und ein Hund mit Herzklopfen
Pfeffer so gut wie an der Angel.
Leider verhält sich meine Angel alles andere als angelmäßig. Das Handy will einfach nicht ruhig nach unten baumeln. Im Gegenteil. Wie das Pendel einer Wahrsagerin gewinnt es immer mehr an Fahrt. Das grenzt ja direkt an Zauberei.
Ich blicke Hilfe suchend zu Jonas hinüber, aber der guckt nur ziemlich entsetzt. Das ist gerade nicht sehr hilfreich. Es wäre mir lieber, er hätte den Schlangenbeschwörer-Blick drauf oder den eines Hypnotiseurs.
Im letzten Moment, als das Handy schon wilde Kreise und Kurven schlägt, kapiere ich endlich, was die Turbulenzen verursacht.
Ich selbst! Ich zittere auf diesem bescheuerten Baum wie ein totaler Feigling. Selbst meine Zähne klappern vor Angst.
Also nichts wie runter, damit ich wieder festen Boden unter die Füße kriege. Da kann Jonas mit mir meckern, so viel er will. Gerade als ich das Handy im Zeitlupentempo nach oben ziehe – jetzt bloß nicht die Nerven verlieren, jetzt bloß nicht die Nerven verlieren – höre ich eine Frauenstimme kichern: „Guck mal, Charly. Hier wachsen die Handys schon an den Bäumen.“
Entsetzt schaue ich nach unten. Gerade in diesem Moment schauen Mama und Sebastian Pfeffer neugierig nach oben. Mir bleibt das Herz stehen. Ich kann sogar Mamas unterschiedliche Augenfarben erkennen – sie hat links ein blaues und rechts ein grünes Auge – und den kleinen Hund um ihren Hals.
Aber wie durch ein Wunder entdecken sie mich nicht.
Stattdessen ruft Herr Pfeffer laut: „Sieh doch mal, Klementine. Eine Sternschnuppe!“ Er deutet an mir vorbei in den Himmel.
„Oh wie schön“, sagt Mama. „Augen zu und ganz schnell was wünschen!“
Und während Mama, Sebastian Pfeffer und die halbe Blaue Lagune sich jetzt etwas wünschen, klettere ich mit meinen Puddingbeinen von dem Kastanienbaum herunter und rette mich neben Jonas hinter den Malvenbusch.
„Ich bin ja so was von fertig“, keuche ich und würde vor Erschöpfung am liebsten losheulen. „So eine Angst hatte ich noch nie im Leben!“ Ich wische mir eine einzelne Träne aus dem Augenwinkel.
„Fertig!“, sagt Jonas zufrieden und strahlt mich an. „Hast du dir auch was gewünscht, Maxie? So helle Sternschnuppen gibt es nur alle Jubeljahre mal.“
Boah! Im Nu jagt mein Puls in noch astronomischere Höhen, falls das überhaupt möglich ist. „Du bist echt eine total doofe Pfefferpfeife!“, meckere ich los. „Ich riskiere mein Leben auf einem Kastanienbaum für uns und du guckst in die Luft und hältst nach Sternschnuppen Ausschau. Ich bin fast abgestürzt, weil ich da oben eine Schwindelattacke hatte.“
Ich habe die Faxen plötzlich richtig dicke und stehe auf. „Ich will jetzt sofort nach Hause“, sage ich und kann nicht verhindern, dass sich das ziemlich weinerlich anhört. Ich renne schon mal vor zu meinem Fahrrad und schwinge mich auf meinen Sattel.
Bevor ich in die Pedale treten kann, hat mich Jonas eingeholt und hält meinen Lenker fest. „Halt!“, sagt er. „Maxie, ich finde, du bist eine richtige Heldin. Wie du da oben im Baum gehangen hast – mir wurde total schummrig. Für heute haben wir doch schon richtig viel herausgefunden und Fotos haben wir auch. Wir können ja nicht alles an einem Abend schaffen, das ist bei richtigen Profis auch nicht so, und schief geht auch mal was. Vielleicht ist ja doch ein Ton auf dem Handy. Das checken wir zu Hause gleich mal. Okay?“
Ich hole tief Luft. Plötzlich weiß ich selbst nicht mehr, warum ich gerade fast durchgedreht bin. Aber seit unser Papa nicht mehr lebt, waren wir immer alle mit Mama zusammen und jetzt geht sie plötzlich mit diesem Sebastian Pfeffer aus und lacht sich ohne uns kaputt. Das ist irgendwie ungerecht. Oder nicht?
„Übrigens, der Wunsch an die Sternschnuppe eben, den hab ich für dich mitgewünscht“, sagt Jonas und kratzt sich verlegen an der Nase.
„Ist ja nett“, sage ich. „Danke.“ Auf einmal werde ich tatsächlich rot, ich dumme Pflaume. Hastig radle ich los und achte darauf, dass mich Jonas bis zu Hause nicht mehr einholt.
„Leute, auf keinen Fall werde ich Detektivin, wenn ich mit der Schule fertig bin“, kreische ich aufgekratzt und stürme auf den Dachboden. Dort erwarten uns Paula und Kassia schon sehnsüchtig.
„Mir tut jeder Knochen weh vom Beobachten und dann hat mich Jonas auch noch für Tonaufnahmen in einen Kastanienbaum gescheucht, aus dem ich beinahe abgestürzt wäre.“ Ich werfe mich bäuchlings auf das Matratzenlager und vergrabe mein
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