und du bist weg
sich ein nagelneu aussehender Poolbillardtisch. Auf der anderen Seite erkannten die Beamten mehrere prallvolle Bücherregale. Offensichtlich war der Tote ein leidenschaftlicher Anhänger von Krimis gewesen. Allein drei Regalbretter waren mit den schwarz gecoverten Romanen eines Dortmunder Verlages zugepflastert. Neben den Regalen stand eine gemütlich aussehende Couch, auf der sich weiterer Lesestoff befand. Als Letztes hatte sich Gumprecht wohl durch einen Krimi gestöbert, dessen Titel ein blutender Punker und ein Polizeistiefel zierten.
»Oh Gott, ein Liebhaber anspruchsvoller Literatur«, ätzte Hofmann, als er einen Blick auf die Bücher geworfen hatte. »Bei diesen Schreiberlingen klären sich die Fälle immer so im Vorbeigehen und bis dahin stehen die Polizeibeamten als blöde Trottel da.«
»Vielleicht kennen die dich«, entgegnete Katharina und quetschte sich an dem Billardtisch vorbei. Mit gierigen Fingern schnappte sie sich den Hörer und drückte auf die Rufwiederholung.
»Und?«, lauerte Wielert neugierig.
»Kalinowskis Anrufbeantworter«, nickte sie mit enttäuschter Miene. »Scheiße. Der hat den tatsächlich angerufen.«
»Beweist lediglich ein stattgefundenes Telefonat«, beruhigte sie Gassel.
»Warte mal, mit dem Apparat kannst du dir anzeigen lassen, wann du mit wem telefoniert hast«, erklärte Katharina. »Hier, mit der Journaltaste.«
»Es lebe ISDN«, freute sich Hofmann und beugte sich genau wie die anderen neugierig über das Telefon.
»Hier ist es«, meinte Katharina. »Am Donnerstag, kurz nach neun Uhr abends.«
»Kann ich mal sehen?«, drängte Gassel und lehnte sich auf die Schreibtischplatte, wobei er mit seinen Wurstfingern gegen das Mousepad stieß. Plötzlich machte der Monitor leise ›Klick‹, das CD-ROM-Laufwerk des Computers unter der Tischplatte surrte und auf dem Bildschirm erschien das weltbekannte Logo eines erbärmlichen Betriebssystems.
»Ich hab gar nichts gemacht«, verteidigte sich der Dicke.
»Und ob. Die Kiste muss die ganze Zeit gelaufen sein; wenn keiner den PC benutzt, schalten sich die Bildschirme neueren Datums nach einer gewissen Zeit irgendwann ab und gehen in einen Energiesparmodus. Erst, wenn du auf eine Taste drückst oder die Maus bewegst, springen die wieder an.«
»Funktioniert das auch noch nach mehreren Tagen?«, fragte Wielert, der mit PCs nichts am Hut hatte.
»Klar«, nickte Katharina. »Hier, Gumprecht hat zuletzt an dieser Datei gearbeitet.«
Dabei zeigte sie auf ein winziges rechteckiges Fenster am unteren Rand des Bildschirms. Sie fuhr mit dem Mauszeiger auf das Feld und klickte es an. Das Bild auf dem Monitors veränderte sich sofort.
»Verstehst du, was du da siehst?«, kratzte sich Gassel nachdenklich hinter dem Ohr.
»Himmel, das ist eine WAV-Datei«, erklärte die Blonde überrascht.
»Bellt die?«, fragte Hofmann ungeduldig.
»Quatsch. Eine Audioaufzeichnung. Entweder für Musik oder für Sprache.«
»Starten Sie das Ding doch mal«, bat Wielert.
»Bringt nichts. Ich seh hier zwar ein Mikrofon, aber nirgendwo Boxen.«
»Packen wir den Kram ein«, entschied Wielert. »Im Präsidium werden wir das hoffentlich ans Laufen kriegen.«
37
»Genau wie in alten Zeiten, was?«, schmunzelte Hofmann.
»Halt den Mund«, gab Katharina müde zurück. »Beim nächsten Kind nehm ich Erziehungsurlaub, egal, ob Ulli weniger verdient als ich.«
»Also wollt ihr ein zweites ansetzen? Krieg doch erst mal das erste aus den Windeln.«
»Sag das Ulli, nicht mir. Halt mal einen Moment, ich muss was essen.«
Verdattert blieb Hofmann zurück und starrte Katharina ungläubig nach. In Windeseile war die Blonde in der jüngst eröffneten Filiale des größten McDonalds-Konkurrenten verschwunden und verhandelte gestikulierend mit einer Bedienung. Kurz darauf kam sie mit einer prallvollen Tüte zurück.
»Ich glaub, ich spinne«, wunderte sich der Stoppelhaarige. »Du und Junkfood?«
»Gelegentlich muss man über seinen Schatten springen. Einmal im Jahr ein Whopper mit Pommes wird mich nicht umbringen. Außerdem habe ich, im Gegensatz zu dir, den ganzen Tag noch nichts gegessen.«
Während Katharina wie eine Irre die Kartoffelstäbchen in sich hineinschaufelte, behielt Hofmann die Kortumstraße im Blick. Gelegentlich kam ihm zwar ein Obdachloser unter die Augen, Heini war aber nicht zu entdecken.
»Versuchen wir es an dem Krankenhaus, wo er sich immer zum Pennen hinhaut«, schlug er vor.
Katharina zwirbelte inzwischen das Papier von ihrem
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