilung Gumprechts auf seinem Anrufbeantworter vor. Demnach wollte Gumprecht nach Genf. Warum das Theater, wenn er vorhatte, sich umzubringen?«
    »Gute Frage«, nickte Wielert. »Zunächst würde mich interessieren, ob dieses Telefonat überhaupt stattgefunden hat.«
    »Ich sagte, wir sollten erst mal von einem Selbstmord ausgehen«, beharrte der Dicke. »Es gibt doch wirklich überhaupt keinen Grund für diesen Anruf, es sei denn, Gumprecht hat sich ganz spontan entschlossen, eine neue Krawatte zu probieren.«
    »Vielleicht wollte er ein wenig Ruhe, um sich alles ausführlich durch den Kopf gehen zu lassen«, meinte Hofmann. »Die wenigsten Menschen bringen sich von einer Sekunde auf die andere um. Meistens geht dem ein langwieriger Prozess voraus.«
    »Bei so einer schlechten Ausrede?«, mischte sich Katharina wieder ein. »Angenommen, Gumprecht rief Kalinowski wirklich an und erzählt ihm diese Story von dem Blitzbesuch in Genf. Sollte Gumprecht dieses Investitionsprojekt erfunden haben, hätte sein Kumpel doch misstrauisch werden müssen.«
    »Ein Punkt, der sich schnell klären lässt«, sagte Wielert ruhig. »Das kriegen wir raus.«
    »Konnte die Putzfrau etwas Sinnvolles von sich geben?«
    »Eher weniger«, bedauerte Gassel. »Die Frau ist mit einem Schock ins Krankenhaus gebracht worden. Nachdem sie uns angerufen hat, ist sie zusammengebrochen.«
    »Von wo aus hat sie angerufen?«, hakte Katharina nach. »Wie viele Telefone gibt es in dieser Bude eigentlich?«
    »Drei«, antwortete Hofmann sofort. »Eins hier in der Diele, eins im Schlafzimmer, ein weiteres im Arbeitszimmer.«
    »Eben«, fuhr Katharina fort. »Meines Erachtens wird sich die Frau den erstbesten Hörer gegriffen haben.«
    »Worauf willst du eigentlich hinaus?«, schnaufte Gassel.
    »Ganz einfach. Falls Gumprecht Kalinowski tatsächlich angerufen hat, muss das eines seiner letzten Gespräche gewesen sein, wenn nicht sogar das letzte überhaupt. Heutzutage gibt es doch kaum noch Apparate ohne Wahl Wiederholung.«
    »Ins Arbeitszimmer können wir schon rein«, kommandierte Wielert. »Nach Ihnen.«
    Der Begriff ›Arbeitszimmer‹ war für den ausgebauten Dachboden etwas deplaziert. In einer Ecke des Raumes stand unter einem Atelierfenster zwar ein Schreibtisch, auf dem ein riesiger Computermonitor thronte, aber ansonsten schien Gumprecht hier seine Freizeit zu verbringen. An der Wand hinter dem Schreibtisch hingen zwei Geldspielautomaten, in der Mitte des Raumes befand

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