Und eines Tages kommt das Glück
die Arme und erklärte ihr sanft, dass sie zwar alle Veronicas Kinder seien, dass Darragh und Kathryn aber einen anderen Vater hätten. Tom, erklärte er ihr, sei im Himmel und sie müsse es verstehen, dass Kathryn und Darragh ihren Dad manchmal vermissten.
»Ist er bei Titch?« Erst in der Woche zuvor hatten sie Romys Lieblingsgoldfisch begraben.
»Genau«, antwortete Dermot.
»Ich hoffe, er denkt daran, ihn zu füttern«, sagte Romy.
Eingehüllt in die Decke der Fluggesellschaft, musste sie schmunzeln über ihre damalige Naivität. Zu der Zeit hatte sie keinen weiteren Gedanken an das Problem ihrer unterschiedlichen Väter verschwendet. Für sie war das nicht wichtig, obwohl ihr in dem Moment zum ersten Mal auffiel, dass sie Romy Kilkenny, Darragh und Kathryn aber Dolan mit Nachnamen hießen. Veronica hieß schließlich auch Kilkenny, und so war Romy überzeugt, dass es besser war, eine Kilkenny zu sein als eine Dolan – ganz gleich, was Darragh und Kathryn denken mochten.
Erst als Romy älter wurde, musste sie einsehen, dass es wichtig war und dass es eine Rolle spielte. So hatte sie lange nicht gewusst, dass Darragh sehr unglücklich gewesen war, als Veronica beschlossen hatte, Dermot zu heiraten. Zu der Zeit war es reine Opposition dagegen gewesen, dass ein neuer Mann die Stelle seines Vaters einnahm. Nach Toms Tod hatte Darragh sich als Mann im Haus und verantwortlich für alles gefühlt. (Veronica hatte dies am Tag der Beerdigung tatsächlich zu ihm gesagt, und Darragh hatte es anscheinend nie vergessen.) Dermots Erscheinen hatte das alles verändert. Zudem hatte es einigen Widerstand in Veronicas Familie gegeben, und auch ihre Freunde hatten leicht amüsiert zur Kenntnis genommen, dass sie einen Mann zu heiraten gedachte, der sechs Jahre jünger war als sie. Doch von alldem hatte Romy nie etwas mitbekommen. Für sie waren Veronica und Dermot ihre Eltern, zwei erwachsene Menschen, und es war egal, wie alt sie waren. Nur hin und wieder hatte sie bei den unregelmäßigen Familientreffen den einen oder anderen Gesprächsfetzen aufgeschnappt, in dem man sich darüber mokierte, dass Veronica sich diesen jungen, gut aussehenden Fotojournalisten geangelt hatte, gelegentlich gefolgt von einer hämischen Bemerkung über das ungleiche Paar. Damals hatte Romy das nicht so recht verstanden, aber dass es nicht positiv gemeint war, das hatte sie begriffen.
Romy hatte versucht, mit Kathryn darüber zu reden, aber Kathryn hatte als Teenager andere Interessen, als mit ihrer kleinen Halbschwester zu diskutieren. Verächtlich hatte sie nur gemeint, dass es ihr egal sei, wer zu wem gehöre, und dass Dermot der einzige Vater sei, den sie je gekannt habe. Sie sei schließlich noch ein Baby gewesen, als Tom gestorben war. Doch Blutsbande seien durchaus wichtig, hatte sie gesagt, und auch die Tatsache, dass Dermot eigentlich nicht mit ihr verwandt war.
»Aber du nennst ihn doch Dad«, hatte Romy erwidert. Sicher würde sie das tun. Schließlich würde er sie wie eine Tochter behandeln,
und da sei es nur logisch, ihn Dad zu nennen. Aber wenn sie älter wäre, hatte Kathryn hinzugefügt, würde sie ihn wahrscheinlich Dermot nennen, da er letztendlich doch nicht ihr Vater war.
Romy hatte das durchaus verstanden, sich in späteren Jahren aber trotzdem die Frage gestellt, ob dieses Gefühl – mein Vater gegen deinen Vater – wohl für immer vorherrschen und einen Keil zwischen die Geschwister treiben würde, egal, wie nahe sie einander eigentlich standen. Und sie fragte sich, ob ihre eigene Beziehung zu ihrer Mutter auch immer eine andere wäre, weil Veronica und Dermot als Paar so anders waren als die perfekten Eheleute, die Veronica und Tom gewesen zu sein schienen.
Je erfolgreicher die Firma, die Tom Dolan gegründet hatte, im Lauf der Jahre wurde, desto mehr vertieften sich die Gräben zwischen ihnen. Tom Dolan war der alleinige Inhaber gewesen und hatte das Geschäft bei seinem Tod Veronica, Darragh und Kathryn hinterlassen. Veronica gehörte die eine Hälfte davon, während die andere Hälfte als Treuhandfonds für Darragh und Kathryn bis zu deren einundzwanzigstem Geburtstag angelegt worden war. Bei ihrer Hochzeit mit Tom hatte Veronica bestimmt nicht geahnt, dass das von ihm gegründete Unternehmen ihr Jahre später ein sorgenfreies und finanziell abgesichertes Leben ermöglichen würde. Sie selbst hatte kein besonderes Interesse an dem Geschäft, aber sie war eine kluge Frau und sorgte dafür, dass gute
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