und ein Hund mit Herzklopfen
schon öfter aufgefallen, weil er mir besonders nervig vorkommt. Er macht auch heute keine Ausnahme.
„Halloooo! Da geht ja direkt die Sonne auf. Bist du neu hier oder warum sind mir deine tollen blauen Augen bisher noch nicht aufgefallen?“
Er knallt sich direkt neben Paula ins Gras und versucht sich an einem schmachtenden Gesichtsausdruck, wobei er einfach nur dämlich aussieht.
Paula guckt zuerst ihn und dann mich verwundert an.
Ich schüttle den Kopf. Nicht dass sie womöglich denkt, Anton sei ein Kumpel von mir. „Lass meine Freundin in Ruhe, du Loser“, fauche ich.
Anton betrachtet mich wie ein lästiges Insekt. Dabei habe ich ihm in diesem Sommer schon zweimal mein Fahrradflickzeug geliehen, weil er einen Platten hatte. „Hoppla“, sagt er überheblich. „Da ist aber jemand derbe eifersüchtig.“
Mir wird ganz schummrig vor Ärger. „Hat dir die Hitze das Hirn aus dem Kopf gebrannt?“, wettere ich los.
Am liebsten würde ich ihm eine kleben. Aber erstens finde ich Prügeln doof und zweitens würde ich sicher den Kürzeren ziehen. Er hat Oberarme so dick wie Äste und beherrscht alle möglichen Kampfsportarten. Jeder weiß, dass Anton auch auf unserem Schulhof nicht gerade zimperlich mit Mädchen umgeht.
„Spiel dich nicht auf, Zwerg“, antwortet Anton mit scharfer Stimme. „Du bist hier eindeutig überflüssig. Also verzieh dich ins Planschbecken, während Beauty und ich ein bisschen talken.“
Ich höre Paula ein zischendes Geräusch durch ihre Zahnlücke ausstoßen.
Nein, halt! Nicht dass jetzt jemand denkt, meiner süßen Freundin fehlten ein Zahn oder zwei. Es ist nur einfach so, dass ihre oberen Schneidezähne einen Tick weiter auseinanderstehen, als bei anderen Leuten. Weil sie früher ihre Zahnspange immer wieder heimlich rausgenommen und überall liegen gelassen hat, ist die Lücke geblieben. Das sieht aber gar nicht schlimm aus, im Gegenteil. Die Lücke gehört zu Paula wie mein herzförmiges Muttermal auf dem Knie zu mir.
Ziemlich verschärft finde ich es allerdings, dass sie Töne fabrizieren kann, indem sie Luft durch die Lücke pustet. Je nach Stimmung verändern sich die Klänge. Einmal hat sie sich so sehr über ein Freundschaftsarmband von mir gefreut, dass sich der Ton wie ein wunderschöner Harfendreiklang angehört hat.
Den Ton, den sie gerade produziert hat, kenne ich jedoch noch gar nicht. Ich bin aber froh, dass er nicht mir gilt. Ich würde ihn ungefähr so beschreiben: eine Mischung aus Kobra und grüner Mamba. Auf jeden Fall gefährlich und höchst giftig.
Sogar Anton ist aufgefallen, dass dieser Zischlaut nichts Gutes zu bedeuten hat. Er schaut sich nämlich höchst unbehaglich um, so als ob er jeden Moment einen Angriff der Killerskorpione aus dem Gebüsch erwarten würde.
„Du bist ja affig!“, sagt Paula scharf. „Wie sprichst du denn mit meiner besten Freundin? Du entschuldigst dich auf der Stelle, sonst beiße ich dir ein Ohr ab.“
Leider ist Anton noch dümmer, als ich es für möglich gehalten habe. Denn er interpretiert Paulas Satz als Aufforderung, noch mehr Blödsinn auszuspucken.
„Wow, Baby, Baby. Gegen ein bisschen Ohr-Geknutsche habe ich echt nichts. Leg los!“ Er hält ihr erwartungsvoll sein Gesicht hin.
Ich halte die Luft an, denn ich ahne, was jetzt gleich passiert. Nämlich das, was ich mir verkniffen habe.
Paula schallert Anton eine. So fest, dass es sich wie ein explodierender Knallfrosch anhört. „Dummbacke!“, sagt sie ganz ruhig. „Verschwinde, bevor mir schlecht wird.“
Ich habe keine Ahnung, wie die Jungs in London drauf sind. Von Engländern sagt man ja immer, dass sie gute Manieren und Respekt vor Mädchen haben. Jedenfalls steht das so in den Storys, die wir im Englischunterricht lesen.
Bei Anton trifft beides nicht zu. Aber er ist ja auch kein Engländer. Er stürzt sich mit einem Aufschrei auf Paula. Seine Haut ist knallrot, als hätte er zu heiß gebadet. Ich gewinne in dieser Sache keine Retterinnen-Medaille, denn ich starre ihn wie ein gelähmtes Kaninchen an.
Zum Glück hat Paula gute Reflexe. Sie hechtet zur Seite und Anton stolpert haarscharf an ihr vorbei. Im selben Augenblick schreit sie aus Leibeskräften: „Daiiiiiiiiiiiisyyyyyyyy!“
Jonas und Daisy tummeln sich immer noch total vergnügt im See und haben nichts von dem Affentheater an Land mitgekriegt. Eine Tausendstelsekunde, nachdem Paula ihren Hund gerufen hat, spitzt Daisy die Ohren. Dann rast sie mit ihrem Schwan um den Bauch los und fliegt
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